Auf einen Blick:
- Von panischen Umrüstungen wegen hoher Gaspreise rät dieser Energieberater ab – zumindest, wenn Betriebe nicht bereits genau wissen, was sie brauchen.
- Seine Empfehlung: Dokumentieren Sie jetzt systematisch Ihre Verbräuche, um eine Grundlage für eine bedarfsgerechte Modernisierung zu schaffen. So beugen Sie Fehlinvestitionen vor.
Gas ist teuer, die Versorgungslage ungewiss, genauso wie die weitere Preisentwicklung. Da liegt der Wunsch nahe sich möglichst schnell von dieser Ungewissheit zu befreien und vom Gas unabhängiger zu machen. Die Liefersituation von Wärmepumpen und anderen alternativen Heizungssystemen zeigt: Viele geben diesem Wunsch nach.
Umstellungswillige Betriebe sollten deswegen jedoch nicht in Panik verfallen, beruhigt Frank-Peter Ahlers. Der Abteilungsleiter am Zentrum für Umweltschutz der Handwerkskammer Hannover berät regelmäßig Betriebe bei der Umstellung in energieeffizientere Strom- und Wärmetechnik. „Eine schlecht geplante Anlage kann einen Betrieb langfristig weit mehr kosten als ein 200 prozentiger Gaspreisanstieg für eine Heizsaison“, warnt er. Nur wenn Betriebe genau wissen, was sie brauchen, sollten sie eine Umstellung möglichst schnell in die Tat umsetzen.
Tipp: Verbräuche dokumentieren
„Allen anderen rate ich: Dokumentieren Sie Ihre Verbräuche einmal ganz systematisch – so erkennen Sie, was Sie wirklich brauchen“, empfiehlt Ahlers. Wer monatliche Abrechnungen erhält in denen die Verbräuche genannt werden, könne seinen Bedarf ganz strukturiert erfassen. „Es gibt dafür jetzt ein kostenfreies Tool, um die Verbräuche zu dokumentieren und auszuwerten“, so Ahlers. Das Werkzeug entstand in einer Kooperation der Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz und dem Zentralverband des Deutschen Handwerks. Der Name: E-Tool. „Das E-Tool hilft, Kostentreiber zu ermitteln und die eigenen Verbräuche mit denen anderer im selben Gewerk zu vergleichen“, erläutert Ahlers. Grundlage dieses Vergleichs bildeten aktuell über 5.000 Datensätze von Handwerksbetrieben aus ganz Deutschland.
Inspiration für erfolgreiche Energieeffizienzmaßnahmen liefert auch die Website energieeffizienz-handwerk.de mit vielen Praxisbeispielen von Handwerksunternehmen. Unter dem Reiter „Gewerke“ sind dort in acht Kategorien verschiedenste Modellbetriebe aufgelistet, die erfolgreich Maßnahmen zum Energiesparen umgesetzt haben. Kurze Steckbriefe erläutern die Ergebnisse ihrer Investitionen in mehr Energieeffizienz.
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Weg vom Erdgas, weg vom Verbrennen
Doch auch bei bester Vorbereitung und Recherche gilt für die Wahl eines neuen Heizungssystems laut Frank-Peter Ahlers aktuell: „Jede Entscheidung birgt das Risiko eines Fehlers.“ Es könne derzeit schlicht niemand sagen, wie sich die Kosten verschiedener Energiequellen in den nächsten fünf Jahren entwickeln.
Einen Rat hat Ahlers dennoch: „Wenn eine Investitionsentscheidung ansteht, und ich in Raumwärme oder Warmwasser investieren muss, würde ich mich vom Verbrennen verabschieden.“ Denn nicht nur bei Erdgas sind die Preise explodiert. Auch andere Brennstoffe sind betroffen. So haben sich die Preise für Holzpellets in den letzten zwölf Monaten verdreifacht. Flüssiggas (Propan/Butan) verzeichnete im selben Zeitraum zwischenzeitlich Preissteigerungen auf mehr als das Zweifache.
Die Schlussfolgerung des Beraters: „Man kann Strom nicht mehr aus der Heizungsmodernisierung rausstreichen.“
Wärmepumpen: Besser Heizen mit Strom?
Effiziente Systeme, die Strom bei der primären Wärmeversorgung einbeziehen, nutzen in der Regel eine Wärmepumpe. Die arbeitet mit Wärme aus der Umgebungsluft, dem Erdreich oder aus Wasser (etwa Grundwasser) und benötigt Strom zur Bereitstellung von Heiz- und Warmwasser. Der Strom komme im Idealfall von der eigenen Photovoltaik-Anlage. Die Wahl der einsetzbaren Wärmepumpe hängt zudem von den Umgebungsbedingungen ab – nicht überall sind etwa Erdwärmebohrungen möglich.
Reicht die Leistung der gewählten Wärmepumpe nicht aus, um den Heizenergiebedarf wirtschaftlich ohne extremen Stromverbrauch zu decken, gebe es vor allem zwei Möglichkeiten:
- Anpassung der Gebäudehülle, idealerweise mit einem Umstieg von Luftheizungen und Heizkörpern auf Flächenheizungen.
- Eine Kombination der Wärmepumpe mit einer anderen Energiequelle als „Hybridsystem“. „In Frage kommen dafür beispielsweise Solarthermie-Anlagen oder wenn nötig Brennstoffsysteme wie zum Beispiel mit Holz“, sagt Ahlers.
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