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Autohandel

Grenzenloser Preiskampf

Die neue Niederlassungsfreiheit für Kfz-Händler öffnet internationalen Anbietern Tür und Tor zum deutschen Markt. Das Ende kleiner Familienbetriebe?

Die neue Niederlassungsfreiheit für Kfz-Händler öffnet internationalen Anbietern Tür und Tor zum deutschen Markt. Das Ende kleiner Familienbetriebe?

Von Manfred Fischer

Ene, mene, muh, und raus bist du! Trifft eine aktuelle Studie zu, dann haben die Bosse großer Autohandelsgruppen wohl schon abgezählt, wie viele Betriebe sie vom Markt schubsen. "Der deutsche Markt ist überbesetzt, mindestens jeden vierten Betrieb trifft es", sagt Ferdinand Dudenhöffer voraus, Professor für Automobilwirtschaft an der Fachhochschule Gelsenkirchen. Die EU-weite Niederlassungsfreiheit führe dazu, dass sich internationale Händler in den nächsten fünf bis zehn Jahren massiv ausbreiten. "Wer weniger als 400 Fahrzeuge im Jahr verkauft, hat es dann schwer." Der Durchschnitt liege zurzeit bei 181, in den USA dagegen bei 727. Druck entstehe vor allem in den großen Städten. Das Druckmittel: die Preise.

Auf Kritik stößt die Studie beim Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK). "Da wird spekuliert und Betrieben Angst gemacht", sagt ZDK-Sprecher Helmut Blümer. Es seien noch keine Handelsgruppen ins Land gekommen, die nicht bereits da sind. Und von denen, die einen Versuch starten, würden sich einige die Finger verbrennen. "Der Standort Deutschland ist teuer, der Markt hat eigene Gesetze."

Dass der Wettbewerb zunimmt, räumt aber auch Blümer ein. Doch den Druck der Handelsgruppen bekämen in erster Linie die Hersteller in ihren Autopalästen zu spüren. Familienbetriebe zögen sich aus den teuren Großstädten ohnehin zurück. "Es kränkeln mehr große Händler als kleine", fügt er hinzu.

"Kleine" werden zerrieben

Dass die Konkurrenz aus dem Ausland seinen Betrieb in eine Schieflage bringen könnte, kann sich Martin Többen nicht vorstellen. 120 Autos verkauft der hannoversche Toyota-Händler pro Jahr. "Wir haben mit dem Avensis nur ein Model, dass in Dänemark billiger ist. Da lohnt es sich für einen Exporteur nicht, hier aktiv zu werden", erklärt er. Außerdem würden ausländische Anbieter vor den strengen Geschäftsvorschriften zurückschrecken.

Ralf Stietenroth sieht das anders: "Der Preisdruck wird jetzt noch größer." Auch wenn sich der Chef einer großen VW- und Audi-Vertretung um seinen eigenen Betrieb keine Sorgen macht ? für kleine Autohäuser in Ballungszentren sieht er schwarz. "Die Handelsgruppen und die Hersteller konkurrieren dort immer mehr." Die Kleinen würden zwischen den Fronten zerrieben. "Nur auf dem Land können sie noch gut leben."

Letzteres kann Kerstin Lindner bestätigen. Die Geschäftsführerin eines Opel- und Skoda-Betriebes in Oschersleben glaubt nicht, dass sie neue Konkurrenz bekommt. Um die Kunden müsse man sich "auf dem Land schon sehr bemühen", sagt sie. "Sie wollen nicht nur Schnäppchen-Preise, sondern legen auch großen Wert auf Service." Weil das Autohaus beides biete, "erreichen wir eine hohe Kundenbindung und behaupten uns entgegen dem Trend gut".

Was rät der ZDK den mittelständischen Autohändlern, die Gefahr laufen, aufgeben zu müssen? Die Betriebe sollten kooperieren, sagt ZDK-Sprecher Blümer. Oder als Service-Betrieb und Vermittler für "Große" im Geschäft bleiben.

Deutsche expandieren weniger stark

Zur Studie: Seit 1. Oktober dürfen Autohändler innerhalb der EU Filialen eröffnen und andere Händler übernehmen. Die Beratungsgesellschaft KPMG und die Fachhochschule Gelsenkirchen haben 110 Inhaber und Geschäftsführer von Autohaus-Gruppen in Deutschland und der Schweiz nach ihrer Einschätzung der Marktentwicklung gefragt.

52 Prozent der Befragten rechnen damit, dass sich internationale Gruppen bis zum Jahr 2015 fünf Prozent des deutschen Automobilmarktes schnappen werden. "Der in den vergangenen fünf Jahren begonnene Konzentrationsprozess im deutschen Automobilhandel wird durch die Niederlassungsfreiheit offenbar beschleunigt", sagt KPMG-Mitarbeiter Peter Wiegand.

Deutsche Autohaus-Gruppen zieht es laut Studie dagegen kaum ins Ausland. 60 Prozent der Befragten erwarten, dass die Niederlassungsfreiheit den Expansionsdrang deutscher Händler nur "weniger stark" fördert.

Die Studie "Entwicklungen und Erfolgsfaktoren im Automobilvertrieb" erscheint im November als Broschüre.

Link: www.kpmg.de (Studien und Broschüren)

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