Nicht nur mit Fenstern, auch mit Türen kennt sich Eike Curdt aus. Diese Haustüren werden von den Hamburgern soweit ertüchtigt, dass sie Brandschutztüren in ihrer Funktion ähnlich kommen. 
Foto: Denny Gille
Nicht nur mit Fenstern, auch mit Türen kennt sich Eike Curdt aus. Diese Haustüren werden von den Hamburgern soweit ertüchtigt, dass sie Brandschutztüren in ihrer Funktion ähnlich kommen. 

Holzhelden

Spezialgebiet Brandschutz: Die Feuerbändiger

Diese Tischler wollten das Thema Brandschutz nicht der Industrie überlassen. Der Weg zum eigenen Holzbrandschutzfenster war kein einfacher – doch er hat sich gelohnt.

Auf einen Blick:

  • Ohne die Tischlerei Willi Curdt & Co GmbH gäbe es hölzerne Brandschutzfenster, die sich wie normale Fenster bedienen lassen, gar nicht.
  • Das Unternehmen hat einigen Entwicklungs- und Zertifizierungsaufwand betrieben um solche Fenster anbieten zu können.
  • Ein zentrales Element der Technik ist ein eigens entwickelter selbstverriegelnder Verschluss. Das Patent hat der Betrieb an die TSH System GmbH verkauft, wodurch es auch andere Innungskollegen nutzen können.

Sie bilden Feuerbarrieren zu anderen Gebäuden, halten Flucht- und Rettungswege frei, schützen Menschenleben: Brandschutzfenster und -türen sind eine wichtige Komponente, um Bauwerke sicher zu machen. Und meistens ist ihre Herstellung Sache der Industrie. Ein Umstand, mit dem sich die Hamburger Tischlerei Willi Curdt & Co GmbH nicht so einfach abfinden wollte.

Also fasste Rainer Curdt, Vater des heutigen Geschäftsführers Eike Curdt, 2011 einen Entschluss: Er stellte auf CNC-Fertigung um und nahm Brandschutzinnentüren ins Programm. „Mein Vater meinte: Warum sollen wir Tischler uns so ein Geschäftsfeld entgehen lassen, wo wir doch alle Fähigkeiten für die Fertigung mitbringen“, erinnert sich Eike Curdt. 2017 folgten Brandschutzfenster aus Holz, mit denen sich das Unternehmen deutlich von der industriellen Konkurrenz abgrenzte und zudem anderen Innungskollegen den Weg zur Fertigung ebnete.

Optisch ansprechend und feuersicher

Brandschutzfenster aus Holz, die wie Fenster aussehen und sich so öffnen ließen, habe es zuvor gar nicht gegeben. „Was es gab, ähnelte mit Drückergarnitur und Profilzylinderschloss eher einer Tür als einem Fenster“, erklärt Tischlermeister Jan Diekelmann, der den Bereich der Brandschutzprodukte im Unternehmen verantwortet.

Dabei sei der Bedarf an optisch ansprechenden und funktionalen Brandschutzfenstern durchaus vorhanden gewesen. Wer möchte schon im Denkmalschutzbereich oder bei architektonisch anspruchsvollen Bauwerken die Ansicht der Fassade in den brandschutzrelevanten Bereichen mit optisch unpassenden Fensterlösungen verschandeln? Allein technisch habe es keine Lösung dafür gegeben – bis die Tischlerei Willi Curdt eine entwickelte. Beim zuständigen Zertifizierer IFT Rosenheim stieß ihre Idee eines Brandschutzfensters aus Holz mit Öffnungsflügel zunächst allerdings auf Skepsis. „Also sind wir runtergefahren, haben unsere Entwicklung abbrennen lassen – und die zeigte sich so resistent, dass wir direkt die EI30-Zertifizierung sicher hatten“, sagt Diekelmann. EI30 bedeutet, dass es 30 Minuten Feuerwiderstand bietet.

Ein Patent macht den Unterschied

Dickes Ding. So ein EI90-Fenster soll 90 Minuten Feuerwiderstand bieten. 
Foto: Denny Gille
Dickes Ding. So ein EI90-Fenster soll 90 Minuten Feuerwiderstand bieten. 

Maßgeblich an diesem Erfolg beteiligt war ein von den Tischlern entwickelter selbstverriegelnder Verschluss: Sobald sich das Fenster selbstständig geschlossen hat, sorge der automatisch unten und oben für eine brandschutztechnische Verriegelung. Der Betrieb hat das System patentieren lassen und die Lizenz an die TSH System GmbH – ein Unternehmen der Verbände des Tischler- und Schreinerhandwerks – verkauft. „Dadurch steht die Nutzung dieses Systems in Lizenz auch anderen Innungsbetrieben offen“, erklärt Eike Curdt. Nur Innungsmitglieder könnten eine Lizenz beantragen, um den Beschlag einzusetzen.

Inzwischen hat der Betrieb für ein halbes Dutzend Bauarten von Brandschutzfenstern- und türen den mehrjährigen Zertifizierungsprozess abgeschlossen. „Wir haben für alle gängigen Fenster die Prüfungen, um sie in Brandschutzausführung zu machen. Egal ob EI30 oder EI90“, sagt Curdt. So bietet der Betrieb seine brandschutzresistenten Holzfenster auch mit glasteilenden Sprossen oder glasaufliegend mit 26 Millimeter Wiener Sprosse, mit Alu-Regenschutzschiene, Holzabdecker oder echtem Wetterschenkel an. Und mit Flügelansichtsbreiten von 78 Millimeter biete der Betrieb zudem das filigranste Brandschutzfenster auf dem Markt. Das kleinste Brandschutzfenster der Hamburger misst 400 mal 590 Millimeter. Gebaut werden einflügelige Fenster bis 2800 Millimeter Höhe und zweiflügelige Fensterelemente mit Mittelpfosten oder auf Stulp. Zudem seien alle Brandschutzelemente miteinander und mit Festverglasungen koppelbar, was größere Fensterfronten ermögliche.

Gefragt bei Kollegen

Die Anfragen kämen nicht nur von Bauherren und Architekten. „Wir bauen auch immer mehr für Kollegen aus dem Tischlerhandwerk“, sagt Curdt. Bei Innentüren beispielsweise verstehe sich das Unternehmen gleichermaßen auf Schallschutz, Einbruchschutz, Brand-, Rauch- und Strahlenschutz – oder auch auf die Kombination verschiedener Anforderungen.

Entsprechend vielseitig sind die Hamburger in ihrer Werkstatt aufgestellt. In jeder Ecke herrscht geschäftiges Treiben: In einem Bereich saniert ein Mitarbeiter gerade Altbautüren. Die sollen soweit ertüchtigt werden, dass sie Brandschutztüren ähnlich kommen. In einem anderen Bereich werden die frisch gefrästen Holzkomponenten aus dem CNC-Bearbeitungszentrum gerade zu neuen Fenstern zusammengesetzt. Dabei sorgt eine Befeuchtungsanlage an der Decke für eine gleichbleibende Luftfeuchtigkeit und damit beste Fertigungsbedingungen. Und in der geräumigen Lackiererei verleiht eine Mitarbeiterin einigen frisch gefertigten Fenstern mit ihrer Lackierpistole einen weißen Anstrich.

Jetzt kommt die Haustür

Zwischen 100 und 150 Brandschutzfenster fertigt der 28-Mitarbeiter starke Betrieb jedes Jahr. Hinzu kommen Brandschutztüren, normale Holzfenster, Innen- und Außentüren, Möbel, Innenausbauten und Projekte im Objektbereich. Eike Curdt schätzt an seiner Arbeit neben den Spezialisierungen vor allem die Abwechslung. „Unser Kerngeschäft sind die speziellen Anfragen. Es kommt selten vor, dass wir mal fünf gleiche Türen bauen. Losgröße 1 ist bei uns eher die Regel als die Ausnahme“, sagt er.

Neuentwicklungen sollen auch künftig ins Programm der Tischler gehören. Eine konkrete haben Curdt und Diekelmann schon in Vorbereitung: die EI90-Haustür. „Damit wollen wir uns noch ein Stück unabhängiger von der Industrie machen“, sagt Curdt.

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