Sägewerke produzieren so viel wie nie. Doch ob Massivholz, Holzwerkstoffe oder Pellets die Versorgungslage bleibt angespannt. Und Handwerker müssen für den Rohstoff auf lange Sicht tief in die Tasche greifen.
Der Ärger ist gewaltig: Betriebe im holzverarbeitenden Handwerk müssen auf ihre Rohstoffe teils wochenlang warten. Und dann auch noch so viel dafür zahlen wie seit Jahren nicht mehr. Die Holzpreise sind regelrecht explodiert. Im Schnitt kosten die Ausgangsprodukte 30 Prozent mehr als vor einem Jahr. Zu spüren bekommen das auch die Besitzer von Holzöfen, die Pellet-Preise haben genauso angezogen.
Dabei: In keinem anderen Land in Europa gibt es so große Holzvorräte wie in Deutschland. Wieso der Mangel?
Die Nachfrage nach Holz ist international stark gestiegen, sagt Norbert Burkart vom Verband der Deutschen Säge- und Holzindustrie (VDS). Holzbau, Verpackungsindustrie und Spanplatten-Hersteller gierten nach Nadelholz. Die Möbel- und die Parkettindustrie kämpften um das Laubholz.
Dazu kommt, dass immer mehr Holz verfeuert wird. Wie eine Studie des Arbeitsbereichs Ökonomie der Forst- und Holzwirtschaft der Universität Hamburg zeigt, hat der Brennholzverbrauch in der Zeit von 2000 bis 2005 um 183 Prozent zugenommen. Tendenz: weiter steigend.
Warum legen sich die Säger nicht mehr ins Zeug? Die Sägeindustrie hat ihre Nadelschnittholzproduktion 2006 um 15 Prozent erhöht, betont Burkart. Dabei seien mehr Säge- und Hobelspäne angefallen, als die Pellet- und Brikett-Hersteller verbraucht hätten. Auch die Laubholzsäger haben ihre Produktion hochgeschraubt. Allein im ersten Halbjahr gelangten laut VDS 5,5 Prozent mehr Schnittholz auf den Markt. Dennoch: Die Nachfrage nach Eiche übersteigt das Angebot. Und auch Buche wird jetzt wieder mehr begehrt.
Wir haben Engpässe und bauen deshalb unsere Kapazitäten aus, sagt Lars Schmidt, Marktingleiter bei Pollmeier. Um der steigenden Nachfrage Rechnung zu tragen, hat der weltgrößte Laubholzsäger gerade ein neues Werk in Betrieb genommen. Und schon bald soll ein weiteres stehen. Außerdem setzt sich Pollmeier in Projekten dafür ein, dass verstärkt Holz mobilisiert wird. Es wachse mehr Buche nach, als eingeschlagen werde, erklärt Schmidt. Die ungenutzten Potenziale liegen im kleinen Privatwald. Für die Waldbesitzer stünden oft nicht wirtschaftliche Ziele im Vordergrund, sondern sie suchten Strukturen, in denen sie sich wohlfühlen. Und es fehlten forstwirtschaftliche Kenntnisse.
Die jüngste Bundeswaldinventur zeigt, dass der jährliche Holzeinschlag etwa um ein Drittel geringer ausfällt als der Zuwachs. Während bei Buche noch Potenzial brach liege, sei bei Fichtenholz von regionalen Ausnahmen abgesehen die Grenze in der Forstwirtschaft erreicht, betont der VDS. Es gebe jedoch Überlegungen, den Begriff Nachhaltigkeit neu zu definieren.
Wie nachhaltig ist der Preisanstieg? Kyrill zum Trotz: Die Holzpreise bleiben hoch, prophezeit Burkart. Die Spitzen sollten jetzt aber gekappt sein.