Von Jörg Wiebking
Klaus und Dirk Deters haben Großes vor: 20 Prozent Anteil am deutschen Markt für Rettungs- und Katastrophenschutzboote wollen die beiden Bootsbaumeister aus Berne mit Eigenentwicklungen in den nächsten Jahren übernehmen. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht, glauben die Brüder. Wir hatten jede Menge Interessenten auf der boot in Düsseldorf, berichtet Dirk Deters. Wochen nach der Messe arbeiten sie immer noch Anfragen ab und schreiben Angebote.
Foto: Wiebking
Die Anfrage eines Bekannten, der für die DLRG in Bremen arbeitet, hatte die Handwerksmeister auf den Markt aufmerksam gemacht. Bis dahin hatten sie solche Boote zwar noch nicht gebaut, doch sie mögen Herausforderungen. Die Deters konstruierten ein neues Modell, das sowohl die Wünsche des Kunden wie auch die DIN erfüllt. Längst ist dieses erste Modell im Einsatz, allein die Bremer DLRG hat fünf Boote in Dienst gestellt. Es folgten Aufträge von Wasserwacht und Rettungsdiensten. Seitdem haben wir jedes Jahr ein weiteres Modell entwickelt und auf den Markt gebracht, berichtet Dirk Deters, das nächste für den Einsatz in rauem Wasser sei schon in Arbeit. Die kleine Rettungsbootfamilie ist sogar international im Einsatz auf österreichischen Seen genauso wie auf den Off-Shore-Ölfeldern Nigerias.
Zuhause im Werftland
Die Deters, deren Familie hier seit fast 100 Jahren Boote und Yachten baut, scheuen keineswegs die Ferne: Wenn unsere Kunden uns brauchen, dann schnappen wir uns unser Werkzeug und fliegen auch nach Südfrankreich oder Mallorca, das kommt häufiger vor. Doch das Land zwischen Weser und Ems liegt ihnen am Herzen. Es ist Werftland. Dicht an dicht liegen hier handwerkliche Bootsbauer und Großwerften am Fluss, der eine bringt Yachten zu Wasser, der andere Containerschiffe. Konkurrenten sieht Klaus Deters hier nicht, eher Kunden, Zulieferer, Freunde. Für ihn ist es das goldene Dreieck des Boots- und Schiffsbaus. Nirgendwo auf der Welt gebe es so viel Branchen-Know-how wie in dieser Region.
Die Beziehung ist herzlich, sie scherzen miteinander, Angst hat hier niemand vorm Chef Respekt hingegen schon. Sein Rat ist gefragt, wenn er durch die Werkhalle geht, in der es matt schimmert. Das wichtigste Material hier ist Aluminium. Rund 50 bis 60 Tonnen jährlich verbaut die Werft. Daraus entstehen Rettungsboote ebenso wie Segel- und Motoryachten oder Schiffsaufbauten. Wir bauen alles zwischen 3,5 und 20 Meter, berichtet Deters, für Endkunden oder auch als Zulieferer in Alu probieren sie alles aus, aber auch in der Anfertigung von Teakdecks sind sie in ganz Europa nicht unbekannt. Das Schöne an diesem Beruf ist die Vielfalt. Und die macht sich bezahlt: Weil die Brüder vieles machen und ausprobieren, zieht es sie nicht mit hinunter, wenn der Schiffsbau mal wieder krankt. Doch wenn die Branche boomt, dann seien sie mit dabei.
Die Chemie muss stimmen
Ebenso viel hat dieser Erfolg mit Beziehungen zu tun. Dirk Deters mag neben seiner Arbeit auch die gut zwanzig Mitarbeiter und Wettbewerber und seine Kunden. Wenn die Chemie nicht stimmt, würde er lieber auf einen Kunden verzichten. Nach einem Auftrag muss man noch miteinander ein Bier trinken können, selbst dann, wenn es vielleicht mal geknirscht hat. Das funktioniert bislang recht gut: Wir haben seit zehn Jahren keinen Anwalt mehr gebraucht.