Zeugnisse und Lebenslauf sagen nur selten die ganze Wahrheit. Auch auf Anrufe bei früheren Arbeitgebern können sich Handwerksunternehmer nicht richtig verlassen: Wer weiß schon, warum ein Ex-Chef dieses oder jenes erzählt?
Also bleibt Ihnen nur das Vorstellungsgespräch, um sich ein Bild zu machen. Dort laufen Sie jedoch Gefahr, dass der Bewerber vorbereitete Antworten abspult.
Das ist ja auch leicht, geht es doch um die immer gleichen Fragen: Warum möchten Sie für uns arbeiten? Was haben Sie bisher gemacht? Wo liegen Ihre Stärken? Wie belastbar sind Sie? Wie teamfähig sind Sie?...
Wenn Sie mehr erfahren wollen, müssen Sie die den Bewerber aus der Reserve locken. Dabei helfen Ihnen die folgenden Fragen, die Sie im Gespräch einfließen lassen können.
1. "Was ist denn bloß mit Werder los?"
Ob Werder Bremen oder ein anderer Fußballverein Ihrer Wahl: Es geht nur darum, eine Einstiegsfrage zu finden, bei der sich der Bewerber erst einmal etwas entspannen kann. Außerdem entsteht durch diesen Small Talk eine Art Vertrauen, wodurch Sie auch bei anderen Fragen deutlich ehrlichere Antworten erhalten.
2. "Wenn ich drei Ihrer früheren Arbeitgeber anrufen würde, wie würden die Sie beschreiben?
Diese Frage ist eigentlich ziemlich gemein, weil der Bewerber nicht weiß, ob Sie das wirklich tun werden - oder sogar schon getan haben. Die Folge: Die Kandidaten werden dazu neigen, die Wahrheit zu erzählen und sogar eher Negatives in den Vordergrund zu stellen, um nicht als unehrlich zu gelten.
3. " Erzählen Sie mir von einem Auftrag / einer Baustelle, bei der Sie deutlich früher fertig wurden als geplant."
Bewerber stellen sich in der Regel etwas besser dar, als sie wirklich sind. Das funktioniert am besten, wenn sie sich an vorbereitete Aufzählungen halten (was sie können, was sie erreicht haben usw.). Genau das geht bei dieser Frage nicht. Hier wird der Bewerber etwas darüber erzählen, wie er Aufgaben anpackt. Fällt ihm dazu nur ein, dass sich sein Chef wohl verplant hat, dann wissen Sie zumindest, dass dieser Bewerber mit Eigeninitiative nichts am Hut hat.
4. "Und jetzt erzählen Sie mir von einem Auftrag/einer Baustelle, bei der Sie deutlich länger brauchten als geplant."
Hier können Sie etwas darüber erfahren, wie Ihr Bewerber mit Krisen und Druck umgeht. Übernimmt er Verantwortung, oder sind die anderen Schuld? Hängt er sich rein, wenn es sein muss?
5. "Was war die härteste Kritik, die Sie sich jemals anhören mussten - und was haben Sie daraus gelernt?"
Auch auf diese Frage haben Bewerber keine auswendig gelernte Antwort im Köcher. Denn anders als bei der Frage "Was sind Ihre Schwächen?" können sie hier keine Aufzählung kleinerer Schwächen abliefern. Stattdessen müssen sie wirklich einen Moment überlegen - und können gleichzeitig zeigen, dass sie Kritik annehmen können.
Sie wollen wissen, ob ein Bewerber in Ihr Team passt und nicht nur Urlaub, Pausen und Lohn im Kopf hat? Dabei helfen unsere Fragen auf der nächsten Seite.
Worauf kommt es dem Bewerber wirklich an?
6. "Was hat Ihnen in Ihrem bisherigen Berufsleben die größte Befriedigung verschafft?"
Das ist eine sehr wichtige Frage, denn hier können Sie einiges darüber erfahren, was diesen Bewerber antreibt und wie Sie ihn wahrscheinlich sinnvoll einsetzen können.
7. "Wenn Sie morgen bei uns anfangen würden: Wie würden Sie Ihren ersten Tag hier beginnen und was wäre das Wichtigste in den ersten Tagen?"
Die Antwort auf diese Frage zeigt Ihnen, wie praktisch der Bewerber denkt. Niemand wird von einem neuen Gesellen erwarten, dass er am ersten Tag schon komplett selbstständig arbeitet. Natürlich muss er erst einmal die Kollegen, den Betrieb und die Abläufe kennenlernen. Aber seine Antwort wird Ihnen zeigen, wie intensiv Sie sich um diesen neuen Mitarbeiter in den ersten Wochen voraussichtlich kümmern müssten.
8. "Haben Sie Fragen an mich/uns"?
Hier zeigt sich, was den Bewerber wirklich interessiert: Fragt er nur nach Lohn und Urlaub, oder interessiert er sich für seine Aufgaben, das Team, vielleicht sogar für Weiterbildungsmöglichkeiten?
Weitere Informationen zum Thema:
(jw)
