- Thomas Holberg will Kunden begeistern. Dafür muss alles stimmen, vom eingesetzten Material bis zur Präsentation.
- Der Tischler legt Wert auf Nachhaltigkeit. Wo es passt setzt er gezielt Altmaterial ein, das er aus Sanierungen und Abrissen von Fachwerkhäusern bezieht und aufwändig aufarbeitet.
- Parallel zu seinem Hauptgeschäftsfeld, dem exklusiven Möbelbau für Privatkunden, hat sich der Unternehmer ein Geschäft mit Wohnaccessoires aufgebaut. Zu den Highlights zählen gefräste Bilder und handgefertigte Schneidbretter.
Thomas Holberg hat ein Händchen für starke Auftritte. Meldet sich ein Kunde mit einem außergewöhnlichen Wunsch beim Tischler, lässt Holberg sein CAD-Programm gerne ruhen und greift zu Bleistift und Pergamentpapier. „Das kennt niemand mehr, dass der Tischler mit einer Meterrolle Papier vorbeikommt. Meine Kunden schätzen das sehr“, erzählt der Nordrhein-Westfale.
Die Besinnung auf analoge Techniken koste im Vergleich zu digitalen Werkzeugen zwar mehr Zeit, aber für den Chef der Holzwerkstatt Thomas Holberg ist sie ein wichtiges Mittel, um zu besonderen Kunden eine besondere Beziehung aufzubauen. „Auf Pergamentpapier kann man skribbeln, radieren, Details ergänzen – man kann den Kunden live in den Entwicklungsprozess einbeziehen“, sagt Holberg. So gibt der Unternehmer seinen Entwürfen gemeinsam mit dem Auftraggeber einen ganz individuellen Schliff. Die enge Beziehung, die der Tischler so zu seinen Kunden aufbaut, sei auch, was den Erfolg seines Unternehmens ausmache.
Der Holzhandwerker aus Ennepetal hat sich vor allem mit kreativem Möbelbau für praktisch jedes Zimmer im Privatkundenhaus einen Namen gemacht. Der zwei Mitarbeiter starke Betrieb baut Küchen, Ankleiden, Betten und richtet Schlaf- und Kinderzimmer ein. Auf eine ausführliche individuelle Beratung inklusive Besuchen in den Räumlichkeiten des Kunden legt Holberg dabei großen Wert. „Ich will dem Kunden das Gefühl vermitteln, dass wir etwas nur für ihn bauen“, sagt er.
Ein Herz für alte Hölzer
Nicht nur zu seinen Kunden baut der Tischler gerne eine besondere Beziehung auf. Er hat sie auch zu den Werkstoffen, die er verwendet. „Ich lege Wert auf Nachhaltigkeit. Wo es Sinn macht, auf Neumaterial zu verzichten, mache ich das.“ Das zeigt sich etwa, wenn der Unternehmer wieder einmal Holz von Abrissen oder Sanierungen jahrhundertealter Häuser ergattern konnte, das er aufbereitet und zu markanten Tischen, Waschtischen oder einzigartigen Accessoires verarbeitet. „Wenn wir alte Fachwerkbalken verarbeiten, wissen wir meist wo sie herkommen, weil wir sie selbst abholen“, sagt Holberg. Er versucht dann Informationen wie Erbauungsdaten herauszubekommen, die er an seine Kunden weitergibt.
So verkauft Holberg nicht nur ein handgefertigtes Möbelstück, sondern liefert dazu auch noch eine Herkunftsgeschichte des Stücks. Das steigert beim Kunden zusätzlich das Bewusstsein dafür, ein besonderes Produkt erworben zu haben. Zumal das Altholz einen langen Weg zurücklegt, bis es für ein neues Leben als Tischlerprodukt geeignet ist: Es müsse häufig von Nägeln, Schrauben, Stroh und Lehm befreit werden. Dann wird es zurechtgeschnitten und ruht ein halbes Jahr. Risse und Löcher verfüllt der Tischler heiß mit einer speziellen Masse. Abschließend wird es geschliffen und geölt.
Kontakte zu Neukunden knüpfe der Unternehmer in erster Linie über Empfehlungen, die aus seinem großen Netzwerk aus zufriedenen Bestandskunden und befreundeten Handwerksunternehmen kommen. Zudem hat er einige hochwertige Wohnaccessoires im Portfolio, mit denen er – außerhalb von Corona-Zeiten – auf Kreativmärkten Interessenten für sich gewinnt.
Kunden gewinnen mit Accessoires
Da wären zum Beispiel die gefrästen Bilder. „Ich habe zwar nur einen kleinen Betrieb, aber trotzdem eine CNC-Maschine“, erzählt der Unternehmer. Als er auf dem Lehrgang des Herstellers war, ist ihm in dessen Ausstellung ein gefrästes Bild aufgefallen. „Da war mir sofort klar, dass ich das auch anbieten will“, erzählt er. Die Basis eines gefrästen Fotos bildet eine schwarz durchgefärbte MDF-Platte mit heller Lackierung. Eine Software rechnet das Foto eines Kunden für die CNC-Maschine um. „Die Frästiefe bestimmt, wo die dunklen Bereiche entstehen, die das Bild erzeugen“, erklärt Holberg. Die Preise starten bei 100 Euro für ein quadratisches Bild mit 40 Zentimeter Kantenlänge. Selbst mehrteilige Großformate auf vier Meter Länge und zwei Meter Höhe seien möglich.
Ein weiteres Highlight der Tischlerei sind die handgefertigten Schneidbretter mit integriertem Messereinschub zur klingenschonenden Aufbewahrung. „Das Design haben wir selbst entwickelt“, erklärt Holberg. Die Schneidbretter werden entweder aus einem massiven Stück Olivenholz oder alten Fachwerkbalken gefertigt.
Sehen, fühlen, begeistern
Ähnlich sorgfältig wie die Materialien für seine Accessoires und Möbelstücke wählt der Nordrhein-Westfale seine Lieferanten aus. „Ich kaufe lieber in Kleinbetrieben. Da ist die persönliche Betreuung eine andere und sie haben oft besondere Materialien“, sagt Holberg. Die Qualität des eingesetzten Materials hat für ihn oberste Priorität. „In der ganzen Firma sieht man: Ich nehme keine Billigmaterialien.“
Davon dürfen sich die Kunden in seinen Räumlichkeiten hautnah überzeugen. „Ich gebe ihnen die Materialien gerne in die Hand. Ich erkläre auch mal die Besonderheit eines Beschlags und lasse sie die Schwere von einem Edelstahlguss fühlen“, sagt Holberg. Wenn ein Möbelstück nach langen Beratungen und Werkstattstunden fertig ist für die Zwischenabnahme, lädt der Unternehmer seine Kunden erneut zu sich in die Werkstatt ein. „Ich merke dann richtig, wie die Kunden voller Spannung zu mir kommen“, sagt Holberg. Nun ist für den Tischler der Moment gekommen, die Spannung mit einem starken Auftritt zu lösen: „Das Möbelstück wird ein bisschen versteckt, der Kunde muss noch eine Tür öffnen – und dann: voilà!“
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