- Das gab es auf der Holz-Handwerk 2022 in Nürnberg zu sehen: Dieser kleine Messe-Rundgang stellt Ihnen 11 Messe-Stände vor.
- Mit von der Partie sind Hettich, Blum und Hawa, Osmo, Hesse Lignal und Marx Oberflächentechnik, Pyrus Panels, Ostermann, Egger und Palette Cad.
- Fernab aller Produkte gab es auch manch inspirierende Design-Highlights zu entdecken.
Moderne Werkstoffe, Beschläge und die passende Oberflächenbehandlung prägen die Branche der Tischler und Schreiner und setzen Trends beim Innenausbau. Auch auf der Holz-Handwerk 2022 zeigten die Hersteller frische Ideen, nützliche Entwicklungen und räumen mit manch alten Vorurteilen auf.
Hettich: Schön und flexibel wohnen und arbeiten
Hettich bediente an seinem Stand auf der Holz-Handwerk 2022 die Trends Individualisierung, Urbanisierung, New Work und Digitalisierung in eigenen kleinen Themenwelten. Hier wurde etwa das vielseitig veränderbare Schubladendesign „Avantech You“ in Laden- und Möbelbau gezeigt. Eine neue Maschine, die die Schubladen schnell und fehlerfrei in der gewünschten Größe zusammenbauen könne, hatte das Unternehmen ebenfalls am Stand. Sein Name: Avanfit 300 advanced.
Beim Thema Urbanisierung hat der Beschlaghersteller Konzepte entwickelt, um kleine Wohnräume in der Stadt optimal ausnutzen zu können. Die Lösung sieht das Unternehmen in Raumtrennern, die Räume flexibel verkleinern oder vergrößern. So könne wahlweise der Schlafbereich oder der Wohnbereich zusätzliche Nutzfläche erhalten.
Hettich will nach eigenen Angaben künftig noch mehr Nähe zu Tischlern und Schreinern aufbauen und ein Partner auf Augenhöhe sein, der Tischlern zuhört und Services, Verarbeitungstechnik und Produkte anbietet, die dem Bedarf der Holzhandwerker entsprechen. Mit den Produkten der seit 2021 zu Hettich gehörenden Kuhn-Systemfamilie zeigten die Nordrhein-Westfalen erstmalig ein Programm korpusungebundener Schiebeelemente. Das auf der Holz-Handwerk gezeigte Baukastensystem für den gehobenen Innenausbau sei vollständig modular aufgebaut, was ein Maximum an Gestaltungsvielfalt erlaube.
Hawa: Wo Schiebetüren für Ruhe sorgen
Mitten im Messegetümmel einen kleinen Moment Ruhe genießen. Am Stand von Hawa Sliding Solutions konnten die Besucherder Holz-Handwerk genau das machen – und sich nebenbei von der Wirksamkeit der Schiebetüren mit Schalldämmung überzeugen. Dafür hatten die Schweizer eigens eine schallgedämmte Kabine auf ihrem Stand aufgebaut. Den kurzen Weg in die ruhigere Welt öffnete eine Schiebetür, die mit einem Hawa Junior 100 Acoustics Beschlag installiert wurde. Der soll von Raum zu Raum eine Schallreduzierung bis zu 41 Dezibel erzielen. Die akustische Dämpfungswirkung in der Kabine war deutlich wahrnehmbar. Neben der Reduzierung von Schall soll das System auch gegen Zugluft, Gerüche und unerwünschten Lichteinfall dämmen. Trotz der zusätzlichen Dichtungen bewege das System Türen bis 100 Kilogramm leicht und leise.
Der Hawa Junior Acoustics unterstützt nach Hersteller-Angaben Vorwand- wie Taschenkonstruktionen mit raumhohen Anwendungen. Die Türbearbeitung sei einfach und es könnten Standard-Türblätter verwendet werden, die selbst nach der Bauvollendung montiert und eingestellt werden. Laut Hawa passt das System zu den gegensätzlichen Trends von möglichst offenen Räumen auf der einen Seite und einer wachsenden Bedeutung von Home-Office und dem verdichteten Bauen mit kleineren Wohnflächen auf der anderen. Wo Menschen näher zusammenrücken, wachse schließlich die Bedeutung persönlicher Rückzugsräume.
Blum: Wohnbereiche elegant versteckt
Hinter diesen Fronten lässt sich einiges verstecken – dabei nimmt das Pocketsystem Revego im offenen Zustand kaum Platz weg. Entwickelt hat Blum sein neues Einschiebetürsystem, um Arbeitsflächen in der Küche, Homeofficebereiche oder die Plattensammlung mit Musikanlage im Wohnzimmer hinter einer aufgeräumten Fläche verschwinden zu lassen.
Revego für Einzel- und Doppeltüranwendungen überzeugt laut Hersteller mit vollständig integrierter Technik und bequemer Integration in das Küchenlayout oder die Möbelzeile. An einem voll eingerichteten Beispielaufbau konnten sich die Messebesucher selbst überzeugen, wie leicht die Türen auf ein Tippen aus ihrer Nische fahren und sich ebenso leicht wieder in ihr verstauen lassen.
Um Handwerkern an mehreren Beispielsystemen Verarbeitung und Montage näherzubringen, zeigte Blum das System während der Messe nicht nur fertig installiert, sondern auch im roheren Zustand. Besonders einfach sei die Endmontage: Pockets aufstellen, ausrichten und befestigen, Türen und Laufträger installieren, einstellen – fertig. Wahlweise könne das System bereits vormontiert zum Aufstellort geliefert werden. Die Markteinführung soll im Herbst 2022 starten.
Uwe Marx Oberflächentechnik: Lackieranlage für jede Gelegenheit
Mal eben eine Kleinigkeit lackieren und dafür extra die ganze Lackieranlage umstellen? „Das ist ein Riesenaufwand“, sagte Uwe Marx, Chef der Uwe Marx Oberflächentechnik. Die Folge: Man mache es notgedrungen mit der Becherpistole. Weil hier nur die Schwerkraft den Druck macht, müsse man die Farbe stark verdünnen, was weitere Nachteile nach sich zieht. Für diese Fälle und den mobilen Einsatz hat der Unternehmer die Mini Marx entwickelt. Das System arbeitet im Airmix-Verfahren und soll die Becherpistole ersetzen. Verarbeitbar seien mit der Mini Marx beispielsweise Beizen, Füller und Klarlack. Dabei punkte sie nicht nur mit einem guten Spritzbild, 80 Prozent Farbnebelreduktion und einer Materialersparnis von bis zu 30 Prozent. Sie komme auch mit wenig Material aus: „110 ml braucht die Mini Marx – mehr ist das nicht“, sagte Marx.
Egger: Kunden überzeugen und Zeit sparen – mit digitaler Planung
Der Messeauftritt des Werkstoffherstellers Egger stand ganz im Zeichen des Egger Inside Möbelplaners, den Handwerksbetriebe auf ihrer Website integrieren können. Schon fänden Kunden auf der Seite des Handwerksbetriebs eine Vielzahl an Möbeln, vom Badunterschrank bis zum Lowboard, die in ansprechenden Wohnsituationen dargestellt werden. Ein paar Klicks weiter können Interessenten ihr Wunschmöbelstück in wenigen Schritte selbst konfigurieren: in individuell wählbaren Maßen, Fächeranzahl, Farben und Beschlägen. Dazu werde gleich ein Preis genannt.
Im Möbelplaner Pro kommen weitere Funktionen für eine freie Planung hinzu – sie sind Egger zufolge dazu gedacht, dass Betriebe zusammen mit einem Kunden die gewünschte Einrichtung planen. Hier ließe sich zur Anpassung der Preise auch eine eigene Kalkulation eingeben. Aus der Konfiguration ließen sich Stücklisten exportieren und die Konstruktionsdaten ziehen, um das Möbelstück komplett zu fertigen. Die Pro-Version kostet eine Monatsgebühr von 75 Euro. Beim einfachen Möbelplaner gibt es nur einmalige Einrichtungskosten von 190 Euro.
Pyrus Panels: Vielseitige Leichtbauwerkstoffe live verarbeitet
Detaillierte Einblicke in den Umgang mit Leichtbauplatten bekamen Besucher am Messestand von Pyrus Panels. Das Unternehmen hat mit Lisocore einen Plattenwerkstoff im Programm, der aus einer dreidimensional geformten Kernstruktur und zwei Deckschichten besteht, die form- und stoffschlüssig miteinander verbunden sind. Der luftige Aufbau von Lisocore könne das Gewicht bezogen auf eine 25 Millimeter starke Platte im Vergleich zum Span-Werkstoff fast halbieren, verspricht der Hersteller. Zugleich erlaubt der Werkstoff interne Kabelführungen, wie das Unternehmen auf der Holz-Handwerk zeigte. Dort präsentierte es zudem Tische, Bänke und Schiebetüren aus Lisocore und führte live vor, wie die spezielle Verbindungs- und Beschlagtechnik an der Platte eingesetzt wird. Selbst bei Ikea kann man laut Pyrus Panels schon einen Lisocore-Tisch online kaufen. Der Name: Tranebo.
Hesse Lignal: Abschied von Lösemitteln tut nicht weh
Der Messeauftritt von Hesse Lignal stand ganz im Zeichen der neuen Nachhaltigkeitsstrategie, Lösemittel in sämtlichen Produktlinien bis 2030 drastisch zu reduzieren. Zu sehen war das auf dem Stand anhand zweier Bäume: Einer zeigt die Lackierungen mit lösemittelhaltigen Produkten des Unternehmens, der andere Lackierungen mit Wasserlacken der Hydroserie .
„Es gibt noch Skeptiker, denen wir zeigen wollen, wie gut die Lackierung mit Wasserlacken ist“, sagte Produktmanager Ulrich Abdinghoff. Die Wasserlacke hätten sich in den letzten 20 Jahren stark entwickelt und seien heute mindestens gleichwertig zu den lösemittelhaltigen Systemen. Dass die Lacke ein paar Mindestansprüche an Luftfeuchtigkeit und Temperatur haben, zähle zu den Anforderungen, die die neuen Systeme an Verarbeiter stellen. „Wir raten unsicheren Kunden dazu, zumindest mal mit einem wasserbasierten Anstrich anzufangen“, sagte Abdinghoff. Der Hydrofüller beispielsweise eigne sich gut, um Erfahrungen mit Wasserlacken zu sammeln. Er lasse sich problemlos auch mit PUR- und Nitrolacken überlackieren. Um den Umstieg auf Wasserlacke zu vereinfachen habe das Unternehmen zudem eine Checkliste auf seiner Website bereitgestellt, die zeigt worauf zu achten ist.
Osmo: Einfache Anwendung gut erklärt
Beim Hersteller ölbasierter Oberflächen Osmo lautete die Messeaufgabe: Produkte live erklären und erleben lassen. „Wir wollen Lust machen auf unsere Produkte und zeigen, wie einfach ihre Verarbeitung ist“, sagte Osmos Geschäftsleiter Vertrieb Thorsten Mehlin. Schließlich sollen Anwender sich nicht mehr Arbeit machen als nötig, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen.
Ein Messe-Fokus war das Einfärben von Oberflächen. „Treppenstufen an Parkettböden ist zum Beispiel ein Anwendungsfall, der sehr einfach gelingen kann“, sagte Mehlin. Mit am Stand war wieder das 2K-Holzöl, bei dem sich mit einem einzigen Auftrag eine objektfähige Beanspruchung herstellen lasse. Daneben zeigte der Betrieb wie viel einfacher Ölbeizen in der Anwendung seien als wasserbasierte Beizen.
Ostermann: Härtetest im Wasserbad
Würden Sie für die Belastungen in der Küche bei der Bekantung eher auf PUR-Klebstoffe setzen, oder trauen Sie sich an eine TPU-Nullfugenkante heran? Ostermann widmete sich an seinem Messestand in Nürnberg unter anderem der Klebetechnik von Kanten, um die Besucher von der Haltbarkeit der TPU-Verbindungen zu überzeugen. Dazu gehörte etwa eine wassergefüllte Spüle, in der zugleich Platten mit PUR- und TPU-Kante im Wasser standen. Wir haben einen kurzen Fühltest gemacht. Das Ergebnis: Beide Kanten schienen dem Härtetest gleichermaßen gut zu trotzen.
Auch von der Qualität der farblichen Übereinstimmung von Platte und Kante konnten sich Besucher überzeugen: Abgestimmt auf die Farben und Muster der großen Plattenhersteller zeigte das Unternehmen eine große Auswahl an Platten, die passend mit seinen eigenen Kanten versehen wurden.Verschiedene Erlebniswelten, die der Großhändler mit seiner Produktpalette aufgebaut hat, rundeten den Auftritt ab. Das Spektrum reichte von Ladenbau-Exponaten über den Küchenbau bis zum höhenverstellbaren Schreibtisch, gebaut aus Einzelkomponenten aus dem Ostermann-Sortiment.
Palette CAD: Wozu warten? Einfach schneller rendern
Manche Dinge muss man live erlebt haben. Da macht die Software von Palette CAD keinen Unterschied. Die Stuttgarter Softwareschmiede zeigte Besuchern er Holz-Handwerk hautnah, wie man mit Palette CAD konstruiert und sehr schnell ein fotorealistisches Rendering erstellt. „Das will man schon live gesehen haben, bevor man es glaubt“, sagte Marketing Manager Thomas Bässgen. Die Visualisierung ist ein Schwerpunkt des Unternehmens.
Doch Palette CAD will Kunden nicht nur mit leistungsstarker Software überzeugen – sondern auch mit gutem Service. „Unser Anspruch ist es, die Leute auf jedem Erfahrungslevel abzuholen“, sagte Bässgen. Dafür biete das Unternehmen nicht nur feste Gruppentrainings für verschiedene Branchen an, sondern auch Online-Kurse auf allen Einstiegsleveln. Auf dem Laufenden hält das Unternehmen Kunden auch auf Youtube – zum Beispiel mit regelmäßigen Infos zu den Funktionen seiner Software-Aktualisierungen und den Tipps des Monats.
Fachverband Schreinerhandwerk Bayern: Form folgt Funktion
Einen kleinen Auszug der schier grenzenlosen Gestaltungsmöglichkeiten im Schreinerhandwerk zeigte die Holz-Handwerk-Sonderschau „Macht der Idee – Macht die Idee“ des Fachverbands Schreinerhandwerk Bayern. Hier gab es ganz verschiedene Exponate zu sehen und passend dazu eine Beschreibung, die die Idee hinter einem Designstück erklärt. Damit wollte der Verband zeigen, wie wenige grundlegende Gestaltungsideen Basis für Entwurf und Realisation ganz unterschiedlicher Projekte sein können.