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Foto: handwerk.com

Bis jetzt ein grausames Jahr

Hohe Preise? Schmerzzulage!

Die Frage ist so dahin gesagt: „Wie geht’s?“ Wir haben das eine Unternehmerfrau im Handwerk gefragt – und sind überrascht, wie drastisch die Antwort ausfällt.

,,Frau Schrei genervt flach

Wie geht’s?
Unternehmerfrau: Das Jahr war bis jetzt grausam. Wir hatten noch nie so einen Krankenstand, die Grippe hat alle gepackt, den Chef, mich, die Mitarbeiter. Wir sind seit Januar nur mit der halben Besetzung unterwegs. Wenn der eine wiederkommt, geht der nächste.

Und gleichzeitig brummt der Laden?
Unternehmerfrau: Ja, und das ist ja auch gut so. Allerdings sorgt die Auftragslage für ein raues Klima. Die Leute begreifen nicht, dass wir im Handwerk nicht genügend Leute haben, um abzuarbeiten, was alles gebaut und bewegt werden soll.

Das klingt aber auch nach Jammern auf hohem Niveau.
Unternehmerfrau: Unsere Leute arbeiten alle am Limit. Und die haben auch mal Anspruch auf Urlaub. Und verdammt noch einmal, die dürfen auch krank sein.

Warum so wütend?
Unternehmerfrau: Weil du von den Kunden nur Druck kriegst. Was du außerdem kriegst, sind Terminänderungen und überhaupt Terminpläne, die illusorisch sind, aber mal eben in die Landschaft gestellt werden. Manchmal hakt’s aber auch, weil das Material, das wir auf den Baustellen nun einmal brauchen, gar nicht schnell genug rankommt – auch bei den Lieferanten gibt‘s einen Arbeitsstau. Es ist anstrengend.

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Die Kunden müssen umdenken

Was sagen denn die Kollegen dazu? 
Unternehmerfrau: Was sollen die sagen? Bei uns klingelt mindestens zweimal die Woche das Telefon, weil andere Firmen anfragen, ob wir ihnen nicht einige von unseren Leuten schicken könnten. Jeder versucht, bei dem anderen Mitarbeiter zu pumpen. „Hast Du einen Gesellen für 2 Tage? Kannst Du mir damit aushelfen?“
 
Es gibt ja auch Leute, die behaupten, das Fachkräfteproblem sei nur eingebildet. 
Unternehmerfrau: Ich kann das nicht nachvollziehen. Man muss einfach überlegen, wie hoch man den Hammer hängt. In Deutschland wollen wir die Arbeit nach DIN ausführen, und das können nur Fachkräfte. Wer sich dann beschwert, weil das Handwerk nicht mit der Arbeit hinterher kommt, muss in der Konsequenz mit weniger zufrieden sein.
 
Gerade bei gewerblichen Projekten wird es da kaum einen Spielraum geben. 
Unternehmerfrau: Da greifen die VOB und die DIN, die klipp und klar sagen, wie eine Arbeit auszuführen ist. Da kann ich dem Kunden nicht sagen, dass weniger Qualität auch in Ordnung ist. Nein, der Fachkräftemangel ist nicht eingebildet. Und das wird sich in den kommenden Jahren auch nicht ändern.
Ich mag’s kaum sagen, aber die Kunden müssen umdenken. Die Leute müssen eine gewisse Wartezeit akzeptieren oder – wie gesagt – mit weniger zufrieden sein.

Wird nicht immer genau umgekehrt verlangt, dass die Betriebe mehr für die Kunden tun müssen? 
Unternehmerfrau: Na ja, früher haben sich 20 Betriebe um einen Kunden gekloppt. Das Verhältnis dreht sich gerade, das haben viele Kunden noch nicht verstanden. Die kommen mit einer riesigen Erwartungshaltung. Wenn da einer mit einem Auftrag winkt, sollen die Handwerker begeistert aufspringen, klasse, ein Kunde. Das war so. Die Betriebe, die gute Arbeit leisten, ersaufen in Aufträgen. Und wir haben die unangenehme Pflicht, den Kunden auf den Boden der Tatsachen herunterzuholen: „Stellen Sie sich hinten an.“
 
Man könnte ja auch höhere Preise nehmen, oder? 
Unternehmerfrau: Das haben wir auch schon gemacht, es gibt Kunden, die für eine identische Leistung mehr zahlen müssen als andere Kunden (sie lacht). Du musst Dir die Nervereien bezahlen lassen. Das ist eine Art Schmerzzulage.
 
Aber es muss doch auch gute Kunden geben. 
Unternehmerfrau: Oh ja, mit ganz, ganz vielen Leuten haben wir überhaupt keine Probleme.
 
    

(sfk)

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