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Inkasso geht oft schneller

Inkasso geht oft schneller

Oft kommen Betriebe schneller an ihr Geld, wenn ein Inkassounternehmen eingeschaltet wird. Die vorgerichtliche Erfolgsquote der Inkasso-Branche liegt nach Auskunft ihres Bundesverbandes bei mehr als 50 Prozent.

Rund 3300 Handwerkbetriebe haben im Jahr 2000 Insolvenzantrag gestellt. Das hat viele Gründe, doch mangelnde Zahlungsmoral der Kunden ist ein gewichtiger. Vor allem die Zeitspanne, die verstreicht, bis fällige Zahlungen zu einem vollstreckbaren Titel werden, kostet viel Geld.

Oft geht es schneller, wenn ein Inkassounternehmen eingeschaltet wird. Die vorgerichtliche Erfolgsquote der Inkasso-Branche liegt nach Auskunft ihres Bundesverbandes bei mehr als 50 Prozent.

Das Inkasso-Verfahren

Inkassounternehmen verstehen sich als neutrale Vermittler zwischen Handwerksbetrieb und Gläubigern, beschreibt Gerti Hönings vom Bundesverband der Deutschen Inkasso-Unternehmen (BDIU) die Branche. Sie rät den Handwerksbetrieben, die Rechnungen zeitnah zu schreiben, zeitnah zu mahnen und den Fall nach der zweiten bis vierten Mahnung an ein Inkassounternehmen abzugeben.

Der erste Brief zeigt oft Wirkung

Wir schreiben die Kunden dann zunächst an, erläutert sie die Arbeitsweise. Häufig recherchieren wir auch im Umfeld des Schuldners, holen eine Auskunft der Schufa ein und prüfen, ob der Schuldner schon einen Offenbarungseid geleistet hat. Wenn jemand die Zahlung wirklich nur verschlampt habe, zeige oft schon der erste Brief des Inkasso-Unternehmens Wirkung. Oft wollen die Leute ja zahlen, aber können es nicht. Da muss man mit psychologischem Einfühlungsvermögen herausfinden, ob das ehrlich gemeint ist und sich eventuell ein Angebot auf Ratenzahlung lohnt, sagt Hönings. Manchmal reagiert der Schuldner aber auch gar nicht, und im ungünstigsten Fall macht er Mängel geltend.

Schnell zum Mahnbescheid

Wenn er nicht zahlt, werde ein Mahnbescheid bei Gericht beantragt, und dann habe man nach etwa sechs Wochen einen rechtskräftigen Titel, betont Hönigs. Wenn der Schuldner widerspricht, gibt das Inkasso-Unternehmen den Fall wieder ab und empfiehlt dem Handwerker auf Wunsch einen Rechtsanwalt.

Erfolgsquote: 50 Prozent und mehr

Die vorgerichtliche Erfolgsquote der Inkasso-Branche liegt nach Auskunft des BDIU bei über 50 Prozent. Das führt er nicht zuletzt auf psychologische Kenntnisse zurück, wie man Schuldner auf angemessene Art und Weise zum Zahlen bewegt, nach dem Motto: "Nicht zahlen müssen, sondern zahlen wollen".

Die Inkasso-Kosten

Inkasso ist eine Dienstleistung, die ihren Preis hat. Durchschnittlich fünf bis sieben Prozent der einzutreibenden Summe beträgt die Gebühr der Inkassounternehmen. Auf Wunsch verfolge das Inkassounternehmen den Fall auch schon mal 30 Jahre, kassiere dann aber auch 50 Prozent der eingehenden Zahlungen. Hat das Inkassounternehmen Erfolg, zahlt der Schuldner die Kosten. Gibt das Inkassounternehmen den Fall erfolglos ab, wird der Gläubiger zur Kasse gebeten.

Gebühren sind verhandelbar

Inkasso-Unternehmen orientieren sich nach Auskunft des Bundesverbandes Deutscher Inkasso-Unternehmen (BDIU) an einer Tabelle, die folgende Gebühren vorsieht: Bei einer Forderung von 1200 Mark entstehen Inkassogebühren von 103 Mark, bei 10.000 Mark sind es 635 Mark und bei 100.000 Mark fallen 2 165 Mark an. Diese Tabelle ist jedoch nicht verbindlich, die Gebühren sind frei verhandelbar.

Angebote der Handwerksorganisationen

Inkassohilfe durch Handwerksorganisationen wird sehr unterschiedlich berechnet. So ist das einfache Mahnschreiben bei der Kreishandwerkerschaft Oldenburg für Innungsmitglieder kostenlos, und erst für ein gerichtliches Verfahren entstehen Kosten.

Die Kreishandwerkerschaft Peine erhebt beispielsweise für eine Hauptforderung von 1.200 Mark Inkassogebühren von 60,66 Mark, bei einer Schuld von 10.000 Mark fallen 334,69 Mark und bei 100.000 Mark 1195,31 an. Geht die Angelegenheit vor Gericht, werden darüber hinaus für die 1.200-Mark-Forderung 67,50 Mark berechnet, für eine Forderung von 100.000 Mark sind es 1.593,75 Mark.

Die Handwerkskammer Magdeburg bietet kein direktes Inkasso an, berät ihre Mitglieder aber bei der Durchsetzung von Forderungen und gibt Hilfestellung beim Mahnverfahren, etwa beim Ausfüllen eines Mahnbescheides. Inkassostellen einzurichten ist vor dem Hintergrund schwierig, dass die Gerichte im Raum Magdeburg im Unterschied zu manchen anderen Regionen die Inkassokosten nicht als außergerichtliche Mahnkosten ansehen", erklärt Cordula Friepörtner, Leiterin der Rechtsabteilung der Handwerkskammer Magdeburg. Das bedeutet, dass sie nicht gerichtlich vom Schuldner eingefordert werden können. Wenn sich abzeichnet, dass es ohne Richterspruch ohnehin kein Geld gibt, verkürze sich der Weg eher, wenn gleich eine Klage eingereicht werde, erklärt die Handwerkskammer Magdeburg.

Die Erfolgsaussichten

Hat ein Inkassounternehmen Erfolg, zahlt der Schuldner die Kosten. Gibt das Inkassounternehmen den Fall erfolglos ab, wird der Gläubiger zur Kasse gebeten. Attraktiv wird das Inkasso für so manchen Betriebe jedoch auch unter den folgenden Gesichtspunkten:

Nach Angaben des Bundesverbandes der Deutschen Inkasso-Unternehmen (BDIU) liegt die Erfolgsquote der Inkassounternehmen bei über 50 Prozent.

Gegenüber der sonst üblichen durchschnittlichen Verfahrensdauer verfügen die Handwerker sehr schnell über einen vollstreckbaren Titel und können entsprechend zügig den Klageweg beschreiten, falls der Gläubiger Widerspruch einlegt.

Wenn auch der Gerichtsvollzieher mangels Masse mit leeren Händen wieder gehen muss, ist der Anspruch des Gläubigers nach BDIU-Angaben durch das Verfahren vor Verjährung geschützt.

Häufig kann die Inkassogebühr dem Schuldner im Prozess als außergerichtliche Mahnkosten in Rechnung gestellt werden.

Die Anbieter

Zahlungsmoral? Der Inhaber eines Fensterbaubetriebs in Niedersachsen ist da rigoros: Wenn ich Außenstände in der Größenordnung von beispielsweise 750 000 Mark habe, verkaufe ich sie für rund 500 000 Mark an entsprechende Leute. Und wenn der Schuldner dann immer noch nicht zahlt, machen die ihm die Nase platt, und noch mehr. Schuldeneintreibung der brutalen und natürlich nicht rechtsstaatlichen Art. Doch das kann keine Lösung sein. Hilfe bieten da zum Beispiel Inkassounternehmen an. Viele Betriebe haben gelegentlich Werbung solcher Firmen im Briefkasten. Doch wie unterscheidet man da die Nase-platt-Macher sprich kriminelle Organisationen - von wirklich seriösen und rechtlich einwandfrei arbeitenden Unternehmen?

Vorsicht vor dem Faustrecht

Leute, die mit Baseball-Schlägern Geld eintreiben oder die Russen-Maffia, die auch mit Gewaltandrohung arbeitet, haben mit unserer Branche nichts zu schaffen, betont Gerti Hönings, Pressesprecherin des Bundesverbandes Deutscher Inkasso-Unternehmen (BDIU) in Hamburg. Wenn ein Gläubiger sichergehen will, dass er es mit einem seriösen Unternehmen zu tun hat, sollte er dessen Zulassung beim zuständigen Gericht prüfen und sich beim Bundesverband der Deutschen Inkasso-Unternehmen (Telefon: 040/280826-0) vergewissern, ob er zu dessen 410 Mitgliedern gehört, rät sie. Wir haben Ethik-Regeln und Statuten, und wir werfen Leute raus, die sich nicht daran halten.

Hilfe von den Handwerksorganisationen

Inkassohilfe gibt es nach Auskunft des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks in Ostdeutschland aber auch bei den Handwerkskammern und in Westdeutschland bei den größeren Kreishandwerkerschaften.

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