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Handwerk sorgt für weiche Kniiiiiiiiiiiiie

Freizeitparks: Handwerk sorgt für weiche Kniiiiiiiiiiiiie

Achterbahnen, Karussells und Riesenräder ? die Mutprobe zieht immer mehr Besucher in Freizeitparks. Davon profitieren auch Handwerksbetriebe.

"Was bringt Menschen dazu, Achterbahn zu fahren? Darüber sollte jemand mal eine Doktorarbeit in Psychologie schreiben", schmunzelt Walter Stengel und schüttelt den Kopf. Dennoch beobachtet der 65-jährige Ingenieur einen zunehmenden Trend ? weltweit. Seit etwa zehn oder zwölf Jahren nehme die Nachfrage nach den berauschenden Fahrten zwischen Himmel und Erde zu. Allein in Deutschland würden mittlerweile mehr als 200 Millionen Fahrgäste pro Jahr gezählt, sagt Stengel.

Einen wahrhaften Höhepunkt bildete dabei im vergangenen Jahr die Eröffnung von "Colossos". Die gänzlich aus Holz gefertigte Achterbahn im Heide-Park in Soltau gilt bis heute als die größte ihrer Art. Entworfen wurde sie von Werner Stengel. Der gelernte Maurer gilt innerhalb der Fangemeinde des schnellen Kicks als so etwas wie ein Guru. Kein Wunder: Mehr als 220 verschiedene Bahntypen ? gefertigt aus Holz oder Stahl ? stammen aus der Feder des Münchners. Und: Ein Ende seiner schier unendlichen Baulust ist nicht abzusehen.

Fliegende Bauten aus dem Handwerk

Ein Markt, den sich auch das Handwerk erschlossen hat: So wurde beispielsweise "Colossos" von einer Unternehmenskooperation geschultert. Nach Angaben von Karlheinz Efkemann vom Bundesverband Metall sei es zwar schwierig, das Marktvolumen in diesem Bereich zu quantifizieren. Fest steht aber, dass sich auch das Metallhandwerk und die Konstruktionstechnik in diesem Bereich "stark tummelt".

Auf fachlicher Ebene wird das Geschäft mit dem Nervenkitzel als die Herstellung so genannter "fliegender Bauten" bezeichnet. Die Regularien, denen eine solche Anlage unterliegt, füllen ganze Ordner. Kein Wunder, meint Efkemann. Schließlich treten beim Betrieb solcher Anlagen nicht selten außerordentliche Materialbelastungen auf.

Auch wenn sich bei jeder Fahrt ein mulmiges Gefühl in der Magengegend der Mitreisenden breit macht, spricht Stengel von einem der sichersten Verkehrsmittel der Welt. "Selbst die Fahrt mit dem Aufzug ist gefährlicher", sagt der Ingenieur und verweist auf die enormen Sicherheitsbestimmungen, die Achterbahnen zu Grunde liegen.

Den Kick bringt die Airtime

Der berühmte Kick kommt nach Stengels Worten dabei keineswegs von der Geschwindigkeit. "Der Mensch hat dafür gar keinen Sensor", betont der Fachmann. Entscheidend sei viel mehr die richtige Aufeinanderfolge von Effekten, Beschleunigung, Bremspunkten und nicht zuletzt der immer beliebteren "Airtime" ? ein Zustand der Schwerelosigkeit. "Früher fuhren Achterbahnen ohne Gegenrollen ? wären also bei negativer Erdbeschleunigung schlicht aus der Bahn gesprungen. Erst langsam tastete sich die technische Entwicklung an die Airtime heran. Heute wollen die Fahrgäste immer mehr davon."

das Gefühl des Abhebens ist auch während der gut 145 Sekunden langen Fahrt mit "Colossos" zu erleben. Entsprechend groß fiel nach Angaben der Parkleitung auch der Besucherzustrom aus. Vor allem habe das gut 45 Millionen Mark teure Projekt auch für wachsenden Besucherzuspruch aus dem Ausland gesorgt.

Export-Schlager aus dem Heide-Park

Diese Entwicklung ist auch anderen Parkbetreibern aufgefallen: Nun wird die weltgrößte Holzachterbahn sogar zum Exportschlager. Die Unternehmenskooperation baut nun diese hölzerne Fahrattraktion für die Stadt Göteborg. "Der Heide-Park öffnet uns die Türen", freut sich Heinrich Cordes. Sein Holzbaubetrieb zählt mit vier weiteren Unternehmen zur Bietergemeinschaft der Holzachterbahn. "Wir waren angeblich die teuersten unter acht Bewerbern und haben trotzdem den Zuschlag bekommen", betont der Vorsitzende des Bundes Deutscher Zimmerer.

Im Frühjahr 2003 soll die komplett aus Holz bestehende Achterbahn im Göteborger Lisepark eingeweiht werden. Das Investionsvolumen beträgt zehn Millionen Euro. Rund 2,7 Millionen Gäste pro Jahr besuchen die Freizeitanlage mitten im Herzen der schwedischen Metropole. Einen weiteren hölzernen Achterbahn-Auftrag im Ausland habe die Bietergemeinschaft bereits in Aussicht, verrät Cordes.

Das Metallhandwerk im Legoland

Ähnlich gut verlaufen auch die Geschäfte mit dem Vergnügen bei der Emmeln GmbH amp; Co. KG aus Haren an der Ems. In dem Metallbauunternehmen wird derzeit fieberhaft an der Fertigstellung einer ganz besonderen Eisenbahn gearbeitet: Sie ist 24 mal größer als ihr reales Vorbild. Zudem ist sie bunt und sieht fast so aus, als würde sie direkt aus einem Kinderzimmer in der Nachbarschaft des Betriebes stammen. Tatsächlich handelt es sich um eine Parkeisenbahn für das Legoland Deutschland, das derzeit in Günzburg zwischen München und Stuttgart entsteht. Zum Auftrag gehören nach Angaben von Hans Krallmann, Prokurist und technischer Leiter der Emmeln GmbH, auch noch eine weitere Eisenbahn, eine Fahrstrecke für Jeeps sowie eine Pferdebahn, die natürlich auch im bekannten Klötzchendesign entstehen.

Im Hause Emmeln wird aber keineswegs nur im Legostil gearbeitet. Fast jeder Besucher von Freizeitparks oder Rummelplätzen hat schon mal in einem Gefährt der Emsländer gesessen, meint Krallmann. Fantasievolle Eisenbahnzüge, Safari-Jeeps, Scooter, große Schaukelschiffe und Rutschen mit und ohne Wasser gehören zu den Attraktionen, die fast alle großen Vergnügungsparks weltweit vorzuweisen haben. Selbst in den USA und in China ist die Chance groß, in einem Oldtimer oder Drachenwagen zu sitzen, der von Metallbau Emmeln gebaut wurde. Das Unternehmen fertigt seit seiner Gründung im Jahr 1968 meist individuell nach Kundenwünschen Spielgeräte und Fahrgeschäfte für den stationären Betrieb in Freizeitparks.

Das Sommerloch wird mit Containern gestopft

Während sich andere im Baubereich tätige Unternehmen gerade während der Wintermonate weit nach der Auftragsdecke strecken müssen, läuft die Produktion bei Emmeln dann auf Hochtouren. Im "Sommerloch" setzen die Emsländer unterdessen auf den Bau von Containern für die Bauwirtschaft. Gemeinsam mit der Konstruktion und Fertigung von Ein- und Ausgangskontrollsystemen mit entsprechenden Kassenanlagen, stützt sich das inzwischen weltweit liefernde Handwerks-unternehmen insgesamt auf drei Säulen. Die auf den ersten Blick so verschieden und unvereinbar erscheinende Produktpalette bringt tatsächlich enorm viel Flexibilität in Planung und Produktion der Metallbau Emmeln, schildert Geschäftsführer Franz Lohmann. Insgesamt ist der 75-Mann-Betrieb ganzjährig gut ausgelastet. "Nur zu Ostern wird es bei uns eng. Die meisten Vergnügungsparks eröffnen um diese Zeit und wollen natürlich präsentieren, was sie an neuen Attraktionen vielleicht schon den Winter über beworben haben", berichtet Krallmann. "Dann sind unsere Hallen hier fast leer."

Bis dahin wird auch die kunterbunte Lego-Bahn ? ein Produkt, auf das die Emsländer besonders stolz sind ? an ihrem Bestimmungsort im neuen Legoland stehen. Unter dem klangvollen Namen "Castle Coaster" entsteht dort übrigens auch eine Achterbahn, die ganz unverkennbar die Schriftzüge von Werner Stengel trägt. Damit dürften wie bereits im dänischen Billund ? hier steht das erste Legoland der Welt ? bald auch im Süddeutschen nicht nur Kinderherzen höher schlagen.

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