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Gummiventile? Pffft!

Reifenventile aus Gummi bescheren Transporterfahrern gruselige Momente. Wer umrüsten will, erlebt mitunter Kurioses.

Reifenventile aus Gummi bescheren Transporterfahrern gruselige Momente. Wer umrüsten will, erlebt mitunter Kurioses.

Autobahn, Tempo 120. Plötzlich reißt ein Ventil an Armin Kreitmayrs Lieferwagen. Der Wagen droht auszubrechen. Doch der Handwerker behält die Nerven. Nach einer kurzen Zitterpartie bringt er seinen Doblò zum Stehen. Kreitmayers Standpunkt: Das Auto sei mit 63 PS sicher nicht übermotorisiert. "Wie es sich bei der 100-PS-Version verhält, will ich gar nicht erst wissen", schimpft er über die Gummiventile.

Der Schreck sitzt dem Unternehmer aus Kornwestheim noch in den Knochen. Und da ist er nicht der Einzige. "Gefährliche Situation, gerade noch bewältigt", erinnert sich Günter Kunzmann an die Sekunden nach dem Ventilbruch an seinem Sprinter-Wohnmobil.

Weil er danach Angst hatte, dass das wieder passieren könnte, suchte er Rat bei mehreren Reifenhändlern. Kunzmann hörte überall das Gleiche. "Metallventile statt Gummiventile!" Kurios: Der Fahrzeughersteller ist anderer Auffassung.

"Mercedes hat mir geraten, wieder die Orginalteile aus Gummi zu kaufen", wundert sich der Wohnmobil-Besitzer. Doch von den Ventilen des Typs TR414 will er nichts mehr wissen. Seinen Sprinter hat der Rheinfeldener auf Vollmetallventile umgerüstet. Und diese Entscheidung kann so verkehrt nicht sein. Denn Mercedes-Benz stattet Sprinter inzwischen selbst mit Metallventilen aus. Allerdings nur mancherorts.

"Mein neuer Sprinter kam mit Stahlventilen aus dem Werk", berichtet Handwerksunternehmer Christoph Hensel. Frank Oelrich, Vulkaniseur und Reifenmechaniker-Meister bei einem Mercedes-Großkunden, freut sich: "In Zukunft liefert uns Daimler Chrysler die Sprinter mit TR600-Ventilen." 300 Transporter zählt die Flotte. Oelrich und seine Mitarbeiter haben die Sprinter bisher nachträglich mit "durchgehenden Gummimetallventilen" ausgerüstet.

An anderer Stelle sind TR414-Ventile weiterhin das Maß der Dinge. "Natürlich Gummi", antwortet die Mercedes-Benz-Niederlassung in Hamburg auf die Frage, mit welchen Ventilen das neue Sprintermodell zum Kunden rollt. Auch andere Transporterhersteller verbauen wie bisher diesen Ventiltyp.

Wie groß ist die Gefahr? "Uns ist kein Unfall bekannt, der durch diesen Ventiltyp verursacht wurde", sagt Klaus Pietsch vom Kraftfahrt-Bundesamt in Flensburg (KBA). "Die in der öffentlichen Diskussion angedeuteten Unfälle haben wir überprüft. Sie haben sich nicht bestätigt."

Doch die Angelegenheit ist für das KBA, das seit mehr als einem Jahr ermittelt (handwerk.com berichtete, s. Links), noch nicht abgeschlossen. Nach wie vor schwelt ein Streit zwischen den Fahrzeugherstellern und dem Bundesverband des Reifenhandels und Vulkaniseur-Handwerks (BVR). "Im September wollen wir Fahrzeughersteller und Vulkaniseure an einen Runden Tisch holen", sagt Pietsch.

Für den ADAC indes besteht kein Zweifel: Bei Transportern und Wohnmobilen sollten keine einfachen Gummiventile verwendet werden, stellt der Automobilclub auf seiner Website klar. Klare Ansage herrscht seit langem in Fachwerkstätten. Die Unternehmenszentrale von Euromaster etwa hat bereits Ende 2005 alle Filialen aufgefordert, bei Transportern mit einem eingestellten Maximaldruck von 3,3 bar und höher nur Metallventile oder Metallfußventile zu verbauen.

Links:

Plötzlich säuselt der Pneu

Ignorieren Autokonzerne Ventilschäden?

(mfi)

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