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Gestalten will gelernt sein

An Berufserfahrung fehlt es Herbert Gerling nicht. Und doch geht der Metallbaumeister noch einmal in die Lehre, um sich zum „Gestalter im Handwerk“ ausbilden zu lassen.

An Berufserfahrung fehlt es Herbert Gerling nicht. Und doch geht der Metallbaumeister noch einmal in die Lehre, um sich zum Gestalter im Handwerk ausbilden zu lassen.

Von Michael Bartel

Seit 38 Jahren steht der gestandene Metallbaumeister an der Werkbank. Trotzdem hat er sich entschieden, noch einmal die Schulbank zu drücken. Ich hab mich

schon immer für andere Sachen interessiert, sagt Herbert Gerling. Jedes Wochenende fährt der 54-Jährige mit seiner Frau vom heimi-schen Diepenau im Landkreis Nienburg/Weser nach Hannover, um sich an der Werkakademie zum Gestalter im Handwerk ausbilden zu lassen. Beide sind seit Oktober vergangenen Jahres dabei und haben noch kein Wochenende bereut. Unter der Woche bedient er Presswerkzeuge und Gewinde-schneider. Am Wochenende nimmt er Pinsel, Farbpalette und Papierbogen zur Hand. Die Werkstatt hat der gelernte Landmaschinenschlosser von seinem Vater, einem gelernten Schmied, übernommen. In Gerlings Ausbildung war Gestaltung und Design kein Thema. Er überlegt kurz: Auch bei seinem Gesellen Fehlanzeige. Wie sieht es im Alltag eines Metallbauers aus? Kreativität ist nicht gerade unser Tagesgeschäft, räumt der Unternehmer selbstkritisch ein.

Hier wollen wir den Leuten Anstöße geben, dass eigene gestalterische Denken voranzutreiben, betont Gerhard Merkin, einer der Dozenten an der Werkakademie für Gestaltung und Design im Handwerk Niedersachsen. In Merkins Kurs Gestalten mit Farben wird ein Mix aus praktischen Übungen, gewürzt mit kulturhistorischen Hintergründen und abgeschmeckt mit einer gesunden Portion Theorie gereicht.

Doch was bringt dieses Wissen und Können im Kundengespräch? Ist das Ganze nicht doch etwas zu schöngeistig für den Alltag auf der Baustelle? Man traut sich mehr zu, sagt Gerling selbstbewusst.

Vom Treppengeländer zum Möbelstück mit Ambiente

Mit der Montage eines Treppengeländers ist es schließlich nicht getan. Ein Entwurf muss her. Dieser muss gestaltet, gezeichnet und dem Kunden schmackhaft gemacht werden. Nach diesem Rezept wandelt sich ein Treppengeländer von einer schnöden baulichen Sicherungsmaßnahme zu einem Möbelstück, das es ins Ambiente einzubinden gilt, sagt der Metallbauer. Doch für die Umsetzung in die Praxis ist ein geschärfter Blick für Details und ein Gespür für gute Ideen notwendig. Alles Dinge, die man im Alltag nicht lernt, hier in der Werkakademie aber üben kann, erklärt Merkin.

Dozent Merkin betont: Die gestalterischen Anforderungen ans Handwerk werden wieder höher, sie waren ja schon einmal hoch. Für den Metallbauer Herbert Gerling ist das keine Binsenweisheit: Als kleiner Betrieb kann man heute doch nur bestehen, wenn man individuell ist und sich von den Großen der Branche abhebt. Es sei eben das gewisse Etwas, was den kleinen aber feinen Unterschied ausmacht. Vielfältige Interessen und ein geübtes Händchen könnten da nur hilfreich sein. Ist das alles? Der Unternehmer lächelt und ist überzeugt: Das neue Wissen wird sich auch in barer Münze auszahlen.

www.werkakademie-gestaltung.de

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