Türen fälzen und bekanten im Ein-Personen-Betrieb? Bei Herba Zimmertüren erledigt das eine einzige Maschine. 
Foto: Herba Zimmertüren
Türen fälzen und bekanten im Ein-Personen-Betrieb? Bei Herba Zimmertüren erledigt das eine einzige Maschine. 

Inhaltsverzeichnis

Holzhelden

Spezielle Maschinen für spezielle Ansprüche

Türen fälzen und bekanten gehört nicht ins Standardrepertoire von Kantenanleimmaschinen. Für diese Schreiner musste daher ein Sonderbau her.

  • 10.000 Türen fertigt die Schreinerei Herba Zimmertüren jedes Jahr.
  • In der Fertigung legt der Betrieb wert auf effiziente Abläufe. Dazu gehört auch, dass nicht drei Personen zur Bedienung einer einzigen Maschine benötigt werden. 
  • Seine Kantenanleimmaschine hat das Unternehmen mit einigen Spezialfunktionen versehen lassen. Sie übernimmt viele Arbeitsschritte auf 20 Meter Länge – und benötigt nur einen einzigen Bediener.

Auftraggeber, die bei der Wahl ihrer Zimmertüren Wert auf Exklusivität legen, sind bei Herba Zimmertüren bestens aufgehoben. Ob geölt, lackiert, furniert, gefälzt, stumpf einschlagend oder zum Schieben: Die Schreiner aus dem mittelfränkischen Ipsheim bieten praktisch jede Türenvariante an. Seit 60 Jahren besteht diese Spezialisierung des Betriebs schon. „Wir fertigen im Jahr 10.000 Türen“, erzählt Schreinermeister Ralf Bär, der das Unternehmen in dritter Generation leitet.

Geschäftskunden bevorzugt

Zu den größten Auftraggebern des Betriebs zählen Fertighauskunden. Die Aufträge kommen hier direkt vom Hersteller, für den das Herba-Team seine Türen bundesweit einbaut. „Außerdem verkaufen wir über Schreinereien und ausgewählte Händler“, erklärt Ralf Bär. Vom vielfältigen Angebot der Schreiner können sich Architekten, Planer und Handwerkskollegen in der Ausstellung des Unternehmens überzeugen. In der Beratung konzentriert sich der Betrieb auf Geschäftskunden. Den direkten Verkauf an Privatkunden strebt er nicht an. „Eine Privatkunden-Beratung nimmt sehr viel Zeit in Anspruch. Das rechnet sich für eine einzelne Tür einfach nicht, wenn wir sie zu einem guten Preis anbieten wollen“, erklärt Bär.

Guten Kundenservice für seine Partner bietet Herba Zimmertüren dafür schon werkseitig. „Wir bauen unsere Zargen bereits im Werk zusammenbauen. Das bringt einen großen Montagevorteil für unsere Kunden“, sagt Ralf Bär. Auch optisch zeige der Service Wirkung: Bei lackierten Zargen spachteln wir die Gehrungsfuge zu, überschleifen sie und lackieren den Rahmen anschließend. So sieht der Rahmen aus wie aus einem Guss, ganz ohne Gehrungsfugen.“

Maschine lindert Fachkräfteprobleme

Trotze einer Stärke von 50 Mitarbeitenden beschäftigt die angespannte Fachkräftesituation in Deutschland den Unternehmer. Bei der Investition in die neue Kantenanleimmaschine war daher ein entscheidendes Investitionskriterium, dass sie komplexe Aufgaben mit wenig Manpower bewältigt. „Unsere letzte Maschine wurde von drei Mitarbeitern bedient und es gab einiges an Nacharbeit“, erklärt Bär. Für den Unternehmer war klar: Die am Markt verfügbaren Kantenanleimmaschinen passten nicht zu seinen Anforderungen. Der Betrieb brauchte jemanden, der eine Maschine nach individuellen Bedürfnissen bauen kann – und fand ihn in der österreichischen Paul Ott GmbH. Ergebnis der Entwicklungsarbeit: „Jetzt steht nur noch ein Mitarbeiter an der Maschine und wir haben praktisch null Nacharbeit“, erklärt Bär.

Basis für die Anlage war das Maschinenmodell Top Edge, die größte Baureihe der Österreicher, die sich im Baukastensystem individuell bestücken lässt. Standard-Module findet man in der Konfiguration für Herba Zimmertüren kaum. Die Maschine musste den Anforderungen des Betriebs entsprechend neu entwickelt werden. Hauptgrund: Auch seine gefälzten Türen wollte der Hersteller mit der Maschine bekanten – furnierte Türen mit Türfalz erhalten beispielsweise Furnierkanten für eine schöne homogene Optik. „Ein Mitarbeiter von Paul Ott kam zu uns und hat sich unsere Anforderungen erklären lassen. Dann wurden uns Umsetzungsvorschläge gemacht, die wir noch einmal verändern konnten“, sagt Bär. Zwischen Bestellung und fertiger Installation verging gut ein Jahr, inklusive der Entwicklung eines zusätzlichen Prototyps, den der Hersteller in Österreich getestet hat.

Ein Durchlauf auf 20 Meter

Gefälzt und bekantet: So sieht das Resultat des Produktionsprozesses aus. 
Foto: Herba Zimmertüren
Gefälzt und bekantet: So sieht das Resultat des Produktionsprozesses aus. 

An der Maschine kann das Unternehmen seine Türen, egal ob gefälzt oder stumpf einschlagend im Einpersonen-Betrieb bekanten. Der Mitarbeiter verbleibt dabei an einem festen Standort zur Bedienung der Maschine, von wo aus die Arbeitsprogramme per Knopfdruck ausgewählt werden. Eine automatische Rückführung erlaubt es, ein Bauteil für die Bearbeitung mehrerer Seiten mehrmals durch die Maschine zu führen. Auf 20 Meter Länge bearbeitet die Top Edge eine Türenseite. Die Tür wird stumpf formatiert über das Transstart-System an die Maschine übergeben, wobei sie laut Hersteller durch schräg eingestellte Rollen im Einlauf automatisch an das Einlauflineal angedrückt und somit präzise und wiederholgenau in die Maschine eingeführt werden kann.

Innerhalb eines Durchlaufs bearbeitet die Maschine eine Türenseite mit allen Arbeitsschritten komplett. Speziell für die Falz-Bearbeitung hat der Hersteller dafür einige Raffinessen entwickelt. Zwei 10 kW wassergekühlte Nutaggregate mit einem speziellen Falzwerkzeug fräsen zunächst die Türfalz. Über eine Servosteuerung sei die Fräse im Hundertstelbereich verstellbar. Anschließend wird der PUR-Leim aufgebracht – nicht wie normal üblich auf die Platte, sondern auf das Kantenband. Ein beheizter Falzschuh hilft die Kante in den Türfalz zu drücken. Eine Kappsäge schneidet die Kante schließlich zum Türblatt hin bündig ab. Bei allen Säge- und Fräsarbeiten, bei denen die Werkzeuge mit noch heißem Kleber in Kontakt kommen, sorgt ein streckengesteuertes Sprühsystem bedarfsgerecht mit einem Trennmittel dafür, dass der frische Kleber nicht an den Werkzeugen haftet.

Alles muss exakt eingestellt sein

Ist der erste Arbeitsgang erledigt, wird die noch unfertige Tür über das Trans-Edge Rückführsystem automatisch in die richtige Position gedreht und zurück zum Mitarbeiter gefahren. Dort angekommen, wird sie auf einen Lufttisch befördert, über den der Mitarbeiter die Platte mit wenig Kraftaufwand wieder der Maschine zuführen kann. Wenn nach drei Durchgängen alle Kanten bündig angebracht und die Schleifaggregate sie bis in die Falz fertig geschliffen haben, wird die Tür automatisch auf einen von zwei Stapelplätzen abgelegt.

„Wir sind mit der Maschine absolut glücklich“, sagt Ralf Bär, „von Hand könnte man es nicht besser machen.“ Auch mit dem Service des Herstellers ist der Unternehmer zufrieden. „Vieles lässt sich unkompliziert am Telefon klären und bei Problemen ist schnell ein Techniker vor Ort“, sagt er. Um in der Fertigung kein Risiko einzugehen, lässt der Unternehmer die Maschine halbjährlich warten. „Es gibt einfach so viele Komponenten die exakt zueinander eingestellt sein müssen“, erklärt der Schreinermeister. Schließlich soll sich auch bei 10.000 Türen jährlich jeder einzelne Kunde über ein makelloses Ergebnis seiner handwerklich gefertigten Tür freuen.

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