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Geschäfte mit der Not

Ein Hamburger Verlag wirbt Handwerker für eine angeblich gute Sache. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

Sexueller Missbrauch, Gewalt, Drogen. Als der Anrufer des Bundes-Jugendschutz-Verlags darauf zu sprechen kommt, will Thorsten Queißer spontan helfen. Der Handwerksunternehmer bucht per Faxvordruck ein Inserat in der Broschüre "Protect our children" des gleichnamigen Vereins. Preis: 176 Euro. Ein paar Wochen später erhält der 36-Jährige die Rechnung. Und er erfährt, dass er im Kleingedruckten "einer Verlängerung des Anzeigenauftrages um weitere sechs Ausgaben zugestimmt" hat. 1057 Euro soll Qeißer bezahlen. "Das ist eine fiese Masche", schimpft der Chef eines SHK-Betriebs in Iserlohn.

"Das ist immer wieder das Gleiche", sagt Rüdiger Bagger. Der Sprecher der Staatsanwaltschaft Hamburg kann den Namen des Geschäftsführers des Bundes-Jugendschutz-Verlags schon nicht mehr hören. "Seit Jahren beschweren sich Geschäftsleute über den." Ende März habe Claus H. wegen "Betrugs und Untreue" vor Gericht gestanden. Doch der Richter hat ihn ziehen lassen. "Das Verfahren wurde nach Paragraf 153a gegen Zahlung einer Geldauflage eingestellt, berichtet Bagger. "Wegen geringer Schuld und mangelndem öffentlichen Interesse."

Das letzte Wort aber scheint noch nicht gesprochen. Weil "laufend neue Anzeigen" von Unternehmern bei der Staatsanwaltschaft eintreffen, hat sie wieder ein Ermittlungsverfahren eröffnet. Wer sich betrogen fühlt, dem rät Bagger, in Hamburg Anzeige unter dem Aktenzeichen 3190 JS 7/08 zu stellen. Die Rechnung für das Inserat, sollten Betriebe erst einmal nicht zahlen, empfiehlt Bagger. Allerdings: Um von der Zahlungsverpflichtung entbunden zu sein, müsse man nachweisen, dass die Jugendschützer etwas nicht einhalten, was sie versprechen.

Queißer hat der Verlag schriftlich versprochen, die Broschüre "kostenlos dem Verein ,Protect your Children' zur Weitergabe an Schulen in Ihrem Regionalgebiet" zur Verfügung zu stellen. Der Handwerksunternehmer hat bei Schulen in seiner Gegend nachgefragt. "Die wussten von nichts." Zu viel versprochen hat anscheinend auch der Anrufer. "Der hat gesagt, es handle sich um eine Spende für die Broschüre", erinnert sich Queißer.

Statt einer Spendenquittung hat der Handwerker inzwischen die "letzte Mahnung" erhalten. Und die kommt nicht von den Jugendschützern, sondern von professionellen Geldeintreibern. Der Hamburger Verlag tritt Forderungen aus Rechnungen an die Procom Factoring amp; Beteiligungs GmbH in Darmstadt ab. "Die ziehen das voll durch", sagt Rüdiger Bagger von der Staatsanwaltschaft. Doch Queißer ist fest entschlossen: "Ich habe noch keinen Cent an die gezahlt, und ich zahle auch keinen."

Und wie erklärt Verlagsgeschäftsführer Claus H. die Vorwürfe gegen ihn? Auf eine Fax-Anfrage hat er bis Redaktionsschluss nicht geantwortet.

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(mfi)

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