Die Palette wasserbasierter Beschichtungen wächst im Lager der Tischlerei der Abtei Königsmünster.
Foto: Denny Gille
Die Palette wasserbasierter Beschichtungen wächst im Lager der Tischlerei der Abtei Königsmünster.

Inhaltsverzeichnis

Holzhelden

Umstieg Wasserlacke: „Unkompliziert in der Anwendung“

Ein paar Anpassungen, schon kann man die Vorteile wasserbasierter Beschichtungen selbst erleben. Dieser Betrieb stellt nach und nach um. Seinem Lieferanten bleibt er dabei treu. 

Auf einen Blick:

  • Stetiger Abschied vom Lösemittel: Die Tischlerei der Abtei Königsmünster setzt zunehmend auf wasserbasierte Beschichtungen. 
  • Mit ihnen ließen sich ebenso gute Ergebnisse wie mit lösemittelbasierten Produkten erreichen. Darüber hinaus böten Wasserlacke einige Vorteile in Sachen Handhabung und Gesundheit. 

Fans ausgefallener Bier-Kultur dürften an diesem Gedeck aus Glas und Untersetzer ihre Freude haben. Das Bierglas läuft zum Boden hin spitz zu und lässt sich somit unmöglich einfach auf einem Tisch abstellen. Erst mit dem passenden Holzuntersetzer, der es mit seiner konischen Ausfräsung stabilisiert, bleibt das Bierglas zuverlässig in Balance. Jährlich werden auf dem Kloster-Gelände der Abtei Königsmünster mehrere Tausend dieser Untersetzer für eine belgische Brauerei hergestellt. Die Brauerei ist nicht die einzige Stammkundin, für die das achtköpfige Team Produkte in großen Serien fertigt.

Vielseitige Klostertischler 

Gegründet wurde die Abtei Königsmünster in den späten 1920er Jahren von den Missionsbenediktinern von Sankt Ottilien aus Oberbayern. Die angeschlossene klostereigene Tischlerei sollte ursprünglich den Eigenbedarf an Tischlerarbeiten zu decken. „Heute machen die Aufträge für die Abtei noch zehn bis zwanzig Prozent unseres Auftragsbestands aus“, sagt Betriebsleiter Frank Siegert. Der Tischlermeister verantwortet die Geschicke des Holzverarbeitungsbetriebs vom Erstkontakt zu Kunden bis zur Schlussrechnung.

Größter Einzelauftraggeber der Tischler ist ein Industriekunde im Badmöbelbereich, für den das Team kontinuierlich Teile von Badmöbeln fertigt und lackiert. Auch Einrichtungen für Feuerwehren, Krankenhäuser und Kirchen fertigen die Tischler – und sie arbeiten für Privatkunden etwa im Bereich Fenster und Türen. „Aber „unser Schwerpunkt liegt auf dem Möbelbau“, sagt der 55-Jährige.

Dabei verarbeitet der Betrieb neben Plattenwerkstoffen auch viel Massivholz. „Wenn wir mit Massivholz und Furnier arbeiten, wollen wir sehr gute Oberflächen mit optimalem Zeitaufwand erreichen“, erklärt der Betriebsleiter. Dabei würden nicht nur die gute Werkstattausstattung mit neuem 5-Achs-CNC-Bearbeitungszentrum und die Lackiererei mit moderner Zuluftanlage helfen, sondern auch gut verarbeitbare Beschichtungssysteme. Seit über 20 Jahren verarbeiten die Tischler hauptsächlich Remmers-Produkte, berichtet Frank Siegert. „Damals hat uns überzeugt, dass wir im Lösemittelbereich fast alles mit einem Härter verarbeiten konnten“, erklärt der Tischlermeister, „heute kommen immer mehr wasserbasierte Produkte hinzu, die unkompliziert in der Anwendung sind“.

Abkehr vom Lösemittel 

Frank Siegert: „Unser Schwerpunkt liegt auf dem Möbelbau.“
Foto: Denny Gille
Frank Siegert: „Unser Schwerpunkt liegt auf dem Möbelbau.“

Die Vorteile gegenüber industriellen Lösungsmitteln liegen für den Tischlermeister auf der Hand. „Anders als die lösemittelhaltigen 2K-Produkte muss ich Wasserlacke nicht anrühren. Ich verarbeite nur das Material, das ich wirklich benötige und kann einen Wasserlack auch am nächsten Tag noch verarbeiten“, sagt der Betriebsleiter. Auch bei Abrieb und Beständigkeit seien die lösemittelfreien Produkte inzwischen locker auf dem Niveau von 2K- oder PUR-Lacken.

Im Gegenzug müsse man sich auf die Verarbeitung wasserbasierter Produkte ein Stück weit einstellen. „Man braucht rostfreie Spritzgeräte aufgrund des Wassergehalts und andere Düsengrößen“, zählt der Meister beispielhaft auf. Da wasserbasierte Produkte das Holz etwas stärker aufrauen würden, erfordere der Zwischenschliff mehr Sorgsamkeit. Der kleine Nachteil, dass ein Wasserlack bei nicht optimalen Bedingungen schlechter trocknet, ließe sich durch eine modern ausgestattete Lackiererei gut ausgleichen. „Durch die gute Durchlüftung mit unserer Zuluftanlage trocknen die Wasserlacke fast genauso schnell wie die lösemittelhaltigen Varianten“, erklärt der Tischlermeister.

Schnell voran im Spritzverfahren

Bei der Wahl der passenden Beschichtung richtet sich der Betrieb nach den Wünschen des Kunden. Ein gerne eingesetztes Produkt in der Tischlerei ist beispielsweise die farblose 1K-Versiegelung HWS-112-Hartwachssiegel oder ihr wasserbasiertes Äquivalent Aqua HWS-712-Hartwachs-Siegel [eco]. Der kleine Unterschied für den Kunden ist allenfalls ein finanzieller: Von der Eco-Variante wird etwas mehr Material aufgetragen und sie kostet ein wenig mehr als die klassische Variante. In der Verarbeitung gibt es für den Betrieb dagegen kaum Unterschiede. „Beide Remmers-Produkte lassen sich sehr gut im Spritzverfahren verarbeiten, was gegenüber einem Handauftrag große Vorteile in Sachen Aufwand und Geschwindigkeit bringt“, sagt Siegert.

Wie schnell das gelingt, zeigt Werkstattleiter Andreas Brunken im Lackierraum des Betriebs: Nachdem er eine massive Leimholzplatte aus Eiche an der Formatkreissäge auf Maß gebracht und anschließend durch die Breitbandschleifmaschine geführt hat, ist sie nun reif für die Erstbeschichtung mit HWS-112. Dazu wird das Hartwachs-Siegel einfach in einen Becher gegeben, auf die Becherpistole gesteckt und mit Hilfe von Druckluft gleichmäßig aufgebracht. Nebenan in der Werkstatt wartet derweil bereits ein Stapel weiterer Eichenplatten auf den Zwischenschliff vor dem zweiten Beschichtungsgang. Bald werden sie ihren Dienst als strapazierfähige Echtholzplatten hochwertiger Waschtischanlagen antreten.

Favoriten auf Wasserbasis

Bei anderen Produkten setzt der Betrieb inzwischen fast ausschließlich auf die wasserbasierten Produkte von Remmers. Ein Beispiel ist der Effektlack Induline ZW-420, der ebenfalls im Spritzverfahren aufgebracht wird. „Er hat eine viel längere Topfzeit als ein lösemittelhaltiger 2K-Lack, was uns bei der Koordination der Fertigung verschiedener Bauteile und ihrer Beschichtung mit dem Produkt mehr Flexibilität gibt“, sagt Siegert. Zudem entfalle durch die 1K-Beschichtung das Anrühren eines Härters, womit sich die Verarbeitung gefährlicher Inhaltsstoffe für die Mitarbeiter reduziere. Auch beim Pigmentfüller setzt der Betrieb mit Aqua PF 430 bevorzugt auf ein Produkt auf Wasserbasis. „Der Füller hat tolle Verlaufseigenschaften und lässt sich wunderbar verarbeiten“, erzählt der Tischlermeister.

Von ganz aktuellen Arbeiten der Tischler können sich bald auch die Gäste der Abtei hautnah überzeugen. „Dieses Jahr werden wir im Jugendgästehaus der Oase die Gästezimmer neu möblieren“, berichtet der Betriebsleiter. Und wer von den Klostertischlern sakrale Holzarbeiten für die eigenen vier Wände sucht, wird im hauseigenen Online-Shop zwischen Meditationsbänken und modern gestalteten Leuchtern und Wandkreuzen fündig.

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