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Ich besiegte Baumann

Ich besiegte Baumann

Der Trollinger-Lauf ist das größte sportliche Ereignis in der Region Heilbronn – und im Handwerk. Bereits zum zweiten Mal fanden die „Internationalen Handwerksmeisterschaften im Marathon und Halbmarathon“ statt. handwerk.com-Mitarbeiterin Britta Lorenz lief mit.

Der Trollinger-Lauf ist das größte sportliche Ereignis in der Region Heilbronn und im Handwerk. Bereits zum zweiten Mal fanden die Internationalen Handwerksmeisterschaften im Marathon und Halbmarathon statt. handwerk.com-Mitarbeiterin Britta Lorenz lief mit.

Konzentration. Das ist jetzt das Wichtigste. Ein guter Marathon fängt im Kopf an, heißt es doch immer. Also zusammenreißen: Drei Schritte laufen, dabei ausatmen, zwei Schritte, dabei einatmen. Hauptsache vorwärts. Eins-zwei-drei, eins-zwei.

Überall Wein, wohin man auch guckt. Weinstock drängt sich an Weinstock, sanft wellen sich die grünen Rebenreihen den Hügel hoch. Wobei Hügel für die momentane Steigung nicht ganz zutrifft.

Ich hätte es wissen müssen, als ich mich für diesen Trollinger-Lauf angemeldet habe: Wo Wein wächst, ist der nächste Berg nicht weit. Sonst würden wir schließlich auch im flachen Hannover Rotwein anbauen, nach dem wir dann unseren Stadtlauf benennen könnten. Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob es bei uns zuhause schon jemals so heiß war. Derartig schwül und drückend.

Kein Windhauch trocknet die verschwitzte Stirn, keine Talsenke entlastet die zwackende Wade. Die Strecke is scho anspruchsvoll: Viele Fremde sind immer a bissele gschockt von dene Berge, bestätigt mir später Clemens Dölker. Der Tischlermeister aus Zaberfeld ist als Schwabe an dieses Gehügele gewöhnt. Er steht jetzt vermutlich schon unter der Dusche, während ich mich noch immer diesen verdammten Berg hochquäle, der bei Kilometer zehn das Hindernis auf halber Strecke bildet. Clemens brauchte genau eine Stunde, 19 Minuten und 45 Sekunden für die 21,1 Kilometer lange Halbmarathon-Strecke. Damit ist er auf dieser Distanz der schnellste Handwerker.

Laut Starterliste der bundesweit einmaligen Handwerksmeisterschaften sind es insgesamt 132 Männer, die sich an der Halbmarathon-Strecke versuchen, und 28 Frauen. Insgesamt ist das Läuferfeld für die Halbmarathon-Distanz fast 2500 Mann stark. Hinzu kommen noch einmal fast 1200 Trollinger-Läufer, die den echten Marathon über 42,2 Kilometer laufen. Sie sind bereits zwei Stunden vor uns gestartet und damit längst über alle Berge. Außerdem nimmt ihre Strecke einen anderen Verlauf. Sie durchqueren noch ein paar mehr dieser reizenden Weindörfer rund um Heilbronn.

Auf den Spuren von Dieter Baumann

So sehr ich auch Ausschau halte in dem Pulk von Läufern um mich herum andere Handwerks-Marathonläufer sind nirgends zu sehen. Eigentlich müssten sie an einem leuchtend roten Bändchen zu erkennen sein, das die Handwerkskammer Heilbronn gestern zusammen mit den Startunterlagen ausgeteilt hat damit Sie auch erkennen, wer ihre Konkurrenten sind, wie einer der Organisatoren dazu erklärte.

Noch immer nimmt dieser Berg kein Ende. Laut Streckenprofil, das der erfahrene Läufer natürlich vor dem Start eifrig studiert, zieht sich dieser namentlich nicht genannte Berg fünf Kilometer lang bis auf 266 Meter über Normalnull an. Langsam müssten diese fünf Kilometer doch mal vorbei sein da: Die Dame vor mir trägt ein rotes Armband! Eine Handwerkerin! Mit letzter Puste ziehe ich langsam an ihr vorbei. Möglichst unauffällig lese ich ihre Startnummer, damit ich später in der Starterliste nachschauen kann, wen ich da überholt habe: Christiane Kaltenmark, die für die Mannschaftwertung im Team ihres Betriebes, Feinkost-Truffner aus Tübingen, mitläuft.

Na, Wahnsinn: Ausgerechnet am steilsten Berg besiege ich Dieter Baumann! So ungefähr jedenfalls. Mehr so indirekt. Der Tübinger Starläufer hatte nämlich, wie ich später höre, das Team von Feinkost-Truffner trainiert. Beziehungsweise seine Frau Isabell hat das getan. Aber Dieter war selbst auch zweimal mit ihnen im Wald trainieren, wie er mir später berichtet. Die sieben Truffner-Läufer seien ein hoch motiviertes Team, meint er. Alles Laufeinsteiger, die vor sechs Wochen angefangen haben mit dem Training für den Halbmarathon. Es hat mit großen Spaß gemacht, zu sehen, wie schnell die Sechs besser wurden, sagt der Profi. Das sei das Schöne bei der Arbeit mit Laufeinsteigern: Grad am Anfang geht das unheimlich schnell, dass man Erfolge sieht. Voraussetzung sei allerdings, dass man am Ball bleibt. Drei Mal die Woche Training müsse schon sein: Diese Präsenz muss man einfach haben.

Ich habe mir diesbezüglich nun wirklich nichts vorzuwerfen. Dreimal die Woche klappt immer, seit zwei Jahren. Oft auch vier- oder fünfmal. Und das auch im Winter. Selbst am Silvesterabend bin ich gelaufen, bei minus fünf Grad und knirschendem Schnee und bin deshalb zu spät zur Party gekommen weil doch der Vollmond so schön schien.

Und wer bei schneidender Kälte laufen kann, wird doch bei stechender Hitze nicht ins Gehen verfallen. So wie immer mehr Halbmarathonis um mich herum. Nix da. Gehen gilt nicht. Lieber kleine Schritte, aber immer schön weiter traben. Schließlich ist das Hügelende schon in Sicht.

Fast am Ziel

Gut, dass es die Zuschauer gibt. Nicht nur in den Dörfern, auch auf freiem Feld säumen sie die Strecke, haben reichlich Applaus und muntere Sprüche parat. Gut so: Schön locker weiter laufen. Ihr schafft es! Ein derart mitreißendes Publikum überrascht selbst hart gesottene Dauerläufer. Sogar die Polizisten feuern einen an, obwohl sie hier zum Sonntagsdienst verdonnert sind: Das habe ich noch nie erlebt, berichtet später Julia Alter. Die Siegerin im Handwerker-Marathon hat in ihrem Leben schon mehr Läufe mitgemacht als ich Busse benutzt habe. Die gelernte Konditorin läuft die 42,2 Kilometer sozusagen zum Warmwerden. Die wahre Herausforderung fängt für sie erst bei Distanzen über 100 Kilometern an: Als Mitglied des Nationalteams der 24-Stunden-Läufer rennt sie 208 Kilometer am Stück. Wenn sie nicht gerade beim Zermatt-Marathon aufs Matterhorn hoch läuft. Oder in 4000 Metern Höhe durch den tropischen Regenwald joggt wie neulich auf Martinique.

Während ich schon auf den letzten Steigungsmetern des 266-Meter-Gipfels an meine Grenzen gerate. Noch ein paar Meter, dann hat es sich endlich mit diesem Berg. Von oben ist schon Applaus zu hören: Hier herrscht Volksfeststimmung. Nicht nur, dass eine Verpflegungsstation aufgebaut ist, an der einem nette Menschen Becher mit Wasser oder Schorle hinhalten und geschälte Bananen in mundgerechten Stücken das alles gibt es an der Strecke alle zweieinhalb Kilometer. Aus großen Lautsprecherboxen tönt etwas voreilig der Aida-Triumphmarsch, denn am Ziel sind wir noch lange nicht. Ein Moderator ruft in sein Mikrofon, wie großartig doch die Leistung sei, die wir, die Läufer, hier an den Tag legten: Den Rest schafft ihr locker: es sind nur noch zehn Kilometer! Na, also dann: Eins-zwei-drei, eins-zwei. Und das Luftholen nicht vergessen.

Meisterschaft des Handwerks

Der Trollinger-Lauf ist das größte sportliche Ereignis in unserer Region. Da darf das Handwerk nicht abseits stehen, erklärt Michaela

Maier von der Handwerkskammer Heilbronn. Deshalb habe ihre Organisation auch in diesem Jahr wieder die Internationalen Handwerksmeisterschaften im Marathon und Halbmarathon ausgelobt eine Sonderwertung innerhalb des 2. Heilbronner Trollinger-Marathons. Liefen bei der Premiere im vergangenen Jahr rund 130 Gesellen und Meister um die Wette, waren es in diesem Jahr mit 241 schon fast doppelt so viele Teilnehmer. 78 Männer und drei Frauen sind die Marathon-Distanz gelaufen, 132 Männer und 28 Frauen die Halbmarathon-Strecke.

Die Rennstrecken führen von Heilbronn aus durch die von Weinbergen geprägte Landschaft durch Neckartal und Zabergäu Gegenden, in denen der namensgebende Trollinger angebaut wird.

Der Gesamtsieger des Trollinger-Marathons sollte übrigens nicht nur laufen, sondern auch trinken können: Er bekommt sein Körpergewicht in Trollinger-Flaschen aufgewogen.

Weitere Informationen zu diesem Thema

www.trollinger-marathon.de

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