Datengetriebene Prozesse sind erst der Anfang. Roboter und Cobots könnten auch in Tischlereien einziehen.
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Datengetriebene Prozesse sind erst der Anfang. Roboter und Cobots könnten auch in Tischlereien einziehen.

Inhaltsverzeichnis

Holzhelden

Ein Blick in die Zukunft

Technik-Trends heute und morgen: Nutzerfreundlich, daten­getrieben, automatisch und nachhaltig – so sieht Torben Bredehöft die Entwicklung in den Betrieben.

Torben Bredehöft bewegt sich beruflich im Spannungsfeld zwischen Alltag und Zukunftsplänen in den Betrieben. Wo wollen die Tischler technisch hin? Wo könnten Sie hin? Und worauf sollten Sie sich über kurz oder lang einstellen? Der technische Berater im Verband des Tischlerhandwerks Niedersachsen/Bremen weiß, woran die Betriebe arbeiten – und welche technischen Möglichkeiten die Zukunft für sie bereithält.

Vernetzte Fertigung

Kurzfristig erwartet Bredehöft im Maschinenpark keine bahnbrechenden Entwicklungen. Die Hersteller brächten derzeit vor allem Detailverbesserungen auf den Markt: Dazu zählen zum Beispiel Verbesserungen bei den Auftragsverfahren und der Nullfugentechnologie bei Kantenanleimmaschinen und Gehrungsschnitte an der Plattenaufteilsäge.

Relativ viel passiere allerdings in Sachen Benutzerfreundlichkeit: Bredehöft sieht immer mehr  Interfaces und Assistenzsysteme, „so dass es für die Bediener einfacher wird, die Maschinen effizienter und schneller zu nutzen“. Auch die Arbeitschutzeinrichtungen würden Hersteller derzeit optimieren, um mit neuen sensorischen und optischen Systemen die Sicherheit der Nutzer zu erhöhen. „Gerade bei Formatkreissägen werden wir auf den nächsten Messen sicherlich einiges neues zu sehen bekommen.“

Für die nahe Zukunft erhofft sich Bredehöft deutliche Verbesserungen bei der Ansteuerung der Maschinen mit Daten aus der Konstruktion: „Das ist elementar und aktuell das bewegende Thema: Wie kriege ich meine Daten aus dem CAD auf die Maschinen, um die Bearbeitung möglichst automatisch und ohne händische Programmierarbeit starten zu können? Damit täten sich viele Betriebe noch relativ schwer, doch die Schnittstellen würden von Anbieterseite immer einfacher und leistungsfähiger. Damit sei die Datenübergabe zukünftig nicht nur ein Thema bei CNC-Bearbeitungszentren, wo das schon sehr gut funktioniere, sondern auch bei kleineren Maschinen wie Formatkreissägen, Tischfräsen und Kantenanleimmaschinen. Hier werde es möglich sein, Maschinen automatisch einzurüsten oder nach optimierten Zuschnittplänen zu arbeiten. Dadurch vereinfache sich die Bedienung an der Maschine und werde immer intuitiver, sodass sich unproduktive Zeiten merklich reduzieren ließen.

Mehr Automatisation und Roboter

Großes Potenzial sieht Bredehöft in der weiteren Zukunft durch eine immer stärkere Automatisation in der Fertigung: „Künftig werden viel mehr Arbeitsschritte und Prozesse in und durch die Maschinen erledigt.“ Das Ziel sei hier, vor allem sich wiederholende und anstrengende Arbeiten, wie zum Beispiel Handlingprozesse, zu automatisieren. „Wir werden auch im Tischlerhandwerk irgendwann weniger Handwerker und mehr reine Maschinenbediener in der Teilefertigung sehen. Das handwerkliche Know-How verschiebt sich zusehends in die Planung und Arbeitsvorbereitung. Die Maschinen und Anlagen werden auch im Tischlerhandwerk so leistungsstark und automatisiert, dass der Bediener vorne eine große Platte einlegt und hinten die komplett fertigen Bauteile entnimmt.“

In diesem Zusammenhang rücke auch der Einsatz von Robotern immer näher. „Für einen kleinen Betrieb ist aktuell noch schwer darstellbar, aber wir werden die Roboterunterstützung künftig in fast jedem Bereich finden können“, ist sich der technische Berater sicher.  So würden schon jetzt immer mehr automatisierte Konzepte auch für handwerkliche Strukturen entwickelt. Hier fände man bereits Lackieranlagen, Handlingroboter und autonome Transportsysteme auf dem Markt. „Da wird definitiv etwas passieren. In allen Bereichen mit wiederkehrenden Arbeiten und in Gefahrenbereichen wird die Roboterunterstützung mehr werden – bei allen Aufgaben, die Zeit kosten, gefährlich sind und keine Wertschöpfung bringen.“

Spezialisierung mit neuen Verfahren

Einzug würden in Tischlereien zudem neue Produktionsverfahren halten. „Das werden nicht unbedingt Technologien für die Masse sein, aber einige Tischlereien würden sich stärker auf neue Verfahren spezialisieren und zum Teil als Zulieferer agieren. Dann könne sich eine solche Investition lohnen.“, sagt Bredehöft. Erste Ansätze dazu zeigten sich zum Beispiel im 3D-Druck. „Dieses Verfahren ist grundsätzlich nicht neu, aber für das Tischlerhandwerk noch sehr weit weg.“ Es gebe inzwischen erste Betriebe, die den 3D-Druck für die Prototypen- und Sonderteilefertigung sowie die Herstellung von Ersatzteilen nutzen. Hier ergäben sich zukünftig weitere Möglichkeiten, um sich mit speziellen Produkten und Dienstleistungen von der Masse abzuheben.

Datenbrillen und Cobots im Bankraum

Derzeit beschäftigen sich in Bredehöfts Beratungen viele Betriebe mit Konzepten für die durchgängige Datennutzung bis in den Bankraum und die Montage. „Die papierlose Fertigung muss auch hier das Ziel sein und das ist heute schon absolut darstellbar.“ Dabei sei die Arbeit mit Tablets nur der erste Schritt. Über kurz oder lang werde hier die Augmented Reality (AR) Einzug halten, um die Prozesse durch in Datenbrillen angezeigte Zusatzinformationen zu unterstützen. Hier seien die möglichen Einsatzbereiche quasi grenzenlos. Von der Navigation in Lagerbereichen bis zur Anzeige von unterstützenden Montage- und Wartungsanleitungen sei Vieles denkbar. „In der Industrie wird hier längst an entsprechenden Konzepten gearbeitet.“

Arbeitserleichterungen im Bankraum und auf der Baustelle könnten in Zukunft auch sogenannte Cobots schaffen, kollaborative Roboter, die mit den Nutzern interagieren.  „Cobots sind keine abgekapselten Systeme, sondern unterstützen Mitarbeiter, über ihre Sensorik gesteuert, direkt am Arbeitsplatz.“ Cobots könnten zum Beispiel beim Handling von Werkstücken unterstützen und Positionierarbeiten übernehmen, damit sich der Mitarbeiter voll auf das Handwerk konzentrieren kann. „In anderen Branchen gibt es das schon, zum Beispiel beim Schweißen im Metallbau. Warum sollten wir das nicht nutzen, um die Mitarbeiter zu entlasten?“

Nachhaltigkeit und Energieeffizienz

In einem anderen Bereich ist die Zukunft hingegen schon im vollen Gang: Nachhaltigkeit sei ein Trend, der uns nicht mehr loslassen wird, ist Bredehöft überzeugt. So sähen das auch die Tischler und die Hersteller:

E-Mobilität werde für Tischler immer interessanter: „Die Umrüstung des Fuhrparks inklusive Ladestationen ist in der Beratung für viele Betriebe ein wichtiges Thema.“ Nicht nur, weil das Angebot der Hersteller wächst und es Förderung gibt. „Das ist auch ein wichtiges Signal und Verkaufsargument für die an Nachhaltigkeit interessierten Kunden.“

Damit gewinnen Stromerzeugung und -speicherung weiter an Bedeutung. Die Photovoltaik bewege die Tischler schon lange, doch nun gehe es auch um Speicherbatterien zur Versorgung des elektrischen Fuhrparks. Wer sich dafür interessiert, sollte prüfen, ob es in seinem Bundesland Förderung dafür gibt, rät Bredehöft. In Niedersachsen zum Beispiel wurde Ende 2020 ein entsprechendes Förderprogramm aufgelegt.

Energieeffiziente Maschinen seien für die Hersteller im Maschinenbau ein wichtiges Thema. „Wir werden auf den nächsten Messen sicher das eine oder andere Banner sehen, das mit besonderer ‚Energieeffizienz‘ wirbt“, sagt der Berater.

Alternative Werkstoffe seien ebenfalls im Kommen. „Die Industrie geht immer mehr auf alternative Werkstoffe aus Recyclingmaterialien ein. Damit werden sich auch die Tischler auseinandersetzen müssen.“ Im Möbelbau sei ja schon lange die „absolute Vielfalt der Materialien gefragt – weg vom reinen Holz. Da wird noch viel mehr auf uns zukommen, was sowohl die Produkte als auch die dahinterstehenden Fertigungsverfahren verändern wird“.

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