Individuelle Nische: Innenausbau von Schaustellerwagen.
Foto: Tischlerei Berndt – Holztec Innenausbau
Individuelle Nische: Innenausbau von Schaustellerwagen.

Inhaltsverzeichnis

Holzhelden

Tischlerei Berndt: Schiffsausbau für die Weltmeere

Das Team dieser Tischlerei kennt alles, was im Schiffbau Rang und Namen hat. Trotz seiner erfolgreichen Spezialisierung bewahrt sich der Betrieb seine Flexibilität.

Manche Schiffe sind so bekannt, die sind selbst größten Landratten ein Begriff. Da wäre etwa die Gorch Fock, das stolze Segelschulschiff der Deutschen Marine oder die Alexander von Humbold II mit ihren grünen Segeln. Auch das Kreuzfahrtschiff Amadea lässt jeden aufhorchen, spätestens wenn das dazugehörige Stichwort „ZDF-Traumschiff“ fällt. Diese großen Namen der Seefahrt haben eine Gemeinsamkeit: Das Team der Tischlerei Berndt – Holztec Innenausbau GmbH aus der Elbstadt Tangermünde hat an ihnen schon Hand angelegt – und zudem an mehreren Aida-Kreuzern, Luxusyachten und zahllosen Arbeits- und Flusskreuzfahrtschiffen. Für den Einsatz auf dem Wasser bauen die Sachsen-Anhalter Schränke, Betten, Nasszellen oder komplette Kabinen, fertigen öffentliche Bereiche wie Restaurants und montieren die Arbeiten in den schwimmenden Bauwerken.

Termintreue und Qualität

„Der Schiffsausbau ist ein Spezialgebiet mit hohen Anforderungen an Qualität und Termintreue. Dafür ist der Wettbewerb kleiner als in anderen Marktnischen“, erklärt Tino Berndt. Er leitet die Geschicke der Tischlerei in dritter Generation und hat den Familienbetrieb zu einem breit aufgestellten, schlagkräftigen Unternehmen mit 50 Mitarbeitern und modernem Maschinenpark entwickelt. Den Grundstein der Spezialisierung des Betriebs legte sein Vater Anfang der 90-er Jahre: Als die Tangermünder Werft ihre eigene Tischlerei schloss, bot der Tischler den schiffskundigen Fachkräften einen Job in seinem Unternehmen an. So erschloss der Betrieb ein neues Standbein, das Vater und Sohn ab Ende der 90er Jahre gemeinsam ausbauten. „Mit den ersten Aufträgen für die Werft in Tangermünde wuchs das Netzwerk in der Branche“, erinnert sich Berndt.

So wurde aus der Tischlerei ein international agierender Anbieter für Schiffsinnenausbauten. Mal ist das Team an Neubauten im Trockendock beteiligt, mal werden Sanierungen und Reparaturen durchgeführt – mitunter sogar während der Fahrt auf offener See. Manches Projekt hat der Unternehmer hautnah begleitet. An eine Reise von Miami über die Karibik nach New York erinnert er sich gerne zurück: „Der enge Sanierungszeitplan sah vor, dass das Team während der Überfahrt mehrere Kabinen umbaute und die alten Betten gegen neue austauschte.“

Die Arbeit in den Schiffen auf dem Wasser oder gar während der Fahrt birgt manche Herausforderung. „Was an Land ein selbstverständliches Hilfsmittel ist, funktioniert da nicht“, erklärt Berndt. Einfaches Beispiel: die Wasserwaage! Selbst Innenausbauten an Land laufen komplett anders ab, als im Immobilienbereich. „Die Nasszellen werden beim Neubau zum Beispiel von oben in die Kabinen abgelassen, bevor das nächste Deck installiert wird“, berichtet Berndt. Auch konstruktiv birgt die Arbeit Besonderheiten: Mal wird mit besonders feuerfesten Plattenwerkstoffen gearbeitet, mal bekommt ein Möbelstück eine eigens im Betrieb gefertigte Unterkonstruktion aus Metall, die fest mit dem Schiff verschweißt wird.

Immer auf Nachwuchssuche

Das alles macht die Arbeit im Schiffsausbau für die Sachsen-Anhalter spannend. Und es sind gute Argumente bei der Fachkräftesuche. „Dass ein Azubi während der Lehre auf einer Yacht von einem Scheich arbeiten kann, kommt sicher nicht in jedem Betrieb vor“, erzählt Berndt. Fünf Auszubildende hat der Betrieb derzeit. Einfach sei die Nachwuchssuche trotz der spannenden Branche und mehreren Preisen für seine Ausbildungsqualität nicht. „Wir freuen uns über jeden Bewerber, der sich ernsthaft für den Beruf interessiert und Interesse an einer Karriere mit Entwicklungsmöglichkeiten bei uns hat“, sagt Berndt.

Zur Arbeit in den Schiffen sind die Tischler meist im norddeutschen Raum unterwegs, aber auch in den Niederlanden – und Wien im Rahmen von Reparaturen an Flusskreuzfahrtschiffen. „Etwa alle zwei Jahre kommen Sonderprojekte außerhalb von Europa vor“, berichtet Tino Berndt. Bis nach Japan hat das manchen Mitarbeiter bereits gebracht. Auf die großen Touren schickt Berndt nur Mitarbeiter, die auf das Abenteuer Lust haben. Die Teamgröße orientiert sich an Projektumfang und Zeitplan. Für kleinere Arbeiten können zwei Mitarbeiter genügen. „Aktuell auf der Gorch Fock sind wir zum Beispiel zwölf Leute. Im Ausland sind es meist vier bis sechs.“

Nicht nur im Schiffsausbau beweist das Team Kompetenz. In Zeiten der Corona-Pandemie profitierte es von seiner Flexibilität im Tischlerhandwerk. „Wir sind nicht extrem spezialisiert, sondern bieten auch Innenausbau für Gewerbe, Wohnungsbauprojekte und Privatkunden“, sagt Tino Berndt. Als die Pandemie in der Kreuzfahrtbranche durchschlug und sich Aufträge im Schiffsinnenausbau für die Tischlerei von 80 Prozent auf etwa 50 reduzierten, war diese Flexibilität besonders wertvoll. Über Partner in Berlin konnte der Betrieb freie Kapazitäten in Wohnungsbauprojekte einbringen. Auch helfe sein Netzwerk zu befreundeten Tischlereien, Über- und Unterkapazitäten auszugleichen. Mit dem wachsenden Privatkundengeschäft in der Region und neuen Geschäftsfeldern wie dem individuellen Ausbau von Schaustellerwagen stellt sich das Unternehmen nachhaltig breiter auf. So weiß Tino Berndt den Familienbetrieb sicher auch durch unruhige Fahrwasser zu manövrieren. Und wenn sich die Schifffahrtsbranche von der Pandemie wieder komplett erholt, arbeiten er und sein Team gerne wieder mehr in den Schiffen dieser Welt. „Der Schiffsausbau macht uns einfach Spaß.“

Betrieb

  • Firmenname: Tischlerei Berndt – Holztec Innenausbau GmbH
  • Ort: Tangermünde
  • Mitarbeiterzahl: 50 (davon 5 Auszubildende)
  • Gründung: 1935
  • Spezialität: Schiffsinnenausbau
  • Internet: tb-berndt.de

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