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Felsen, Faust & Füße

Der Goetheweg im Harz ist eine beliebte Wanderroute. Damit der Aufstieg zum Brocken künftig sicherer wird, befestigt ein Unternehmer aus Sachsen-Anhalt jetzt den Weg. Dann kann der Winter kommen.

Von Martina Jahn

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18 Uhr: Die letzten Wanderer kehren von der Bergspitze zurück und gehen den Weg hinunter ins Tal. Knapp einen Kilometer unter dem Gipfel des Brockens, dem höchsten Berg in Norddeutschland, beginnt jetzt für das Team von Dieter Heydecke die Arbeit. Der Bagger steht schon bereit, der Kipper fährt vor. Der Tiefbaumeister aus Hasselfelde ist mit seinem Lieferwagen gerade den Berg hinaufgefahren. Einmal am Tag schaue ich hier hoch. Zwei seiner Leute arbeiten nachts durch. Einen Wohnwagen zum Ausruhen haben sie am Weg abgestellt.

Der Ausbau des Weges war schon einige Zeit Thema. Seit über zehn Jahren wird darum gestritten, was hier passieren soll, sagt Heydecke. Dass noch kein Unfall passiert ist, finde er erstaunlich. Die Gefahr hat der Nationalpark Harz erkannt. Der bisherige Weg war im Winter nicht räumbar. Nach der Wiederaufnahme des Verkehrs der Brockenbahn und der Einführung eines Winterfahrplans wichen die Wanderer auf die geräumten Gleise aus. Bei Wind und Wetter hört man den Zug sehr spät und die Zugführer können so schnell nicht reagieren, erklärt Friedhart Knolle, Sprecher des Nationalparks.

Der Goetheweg ist für viele Touristen eine beliebte Wanderroute. Über die Grenzen des Landes hinaus wurde der Weg bekannt, nachdem Johann Wolfgang Goethe, wie er damals noch hieß, im Dezember 1777 hier zu seiner ersten Brockenbesteigung aufbrach. Die Wanderung durch unwegsames Gelände bei hohem Schnee hinterließ einen nachhaltigen Eindruck bei dem in einer schöpferischen Krise steckenden Dichter. Seine Erlebnisse verarbeitete Goethe im Faust.

Der lange Weg hoch hinauf

Acht Kilometer lang ist der Weg von Torfhaus zum Brocken, es geht hinauf auf 1142 Meter. Auf der Strecke überwinden Wanderer etwa 330 Höhenmeter. Nach Angaben des Nationalparks Harz ist die Strecke gut begehbar und der Aufstieg leicht zu schaffen. Für den Hin- und Rückweg sollten Wanderbegeisterte mindestens sechs Stunden einplanen. Und sich gut ausrüsten: mit wetterfester Kleidung und festem Schuhwerk.

Welche Route Goethe seinerzeit eingeschlagen hat, ist heute nicht mehr zu rekonstruieren. Dass er nicht denselben Weg gegangen ist, den Millionen von Touristen jedes Jahr gehen, steht jedoch fest.

Und wie soll der neue Goetheweg aussehen? Der bahnbegleitende Wegverlauf bleibt erhalten. Die vorhandenen Torflager werden nicht abgetragen, sondern mit Methoden aus dem modernen Straßenbau stabilisiert und überbrückt, sagt Knolle. Der drei Meter breite Weg soll dann für die Wanderer im Winter gut präpariert werden.

Damit die Besucher des Brockens weiterhin freien Zugang zum Weg haben, darf die Tiefbaufirma nur nachts arbeiten. Morgens um Neun muss der Weg wieder frei sein. Das bedeutet, dass Maschinen und Werkzeuge wieder weggeräumt werden müssen. Und abends fahren die Handwerker ihre Geschütze wieder auf.

Harte Arbeit unter extremen Bedingungen

Einfach ist die Nachtarbeit jedoch nicht, berichtet der Chef, der 15 Mitarbeiter beschäftigt. Wir haben mit extremen Bedingungen zu kämpfen. Nebel, Regen und niedrige Temperaturen beeinflussen die Arbeit. Wenn die Sicht zu schlecht ist, lasse ich meine Männer nicht arbeiten, sagt der gebürtige Harzer. Das sei zu gefährlich. Mehrere Tage Totalausfall habe er deshalb schon gehabt. Probleme bereitet auch der Boden. Denn die Moore unter dem Weg sind bis zu 1,5 Meter tief. Heydeckes Mannschaft trägt eine Schicht ab, füllt sie mit Sand auf und ebnet den Weg mit der abgetragenen Schicht. Eigentlich wollte der Unternehmer mit 30-Tonnen-Maschinen anrücken. Aber die wären im Morast versunken.

Außerdem finden abgetragene Materialien keinen Platz auf dem schmalen Weg: Links verlaufen die Bahnschienen und rechts die unter Naturschutz stehende Heide. Deshalb kann immer nur das auf dem Weg gelagert werden, was für den nächsten Abschnitt notwendig ist. Stück für Stück arbeiten sich die Bagger vorwärts. Im Schnitt schaffen wir 20 Meter pro Tag, sagt Heydecke, der zwei Lehrlinge ausbildet.

Der erste Bauabschnitt ist insgesamt 850 Meter lang. Der Weg soll nach den Bauarbeiten so natürlich wie möglich wieder hergestellt werden. Die großen Steine, die auf dem alten Stück liegen, werden wenn möglich ganz herausgenommen und nach Abschluss der Wegbefestigung wieder verteilt.

Seit Mitte Juli sind die Maschinen nun schon im Einsatz. Mitte Oktober soll das erste Stück des neuen Goethewegs fertig sein. Denn spätestens dann kommt der erste Schnee und die Wanderer werden auf sicherem Boden gehen.

www.nationalpark-harz.de

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