Geiz ist geil. Von diesem Motto vieler Verbraucher hatte sich auch die Dröscher Haustechnik GmbH in Walsrode anstecken lassen. Doch die reine Schnäppchenjagd erwies sich als wenig sinnvoll. Auf der Suche nach der günstigsten Schraube hatten wir am Ende zu viele Lieferanten und zu unterschiedliche Liefertermine, erzählt Juniorchef Carsten Dröscher. Zersplittern Sie Ihren Einkauf nicht, warnt deshalb auch Wolfgang Miethke, betriebswirtschaftlicher Berater der Handwerkskammer Hildesheim. Dabei verlieren Sie immer das Instrument des Mengenrabatts.
Vor diesem Hintergrund beschreitet auch Dröscher inzwischen den Königsweg beim Einkauf: Er hat Rahmenvereinbarungen mit ausgewählten Großhändlern getroffen, die eine faire Zusammenarbeit gewährleisten.
Den Jahresbedarf ermitteln
Das funktioniert so: Statt bei Bedarf einzelne Chargen einzukaufen, vereinbart der Handwerker die Abnahme seines gesamten Jahresbedarfs. Dabei können Sie auf die Zahlen aus früheren Jahren zurückgreifen, rät Peter-Ulrich Kromminga Kromminga , Leiter der Betriebsberatungsstelle der Handwerkskammer für Ostfriesland in Aurich. Das Material wird dann in kleineren Positionen abgerufen. Für den Großhändler bedeutet dies einen guten und garantierten Umsatz, und er bietet entsprechend vorteilhafte Konditionen an.
Der günstige Einkauf lohnt sich allerdings nur, wenn der Großhändler einen guten Service bietet. Kriterien wie Qualität, Sicherheit und Termintreue sind ebenso wichtig wie der Preis, gibt zu bedenken.
Top-Konditionen beim Einkauf gibt es nicht automatisch. Ein Handwerksmeister muss gut verhandeln, um die Einkaufspreise weiter zu senken. Chancen haben dabei auch kleinere Unternehmen: Natürlich zahlt ein Großabnehmer weniger als ein Kleinabnehmer. Aber den Abstand zu verkürzen ist möglich. Das Einkaufsvolumen ist nicht so entscheidend, wenn ich ansonsten ein guter Kunde bin, macht Wolfgang Miethke klar. Für die Lieferanten zählen pünktliche Zahlungseingänge: In dem Moment, wo ich Finanzierung über Lieferantenkredite brauche, habe ich bei Preisverhandlungen keine Chance, so der Betriebsberater.
Bankkredite oft besser als Lieferantenkredite
Dabei sei der Lieferantenkredit, anders als häufig angenommen, gar nicht der günstigste Kredit. Es lohnt sich fast immer, einen Bankkredit aufzunehmen, um beim Lieferanten mit Skonto bezahlen zu können, rät Miethke. Versuchen Sie, den Vorteil der günstigen Einkaufsbedingungen dank der Liquidität gegenüber Ihrer Hausbank herauszustellen, ergänzt sein Kollege Rainer Meier von der Handwerkskammer Lüneburg-Stade.
Und wie sollten Handwerksbetriebe die eingesparten Kosten verwenden? In den meisten Fällen nicht, um im Gegenzug selbst billige Angebote zu machen. Die Preise sind ohnehin unter Druck. Im Moment geht es eher um eine Ertragsverbesserung, rät Miethke. Denn nur wer genügend verdient, kann wichtige Investitionen tätigen oder Werbemaßnahmen ergreifen.