20 Millionen Deutsche können nicht irren: Heuschnupfen nervt! Er macht seine Opfer schlapp, stört die Konzentrationsfähigkeit – und gefährdet im Fall von Niesattacken im Straßenverkehr auch noch Leib und Leben. Besonders unangenehm wird das, wenn man beruflich viel unterwegs ist oder viel im Freien arbeitet.
Wird die Allergie nicht behandelt, sondern nur in der akuten Phase mit Tabletten, Nasensprays und Augentropfen in Schach gehalten, kann das weitreichende Konsequenzen haben. Die kleinere Gefahr dabei: „Der Allergiker muss mit einer Verbreiterung seines Allergiespektrums rechnen“, sagt Dr. med. Norbert Kmoch, Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde in Hannover. Der Körper reagiert dann auf immer mehr Substanzen.
Noch schlimmer beim unbehandelten klassischen Heuschnupfen: „In 40 Prozent der Fälle kann es zu einem Etagenwechsel kommen. Die Allergie erreicht ein neues Niveau und der Allergiker bekommt Asthma“, sagt Kmoch.
Aufatmen mit einem Sprühstoß täglich
Dagegen hilft nur eine Behandlung der Allergie, die sogenannte Hyposensibilisierung. Dabei wird dem Körper in regelmäßigen Abständen das Allergen verabreicht, er gewöhnt sich daran und reagiert weniger stark auf den Pollenflug.
Noch vor ein paar Jahren waren zur Behandlung Spritzen nötig, was ständige Arztbesuche mit langer Wartezeit nach sich zog. Für jeden berufstätigen eine Mehrbelastung, die einigen Organisationsaufwand erfordert. Die Alternative: „Wir haben mittlerweile gute Erfahrungen mit Sprays gemacht“, sagt Kmoch.
Die Sprays enthalten eine geringere Wirkstoffkonzentration als die Spritzen. Mehrmals pro Woche kann sich der Allergiker selbst einen Sprühstoß unter die Zunge setzen. Einziger Nachteil: Man muss die Therapie 3 bis 5 Jahre durchhalten – wenn man sich allerdings daran gewöhnt zum Beispiel direkt nach dem Zähneputzen einmal zu sprühen, sollte die Prozedur leicht in den Alltag integrierbar sein.
Und während man bei der Therapie mit Spritzen vorzugsweise im Herbst beginnt, kann man mit den Sprays zu einem völlig beliebigen Termin die Behandlung starten. Nach einigen Wochen stellt sich die Wirkung ein.
Seite 2: Schnell mit der Spritze oder lieber Hausmittel - so funktionieren die Alternativen.
Einmal testen muss sein
Als Alternative zu den Sprays sind auch Schnelltherapien per Injektion möglich. Etwa die Kurzzeitimmuntherapie, bei der häufig vier Spritzen vor der Pollenflugsaison verabreicht werden. Diese Prozedur würde man jährlich ein paar Jahre lang wiederholen. Zum Vergleich: Die klassische Immuntherapie verlangt 12 Spritzen beim Arzt verteilt über drei Monate und wird ebenfalls jährlich wiederholt.
Was allen Therapievarianten gemein ist, ist ein Arztbesuch vorab. Schließlich muss der HNO-Arzt wissen, welche Allergie er genau behandeln muss. Abhängig davon, zu welcher Jahreszeit der Allergiker seine Beschwerden hat, werden dabei verschiedene Allergene auf die Haut getröpfelt. Dort wo die Haut auf einen Tropfen reagiert, ist der Patient gegen die jeweilige Substanz allergisch.
Wer lieber ganz auf den Gang zum Arzt verzichtet will, aber grundsätzlich ein Interesse daran hat seine Beschwerden zu lindern, kann auf eine Reihe von alternativen Mitteln zurückgreifen – und sehen ob sie wirken. Diese Mittel reichen von einer Art Lichttherapie für die Nase, bis zu pflanzlichen Mitteln wie Kreuzkümmelöl oder indischem Lungenkraut. Häufig wird auch fester Wildblumenhonig angewendet, sagt HNO-Arzt Norbert Kmoch. „So etwas kann man in der Vorsaison sozusagen als orale Sensibilisierung probieren. Alles was hilft ist okay.“ (deg)
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