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Foto: handwerk.com

Zeitreise in die 50er-Jahre

Friseursalon mit Kultcharakter

Dirk Klose hatte mit Burn-out zu kämpfen. Doch das ist vorbei. Seit Jahren führt er seinen Friseursalon nahezu stressfrei alleine – und das im Stil der 50er-Jahre.

Friseurmeister mit Faible für die 50er-Jahre:
Dirk Klose

Von Ann-Kathrin Beißner

Sputnik-Lampen, Cortendorf-Köpfe und eine Tube Brisk Frisiercreme: Betritt man den Friseursalon von Dirk Klose, fühlt man sich wie in eine andere Zeit versetzt. "Hair amp; Mehr" nennt sich Kloses Salon in Hannover, und schon beim Anblick des Schaufensters wird deutlich, was das "Mehr" im Namen bedeutet. Friseurutensilien aus den 50er-Jahren liegen dort sorgsam aufgereiht nebeneinander und laden den ein oder anderen Fußgänger zum Stehenbleiben und Anschauen ein. An den Wänden im Salon hängen Bilder von Marilyn Monroe und Elvis sowie handsignierte Autogramme, unter anderem von Peter Kraus und Theo Lingen. Aus dem Lautsprecher tönt Mr. Johnny Cash. Die 50er-Jahre sind hier allgegenwärtig – und Dirk Klose arbeitet mittendrin.

Rockabillies und Rockabellas als Kunden
Während die Frauen früher sechs bis sieben Stunden beim Friseur verbrachten, geht das Frisieren heute bekanntlich schneller. Dabei schneidet der Friseur mit der typischen 50er-Jahre-Tolle fast alles: Frisuren im Stil der 50er, aber auch moderne Schnitte bietet er an. Eine Ausnahme gibt es jedoch: Um lange Haare macht er einen großen Bogen, denn die sind aus seiner Sicht langweilig. "Mädels sind da so eine Sache. Sie erkennen meist nicht, wie hübsch ein Kurzhaarschnitt ausschauen kann", sagt der gebürtige Hannoveraner. Dementsprechend hat er auch mehr männliche Kunden, die jedoch größtenteils einen modernen Schnitt verlangen. Trotzdem zählen zu Kloses Klientel auch echte 50er-Jahre Fans, die Rockabillies und Rockabellas.

Wie der Unternehmer seinen Salon allmählich umgestaltet hat und wer ihm dabei half, erfahren Sie auf Seite 2.

Der Meister und seine Schätze:
Dirk Klose4

Großmutters Trockenhaube

Seit 1982 schwingt Klose nun die Schere. In diesem Jahr feiert er sein zwanzigjähriges Jubiläum. „Ich habe mich schon immer für die 50er Jahre interessiert“, sagt der Friseurmeister. Doch erst seit zwei Jahren richtet er seinen Salon auch danach aus. Nach und nach wichen moderne Einrichtungsgegenstände Möbeln, die heutzutage als Retro bezeichnet werden. Viele dieser Möbel bezieht er aus dem Internet. Des Öfteren kommen auch Personen vorbei, die ältere Gegenstände wie Trockenhauben aus Großmutters Jugend abgeben wollen.

Sammelsurium im Schaufenster
Dirk Klose geht kreativ mit den Dingen um: So entfernte er den Plattenspieler aus seiner Musikbox, baute stattdessen einen Receiver ein und verband diesen wiederrum durch ein Kabel mit seinem Laptop. Nun hallt aus den Boxen "HD Diner Radio" - ein Internetradiosender, der rund um die Uhr Musik aus den 50ern spielt. Das Aussehen seines Salons bleibt dabei keineswegs gleich. Inzwischen besitzt Klose so viele Utensilien aus diesem Jahrzehnt, dass er die Auslage im Schaufenster von Zeit zu Zeit austauscht. Sein Ziel: Alles im Stil der 50er Jahre zu gestalten – nur der Laptop muss bleiben, denn den braucht er für die Musik und zum Stöbern nach neuen alten Gegenständen.

Lesen Sie auf Seite 3, wie ein Burnout das Leben des Handwerksmeisters veränderte.

Zeit des Wirtschaftswunders

Und was denken seine Kunden von der Umgestaltung? "Sie sind begeistert und finden es besser als vorher, auch wenn nicht jeder so auf die 50er abfährt wie ich", sagt Klose. Doch warum sind es gerade die 50er Jahre, die Dirk Klose faszinieren? Er selbst ist Jahrgang 1966. "Die Menschen waren früher freundlicher, die Kunden wurden anders behandelt", erzählt der Friseur über die Zeit des Wirtschaftswunders. Die 50er Jahre stehen für ihn stellvertretend für ein Jahrzehnt toller Musik, attraktiver Frisuren und einen entspannten Lebensstil. Laut Klose waren die Menschen damals beruflich weniger gestresst als heute. "Nun steht fast jeder unter Termindruck, viele sind am Rande eines Burnouts."

Ein Burnout brachte die Wende
Burnout – das kennt Dirk Klose selbst. Vor neun Jahren stand der Friseur vor einem Nervenzusammenbruch. Als Mitgründer des Wirtschaftsforums Südstadt in Hannover hatte er mit typischen Burnoutsymptomen zu kämpfen. "Ich fühlte mich schlapp, down und wollte einfach nicht mehr", beschreibt er diese Zeit. Eine sechswöchige Kur brachte schließlich die Wende. Er gab den Vorsitz des Wirtschaftsforums auf und begann seinen Alltag zu verändern. Dazu gehörten auch personelle Umstrukturierungen im Friseursalon. Dirk Klose entschloss sich, den Salon alleine weiterzuführen. Doch bedeutet der Arbeitsalltag ohne Angestellte nicht mehr Stress? "Nein, für mich ist es so einfacher geworden. Ich entschleunigte mein Leben."

Wie Dirk Klose seine Termine so organisiert, dass er stressfrei arbeiten kann, lesen Sie auf Seite 4.

Entspannt und stets mit einem offenen Ohr

Hektik und unnötigen Stress versucht er seither zu vermeiden. Das wird besonders in seinem Salon deutlich: Er bedient immer nur einen Kunden. Über zu wenig Arbeit kann er sich trotzdem nicht beklagen. Wer einen Termin haben möchte, dem empfiehlt Klose, sich vierzehn Tage im Voraus anzumelden. Sollte dann kurzfristig jemand abspringen, nimmt Klose das gelassen – und stöbert stattdessen im Internet nach 50er-Jahre Utensilien. Den Burn-out besiegt, die Gelassenheit zurückgewonnen: Klose weiß inzwischen wie das funktioniert – nicht nur durch seine eigenen Erfahrungen. Vor zwei Jahren beendete er ein Psychologiestudium, welches er im Fernstudium neben seiner Tätigkeit als Friseur absolvierte. Seitdem darf er sich Heilpraktiker nennen. Darüber hinaus tritt er auch gerne mal als persönlicher Berater auf. Doch Dirk Klose ist vor allem eines: Ein Friseur, bei dem Kunden jeglichen Alters den passenden Haarschnitt und ein offenes Ohr finden.





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