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Umweltmanagement

Fluch und Segen der Nachhaltigkeit

Bürokratisch, teuer, praxisfern – beliebt sind Umweltmanagementsysteme im Handwerk bislang wahrlich nicht. Und doch können sie betriebswirtschaftlichen Nutzen bringen.

Umweltschutz, darunter verstehen viele Betriebsinhaber vor allem die auflagengerechte Entsorgung von Abwasser, Abluft und Abfall. Und damit steht er für eine Flut von teuren, bürokratischen und alltagsfernen Zwangsmaßnahmen.

Demzufolge schmecken Umweltmanagementsysteme (UMS) im Handwerk erst recht nach bürokratischen Zwangsauflagen: Sie scheinen viel Zeit und Geld zu kosten, ohne erkennbaren betriebswirtschaftlichen Nutzen zu bringen. Und doch können sie unternehmerischen Nutzen bringen.

Die Richtlinien, so wie sie den Betrieben von der EU-Ebene übergestülpt wurden, sind aufwändig, teuer und überhaupt nicht auf die Belange von Handwerksbetrieben zugeschnitten, sagt Michael Koch, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Handwerkskammern Niedersachsen (VHN). Daran änderten auch die verwaltungstechnischen Erleichterungen nichts, die nachträglich eingeführt wurden. Von ihnen profitierten vor allem die Großbetriebe, nicht das Handwerk.

Seit Jahren setzt sich die VHN dafür ein, dass das Land Niedersachsen ein Förderprogramm für die Einführung von UMS auflegt, damit Betriebe, die den Aufwand nicht scheuen, wenigstens die Kosten nicht allein zu tragen brauchen ein Förderprogramm, das in vielen anderen Bundesländern längst Standard ist. Doch seit Jahren beißt die VHN damit auf Granit.

Das alles heißt jedoch nicht, dass Umweltmanagementsysteme in betriebswirtschaftlicher Hinsicht nicht sinnvoll sind, setzt Koch nach. Nur die Leitlinien für ihre Umsetzung waren bislang unpassend. Ein Pilotprojekt, das die VHN nun gemeinsam mit der Handwerkskammer Braunschweig durchführt, soll jetzt praktikable Leitlinien entwickeln. Wir hoffen, dass diese dann zum Vorbild für Niedersachsen werden, hofft Koch.

Idealismus in schwierigen Zeiten

Bislang haben vor allem die Idea-listen Erfahrungen mit systematischem Umweltmanagement gesammelt Betriebsinhaber, die viel Zeit und Geld investiert haben, denen keine Einnahmen gegenüberstanden, erzählt Christian Herzig vom Centrum für Nachhaltigkeitsmanagement (CSM) an der Universität Lüneburg. Und konjunkturell schwierige Zeiten wie diese machen UMS noch unattraktiver. Das muss aber nicht immer so bleiben, denn der Markt legt nach wie vor großen Wert auf umweltfreundliche Produkte und Produktionsverfahren.

Diese These kann Herzig belegen, denn er sammelt zur Zeit für eine Studie über die Kosten und Nutzen von UMS die Erfahrungen von Handwerkern. So hatte er einen Malerbetrieb besucht, der sein UMS nach einer Umsatzanalyse eingeführt hatte: Die Umsätze, die er mit dem Einsatz konventioneller Wandfarbe macht, waren in den vergangenen Monaten um die Hälfte eingebrochen, bei den Öko-Wandfarben aber verzeichnete er eine Steigerung von 20 Prozent.

Die Einführung eines UMS erscheint nach meinen Forschungsergebnissen und Beratungserfahrungen vor allem für Handwerksbetriebe interessant, die entweder in einem besonderen umwelt- und gesundheitsaffinen Bereich tätig sind wie etwa der Nahrungsmittelbranche oder die das UMS gezielt nutzen möchten, um ihr Profil als umweltorientiertes Unternehmen oder als Umweltdienstleister zu schärfen, erklärt Dr. Guido Becke vom artecInstitut der Universität Bremen. Darüber hinaus könne der Aufbau eines UMS für Betriebe sinnvoll sein, die systematisch den Umweltschutz verbessern möchten. Umweltmanagement ist kein Glaubensbekenntnis, ist Becke überzeugt. Stattdessen solle es sich einzig und allein am betriebswirtschaftliche Nutzen orientieren.

Umwelt: ja, Zertifizierung: nein

Systematisches Umweltmanagement rentiert sich, ist die Überzeugung von Dr. Annette Hasler vom Zentrum für Umweltschutz der Handwerkskammer Hannover. Schließlich fielen Kosten für Abfall-, Abwasser- und Abluftbeseitigung ohnehin an. Eingebunden in ein UMS könnten diese Posten mit den Einsparungen für Rohstoffe und Energie verrechnet werden. Und dabei sind die Einsparungen um so höher, je weniger sich der Betrieb mit Umweltmanagement auseinandergesetzt hat, sagt Hasler. Allerdings gibt auch sie zu bedenken: Ob sich aber eine Zertifizierung lohnt, da bin ich sehr skeptisch!

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