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Gute Gewinne mit spontanen Pleiten

Sobald Kontrollen anstehen, melden sie Insolvenz an: Windige "Bauunternehmer" beschäftigen Schwarzarbeiter häufig in Strohfirmen. Ein aktueller Fall in Stuttgart gibt Einblick in die Wirklichkeit auf deutschen Baustellen.

Sobald Kontrollen anstehen, melden sie Insolvenz an: Windige "Bauunternehmer" beschäftigen Schwarzarbeiter häufig in

Strohfirmen. Ein aktueller Fall in Stuttgart gibt Einblick in die Wirklichkeit auf deutschen Baustellen.

Das System ist bekannt, doch die Drahtzieher werden nur selten gefasst. Jetzt befasst sich das Landgericht Stuttgart mit drei

Männern im Alter zwischen 46 und 50 Jahren, die nach genau dieser Masche vorgegangen sein sollen. Die Anklage: "Verdacht

der Bildung einer kriminellen Vereinigung, des Betruges und des Vorenthaltens und Veruntreuens von Arbeitsentgelt."

Zwischen 2000 und 2006 sollen sie - gemeinsam mit 16 weiteren Personen - über ein Firmengeflecht massiv Schwarzarbeiter

eingesetzt und Sozialversicherungsbeiträge in Höhe von mehr als drei Millionen Euro hinterzogen haben. Ein 48-jähriger Italiener ist nach Ansicht der Stuttgarter Staatsanwaltschaft Rädelsführer der kriminellen Vereinigung.

Auf Großbaustellen im Raum Stuttgart sollen die Männer Aufträge in großem Umfang mit Schwarzarbeiterkolonnen ausgeführt

haben. Das Thema Lohnnebenkosten scheint für das Triumvirat kein Problem gewesen zu sein: Die Arbeiter seien bar aus

schwarzen Kassen bezahlt worden.

Als "angeblicher Subunternehmer" habe einer der Angeschuldigten für die in Schwarzarbeit erbrachten Leistungen fingierte

Rechnungen ausgestellt. Tatsächlich seien die Rechnungen über die Baufirmen seiner Kompagnons in vollem Umfang

bezahlt worden. Nach Angaben der Stuttgarter Staatsanwaltschaft haben die anderen Angeschuldigten die Beträge anschließend wieder von den Geschäftskonten abgehoben - teils zur Bezahlung der Schwarzarbeiter, teils für den eigenen Profit.

Was den Behörden auffiel: Die Strohfirmen hatten weniger Mitarbeiter als bei ihrer Auftragslage nötig gewesen wäre. Sobald

Kontrollen oder Prüfungen anstanden, hätten die Männer Insolvenz angemeldet. Die nur formal bestellten Geschäftsführer

tauchten dann unter und wurden sofort ersetzt.

Die Angeschuldigten - keiner von ihnen ist vorbestraft - befinden sich in verschiedenen Justizvollzugsanstalten in

Untersuchungshaft. Der Termin der Hauptverhandlung vor dem Stuttgarter Landgericht steht noch nicht fest.

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(sfk)

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