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Foto: handwerk.com

Nach dem Haarschnitt Bodypainting

Friseurteam macht Körperkunst

Zwei Friseurinnen, eine große Leidenschaft: Bodypainting. Ihr Hobby verlangt den beiden viel ab. Doch das zahlt sich richtig aus – sogar für den Friseurladen.

Bodypainting mit Spezialeffekten
Schneidwerk_Bodypaint_EM

70 Wettstreiter aus ganz Europa, tausende Zuschauer und eine Jury, die zur Ehrung der Siegerin vom Englischen ins Deutsche wechselt: „Platz 1 geht an … die Frau mit dem langen Namen … Sandra Marquart-Rosenboom.“ Es ist Europameisterschaft im Bodypainting und die Friseurin aus Papenburg an der Ems hat gerade den Titel geholt.

Und dann? „Haben wir alles um uns herum vergessen“, sagt Marquart-Rosenboom. Im Jubel hat sie versehentlich eine Flasche Sekt geleert, ohne es zu merken. Verständlich: Nach monatelangen Vorbereitungen und einem kräftezehrenden Meisterschaftswochenende fiel alle Anspannung mit einem Mal von ihr ab. „Wir waren nur noch im Rausch.“

Nur der Moment zählt
In ihrem Friseurgeschäft Schneidwerk ist fast kein Hinweis auf ihren Erfolg als Bodypainterin zu sehen. Lediglich im gemeinsamen Aufenthaltsraum hängt ein großes Poster einer aufwendig gestylten Frau. Ihrem hochgesteckten blonden Haar erwächst ein Schwan. Mit der Arbeit gewann Schneidwerk den Fotowettbewerb der Friseurmesse Top Hair.

„Beim Bodypainting kommt es mir nur auf den Moment an“, sagt Sandra Marquart-Rosenboom. „Im Alltag denke ich nicht darüber nach.“ Dabei ist die Geschichte ihres Friseurladens nicht ganz unbeteiligt an ihrem anhaltenden Erfolg als Bodypainterin.

Im Frühjahr 2012 meldete der alte Inhaber und Friseurmeister Insolvenz an. Da fasste die Friseurin den Entschluss, das Geschäft zu übernehmen. Eine neue Meisterin musste her. Die neue Chefin hörte sich um und fand schließlich Christina Muck, Visagistin und Friseurmeisterin. Nach nur einem Monat Geschäftsstillstand eröffnete Schneidwerk, frisch renoviert, mit neuer Inhaberin und Meisterin.

Das dynamische Bodypainting-Duo
Schneidwerk_Bodypaining_Team

„Haste Bock zu painten?“
In den ersten Monaten kam die Chefin nie auf ihr ungewöhnliches Hobby zu sprechen. Bis Facebook das Geheimnis lüftete: Muck und Marquart-Rosenboom entdeckten, dass sie einen gemeinsamen Freund haben. Der ist Bodypainter und gehörte zum Lehrpersonal auf der Visagistenschule von Christina Muck. So kam eines zum anderen. Marquart-Rosenboom: „Haste Bock zu painten?“ Muck: „Ja, logisch!“

Zuvor arbeitete Sandra Marquart-Rosenboom allein, holte so 2010 den Titel als Deutsche Meisterin. „Aber alleine ist es doppelter Stress“, sagt sie. Und am schönsten ist das Hobby, wenn zwei kreative Köpfe gemeinsam an der perfekten Idee brüten.

Monate vor jeder Meisterschaft nennen die Veranstalter den Teams die Themen. Es sind stets zwei Themen umzusetzen. „Wir fangen dann erstmal an zu googeln und sammeln Ideen“, sagt die Unternehmerin. Das Schneidwerk-Duo tritt in der Kategorie Special Effects an. Hier werden die Modelle nicht einfach nur bemalt, sondern mit verschiedensten Anbauteilen zu fremdartigen Kunstfiguren transformiert. „Manche Teams geben dafür ein paar Tausend Euro aus“, sagt Sandra Marquart-Rosenboom, „wir nehmen immer nur Müll“. So entstanden schon ganze Roboterarmaturen aus alten Zigarettenschachteln.

Ideen brauchen Zeit
40 bis 50 Stunden ihrer Freizeit stecken die beiden im Schnitt in die Vorbereitung. Es könne aber auch mal das Zehnfache werden. Das ist Stress, den die beiden gerne auf sich nehmen. „Es fühlt sich nicht nach Arbeit an“, sagt Christina Muck, „wir tauchen in ein Projekt ab und sind dann voll drin.“

Dass sie die Zeit entbehren können, ermöglicht auch das Team von Schneidwerk. Sieben Mitarbeiter arbeiten im Betrieb. „Ich habe echt tolle Mitarbeiter, die sehr selbstständig arbeiten“, sagt die Chefin. Wenn es nötig ist, springen die Kollegen im Friseurladen ein.

Eine echte Vorbereitung auf die Meisterschaft hat das Duo übrigens nicht. „Wir üben nichts und malen auch keine Skizzen vor“, sagt die Bodypainterin. Das würde sie zu sehr einschränken. Die Bodypaintings sollen sich auch in ihrer Entstehung noch entwickeln dürfen. Im Wettbewerb haben die Künstlerinnen sieben Stunden Zeit, ihr Model zu vollenden. Dann tritt die Bodypainterin das erste Mal zurück, sieht ihre Arbeit im Ganzen und denkt: „Oh mein Gott, es hat funktioniert!“, erzählt Marquart-Rosenboom.

Gut fürs Geschäft
Auch wenn die Friseurinnen ihren Bodypainting-Erfolg nicht an die große Glocke hängen, sind sie damit in aller Munde. Die Zeitungsberichte wecken bei den Kunden Aufmerksamkeit. „Eine Kundin sagte zu mir: ‚Ich geb jetzt immer mit dir an‘“, erzählt Marquart-Rosenboom. Die Kunden sind stolz auf ihre berühmten Friseurinnen.

Und wenn es nach dem Bodypainting-Duo geht, darf der Ruhm ruhig noch zunehmen. „Unser nächstes Ziel ist der Weltmeister-Titel“, sagt Sandra Marquart-Rosenboom. „Dann winken auch Aufträge für Film und Fernsehen.“ (deg)

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