Das Streben nach Unabhängigkeit rangiert bei Frauen als Gründungsmotiv ganz weit oben. Bundesweit hat sich der Anteil der Unternehmerinnen in den vergangenen Jahren stark nach oben entwickelt - nicht jedoch im Handwerk. Immer noch haben Existenzgründerinnen andere Hürden zu überspringen als ihre männlichen Kollegen.
Der Anteil der Unternehmerinnen hat sich nach Angaben des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) seit den siebziger Jahren fast verdreifacht. Nach aktuellen Zahlen des BMWi stellen Frauen heute knapp 986 000 der über 3,6 Millionen Selbstständigen in Deutschland. Das sind über 27 Prozent. Dabei wurde 1999 im den alten Ländern knapp jede vierte geförderte Existenzgründung von einer Frau durchgeführt, in den neuen Bundesländern fast jede dritte.
Der Anteil der Existenzgründerinnen im Handwerk bleibt jedoch niedrig. Fast jedes dritte Unternehmen, das von der Deutschen Ausgleichsbank (DtA) bei der Existenzgründung gefördert wird, wird von einer Frau geleitet. Im Handwerk sei es jedoch nur jeder siebente Betrieb, berichtet DtA-Vorstandsmitglied Dr. Michael Bornmann in einem Interview. Genau 12,9 Prozent der von der DtA geförderten Gründerinnen machten sich im Jahr 2000 im Handwerk selbstständig. Dabei konzentrieren sich die Frauen immer noch auf einzelne Branchen wie das Gesundheits- und Sozialwesen - Platz eins belegen die Frisörinnen.
Unabhängigkeit steht vor Selbstverwirklichung
Die Motive, die Frauen zu einer Existenzgründung bewegen, unterscheiden sich deutlich von denen der Männer. Nach einer Untersuchung der Deutschen Ausgleichsbank steht bei Frauen das Streben nach Unabhängigkeit an erster Stelle - mit weitem Abstand gefolgt von dem Wunsch nach beruflicher Selbstverwirklichung und höherem Einkommen. Es sind eher immaterielle Werte als wirtschaftliche Ziele, die Frauen zu Unternehmerinnen werden lassen.
Eine Untersuchung der Universität Mannheim über Potenziale und Profile von Gründerinnen zeigt, dass Frauen durchschnittlich in kleineren Betrieben mit geringerem Zeitaufwand und geringerem Einkommen arbeiten. Die Verfasser der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Studie, Maria Lauxen-Ulbrich und René Leicht, machen dafür vor allem die Vereinbarkeit von privater Lebensführung und Beruf verantwortlich.
Noch immer sind es in erster Linie Frauen, die sich gleichzeitig um Haushalt, Kinder und Beruf kümmern. Mangelnde Akzeptanz durch den Partner oder die Familie bescheren den Unternehmerinnen in spe zusätzliche Schwierigkeiten. Hier helfen nur offene Gespräche, in denen die Gründerinnen klar und deutlich Unterstützung und Verständnis einfordern.
Gründliche Vorbereitung hilft zu überzeugen
Bei der Vorbereitung und Umsetzung ihres Gründungsvorhabens stoßen Existenzgründerinnen auf die gleichen Schwierigkeiten wie ihre männlichen Kollegen. Trotzdem gibt es im Gründungsverhalten Unterschiede - und jede Menge Vorurteile, mit denen Unternehmerinnen immer noch zu kämpfen haben. Häufig wird behauptet, dass Frauen in Bankgesprächen anders behandelt werden als Männer. Dagegen hilft nur eines: eine gründliche Vorbereitung. Auch möglichen Akzeptanzproblemen bei Lieferanten oder Geschäftspartnern kann durch intensives Verhandlungstraining leicht begegnet werden.
Was ihre Stärken angeht, so sind es in erster Linie Eigenschaften wie Organisationsgeschick, Teamfähigkeit sowie kommunikative Fähigkeiten, die Experten den Existenzgründerinnen zuschreiben. Diese Stärken sollten Unternehmerinnen nutzen und eigene Netzwerke auf- und ausbauen.
"Dem Zufall keine Chance lassen", so lautet eine Überschrift im Existenzgründungsratgeber für Frauen, der vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie herausgegeben wird. Dieses Zitat sollte sich jede Gründerin auf ihre Fahne schreiben und sich selbst und ihre Idee ziel- und selbstbewusst verkaufen.
Tipps für eine erfolgreiche Existenzgründung
Existenzgründerinnen können sich systematisch auf den Schritt in die Selbstständigkeit vorbereiten
Im Umgang mit Banken selbstbewusst auftreten
Ein Kreditgespräch ist ein Verhandlungs- und Verkaufsgespräch! Eine sorgfältige Vorbereitung ist deshalb unumgänglich. Klären Sie vor dem ersten Termin, welche Unterlagen der Berater braucht und schicken Sie diese nach Bedarf schon vorher zu. Überlegen Sie genau, wofür Sie wieviel Geld benötigen und wie Sie Ihre Schulden zurückzahlen wollen. Erkundigen Sie sich vor dem Kreditgespräch über Finanzierungshilfen und öffentliche Fördermittel. Wichtige und kostenlose Informationsquellen sind die Betriebsberater der Handwerkskammern.
Kunden, Geschäftspartner und Lieferanten überzeugen
Mehr als ihre männlichen Kollegen müssen Existenzgründerinnen zeigen, dass sie hinter ihrer Unternehmensidee stehen und wissen, was auf sie zukommt. Üben Sie, Ihr Vorhaben in wenigen Worten präzise darzustellen. Gehören Verhandlungsgeschick und Durchsetzungsfähigkeit nicht gerade zu Ihren Stärken, dann trainieren Sie diese Eigenschaften. Es gibt sehr gute Persönlichkeitsseminare, die obendrein auch noch Spaß machen.
Sich fachlich und kaufmännisch auf den neuesten Stand bringen
Nicht jede gute Handwerkerin ist auch eine gute Kauffrau. Nutzen Sie Weiterbildungsangebote, um sich spezielle betriebswirtschaftliche Kenntnisse und Managementthemen anzueignen. Suchen Sie sich qualifizierte Hilfe und lassen Sie sich beispielsweise in Sachen Steuern und Preiskalkulationen von Experten beraten.
Neue Technologien einsetzen und Marktnischen suchen
Durch den Einsatz moderner Computertechnik können heute eher traditionelle Berufe wie Metallbauer oder Werkzeugmacher mit weitaus weniger körperlichen Kräften ausgeübt werden. Hierdurch ergeben sich neue Betätigungsfelder und Karrierechancen auch für Frauen, die mit Hightech gut umgehen können. Existenzgründerinnen greifen häufig auf einige wenige Branchen in eng besetzen Märkten zurück. Sinnvoller ist es, nach Marktnischen zu suchen, die weit weniger dem Verdrängungs- und Wettbewerbsdruck ausgesetzt sind.
Netzwerke aufbauen und Kontakte nutzen
Eine Unternehmensidee kann noch so gut sein - wenn sie keiner kennt, bleibt sie erfolglos. Knüpfen Sie Kontakte, engagieren Sie sich in Verbänden, Innungen und Netzwerken. So schaffen Sie eine wichtige Basis für Ihr Wirken als Unternehmerin.
Förderprogramme helfen bei der Finanzierung
Bund und Länder haben erkannt, dass Frauen in der Unternehmerwelt bislang noch eher unterrepräsentiert sind. Sie versuchen, Gründerinnen mit speziellen Programmen zu fördern.
So können Gründerinnen zum Beispiel in Niedersachsen bei ihrer Hausbank ein "Landesdarlehen zur Förderung von Existenzgründungen durch Frauen" beantragen - vorausgesetzt, sie verfügen über ausreichend Sicherheiten. Der Zinssatz liegt derzeit bei 3,55 Prozent nominal (effektiv 4,36 Prozent) bei einer Auszahlung von 96 Prozent. Die Kreditsumme darf 125 000 Euro nicht überschreiten. Die Laufzeit beträgt bei maximal zwei tilgungsfreien Jahren zehn Jahre, bei überwiegend baulichen Investitionen kann die Laufzeit auf bis zu 20 Jahren heraufgesetzt werden.
Nicht jede Existenzgründerin kann jedoch auf genügend Sicherheiten zurückgreifen. In diesem Fall unterstützt die Deutsche Ausgleichsbank (DtA) mit ihrem "Startgeld" Geschäftsideen, die sich mit einer vergleichsweise niedrigen Summe realisieren lassen. Die Kreditsumme für das Darlehen, für das die DtA bis zu 80 Prozent bürgt, darf sich auf maximal 50 000 Euro belaufen. Beantragt wird das Startgeld bei der Hausbank. Der Nominalzins beträgt zurzeit 7,2 Prozent (effektiv 8,29 Prozent), die Laufzeit zehn Jahre. Das Darlehen kann für den Aufbau oder Erwerb eines Unternehmens verwendet werden. Wesentliche Voraussetzung dafür ist jedoch unter anderem, dass die Gründerin bei Antragstellung noch keinerlei verbindliche Vereinbarungen mit Vermietern, Lieferanten oder Kunden getroffen hat.
Nähere Informationen und Konditionen zum Landesdarlehen zur Förderung von Existenzgründungen durch Frauen in Niedersachsen erteilt die Landestreuhandstelle für Wirtschaftsförderung, Hamburger Allee 4, 30161 Hannover, Tel. (05 11) 3 61 57 00. Unter www.lts-nds.de finden Gründerinnen den Förderlotsen der Landestreuhandstelle, der einen guten Überblick über alle aktuellen Förderprogramme gibt.
Infos zum Startgeld gibt es bei der Deutschen Ausgleichsbank, Tel. Infoline (02 28) 8 31 24 00 oder im Internet unter www.dta.de.
Eine Zusammenstellung aller öffentlichen Förderprogramme gibt auch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) unter foerderberatung@bmwi.bund.de oder Tel. (0 18 88)6 15 - 76 49 oder -76 55.
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