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Hammerhart zuschlagen

Viele Handwerksunternehmer meiden Auftragsversteigerungen Netz wie die Pest. Doch manche verdienen so richtig Geld. Wie funktioniert das?

Viele Handwerksunternehmer meiden Auftragsversteigerungen im Netz wie die Pest. Doch manche verdienen so richtig Geld. Wie funktioniert das?

Hans Werner Tietz hat seine Lektion gelernt. Der Elektromeister aus Recklinghausen ergattert seit drei Jahren Aufträge in Online-Auktionshäusern. Und von Preisbrechern und Pfuschern lässt er sich das Geschäft nicht verderben. Zehn bis 15 Prozent des Umsatzes holt er mit solchen Aufträgen herein. Für ihn steht fest: "Diese Art der Vergabe wird zunehmen", betont der Chef eines Betriebs mit acht Mitarbeitern.

Das sehen auch Marktforscher so. Schätzungen zufolge werden schon heute private Aufträge im Wert von Hunderten Millionen Euro versteigert. Ein halbes Dutzend Portale beherrscht den Auktionsmarkt, allen voran My-Hammer. 25.000 Auktionen laufen täglich auf der Website, verkünden die Macher. Und mehr als 120.000 Handwerker sollen dort registriert sein. Einer davon ist Tietz.

Der 48-Jährige geht an die Plattform mit klaren Vorgaben heran. Sie sind Basis dafür, dass seine Rechnung unter dem Strich aufgeht. So werden handwerkliche Leistungen nicht unter Wert verkauft:

Rosinen herauspicken! "Aufträge in Einfamilienhäusern kann man vergessen, die schnappen sich Schwarzarbeiter", berichtet Tietz. Ebenso meidet er bestimmte Gebiete wie etwa den Berliner Raum. "Da sind die Preise kaputt", sagt er. Von vornherein die Finger lässt er auch von Aufträgen, die Immobilienfirmen oder Generalunternehmer versteigern. Die spielten nur Billigheimer gegeneinander aus.Tietz pickt sich gezielt Angebote von Kunden in seiner Region heraus, die Auftragsummen liegen im Schnitt bei ein paar tausend Euro.

Baustelle besichtigen!"Bei zwei, drei Aufträgen" hat sich der Elektromeister verkalkuliert. Damit ihm das nicht mehr passiert, sieht er sich die Baustellen an, bevor er ein Angebot abgibt. Wenn die Auftragsbeschreibung auf My-Hammer unklar ist, fragt er Details über das Forum ab. Zudem lässt er sich Fotos schicken.

Bonität prüfen! Gleich bei seinem ersten Auftrag ist Tietz an einen Kunden geraten, der pleite war. "Der hatte schon den Offenbarungseid geleistet." Weil das Portal von klammen Kunden missbraucht werde, erkundigt er sich seither grundsätzlich vor jedem Vertrag bei einer Auskunftei nach der Bonität des Auftraggebers.

Trickser abhaken! "40 bis 50 Prozent aller Auftragsangebote werden storniert", sagt der Unternehmer. Das geschehe entweder kurz vor Ablauf der Auktion. Oder man stehe trotz Zuschlag plötzlich mit leeren Händen da. Immer wieder lösten sich Kunden in Luft auf, sobald sie ein detailliertes Angebot haben. "My-Hammer prüft die Identität der Auftraggeber nicht, viele Adresse sind gefälscht", schimpft Tietz.

Dennoch handle es sich um eine effektive Form der Kundengewinnung. "Günstiger als Werbung", sagt er. Was Mogler vergessen macht: Ab und an bekommt er von Kunden "lukrative Folgeaufträge".

Diebe beobachten! Ein Drittel aller Dienstleister, die um Aufträge feilschen, sind schwarze Schafe, schätzt Tietz. Übel: " Es gibt welche, die reißen auf Baustellen alte Elektroleitungen heraus und verkaufen sie My-Hammer-Kunden als neue. So kann man auch billig arbeiten", ärgert sich der Unternehmer. Und manche nutzen Auktionshäuser offenbar auch für die Beutesuche. Der WDR hat kürzlich über einen "Malergesellen" berichtet, der mit den Türen einer Kundin verduftet ist.

Schwarzarbeiter melden! Wer merkt, dass ein Auftragnehmer bei einer laufenden Auktion mit seinem Gebot offensichtlich gegen die Handwerksordnung verstößt, sollte das seiner Handwerkskammer melden. Diese benachrichtigt nach Überprüfung der Rolleneintragung für das entsprechende Gewerk bei der Kammer den Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH). Und der leitet die Beschwerden an die Portalbetreiber weiter.

"My-Hammer reagiert zügig, in der Regel werden Auftragnehmer, die handwerksrechtlich unzulässige und wettbewerbswidrige Gebote abgeben, noch am selben Tag gesperrt", sagt Rechtsanwalt Heiko Taubert aus der ZDH-Rechtsabteilung. Die Sperre gelte zunächst zwei Wochen. Wer ein zweites Mal bei illegalen Geboten ertappt wird, den schließe My-Hammer für die Dauer von zwei Jahren aus. Problem: "Nicht auszuschließen ist, dass sich der Betroffene dann unter einem anderen Benutzernamen unter die Bieter mogelt", berichtet der ZDH-Experte.

Seit September 2007 reagiert My-Hammer auf Beschwerden des ZDH. Wie viele Fälle gab es bisher? Die Zahl liegt im mittleren dreistelligen Bereich", betont Taubert.

(mfi)

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