Foto: patramansky - stock.adobe.com
Eine junge Frau zerreißt wütend einen Zettel

Inhaltsverzeichnis

Politik und Gesellschaft

Jeder vierte Azubi bricht seine Ausbildung ab

Mehr als ein Viertel der Auszubildenden brechen ihre Lehre ab. Die Gründe dafür sind vielfältig. Und nicht immer ist der Lohn der Hauptgrund.

Auf einen Blick:

  • Mit 25,8 Prozent ist der Anteil der abgebrochenen Ausbildungen im Vergleich zu den Vorjahren etwas angestiegen.
  • Das geht aus dem Entwurf des Berufsbildungsberichts 2018 hervor, der von mehreren überregionalen Medien zitiert wird.
  • Während der DGB den Lohn als Hauptgrund für den Abbruch sieht, hält das Handwerk andere Gründe für ausschlaggebend.
  • Der ZDH betont: Es bestehe kein Zusammenhang zwischen Ausbildungsvergütung und Ausbildungsabbruch.

2016 wurden mehr als 146.000 Ausbildungsverträge vorzeitig gelöst. Das berichten überregionale Medien, denen der Entwurf des Berufsbildungsberichts 2018 bereits vorliegt. Mit 25,8 Prozent liege die Quote erstmals über dem Durchschnitt von 20 bis 25 Prozent, der seit Anfang der 90er Jahre üblich sei.

Lohn als Hauptgrund für den Abbruch?

Die genaue Zahl der Abbrüche variiere in den verschiedenen Ausbildungsberufen enorm. Die Vize-Chefin des Deutsches Gewerkschaftsbundes (DGB), Elke Hannack sagte gegenüber der Süddeutschen Zeitung: „Dort wo die Vergütung besonders niedrig ist, sind die Abbrecherquoten extrem hoch.“

ZDH: „Vergütung und Abbruch stehen in keinem Zusammenhang“

Dieser Behauptung widerspricht der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH). Es gebe verschiedene Gründe für den Abbruch, sagte ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke. Er führte Zahlen an, wonach beispielsweise Schornsteinfeger-Azubis weniger verdienen als Auszubildende im Maurerhandwerk. Und die Abbrecherquote sei bei den Maurern höher.

Schwannecke machte deutlich, dass das Handwerk klar gegen die Einführung des Mindestlohns für Azubis ist. „Wir dürfen nicht die Themen Ausbildungsvergütung und Lohn in einen Topf werfen. Die Ausbildungsvergütung ist kein Lohn oder Gehalt, sondern ein Zuschuss zum Lebensunterhalt“, betonte er. Schließlich kämen das Kindergeld und weitere soziale Förderungen noch hinzu. Nach Einschätzung des ZDH-Generalsekretärs würde eine generelle starre Untergrenze für Ausbildungsvergütungen zudem der Vielfalt von branchenspezifischen und regional unterschiedlichen Bezahlungen in keiner Weise gerecht. Er sprach sich für einen branchenspezifischen Ansatz aus.

Größere Wahlmöglichkeit erleichtert den Wechsel

Sowohl der Entwurf des Berufsbildungsberichts als auch der ZDH sehen den gleichen zentralen Grund für den Anstieg der Ausbildungsabbrüche: Durch das große Angebot an freien Ausbildungsplätzen bundesweit, würden mehr Verträge gelöst und Azubis entscheiden sich für die Weiterführung der Lehre beispielsweise in einem anderen Betrieb. Laut Schwannecke sei eher von Wechsel anstatt von Ausbildungsabbruch zu sprechen.

Anzahl der Flüchtlinge begünstigt Abbrecherquote

Als weiteren Grund für die zunehmenden Vertragslösungen führt der ZDH die hohe Zahl an Flüchtlingen an, die in den vergangenen Jahren eine Ausbildung begonnen haben. Nicht immer reichten die Sprachkenntnisse der ausländischen Azubis für eine erfolgreiche Beendigung der Ausbildung.

Auch interessant:

Mindestlohn? Wen interessiert der Mindestlohn?

Bei der Vergabe fordern öffentliche Auftraggeber ganz selbstverständlich Mindestlohn-Erklärungen ein. Der Haken aus Sicht der Unternehmerin Nancy Nielsen: Niemand wisse, ob tatsächlich korrekte Löhne gezahlt werden. Es fehle an Kontrollen – und an Konsequenzen.
Artikel lesen

Mehr Ermittlungsverfahren gegen Mindestlohn-Verstöße

Viele Arbeitgeber halten sich nicht an den gesetzlichen Mindestlohn. Dagegen helfen Mindestlohnkontrollen. Deren inoffizielle Bilanz 2017: Ermittlungsverfahren verdoppelt, Bußgelder fast verdreifacht!
Artikel lesen

Frustriert von der Mitarbeitersuche?

handwerk.com und die Schlütersche helfen Ihnen Ihre offenen Stellen einfach, zeit- und kostensparend mit den richtigen Kandidaten zu besetzen! Mehr als 500 Betriebe vertrauen uns bei der Mitarbeitersuche!

Jetzt Bewerber finden!

Wir haben noch mehr für Sie!

Praktische Tipps zur Betriebsführung und Erfahrungsberichte von Kollegen gibt es dienstags und donnerstags auch direkt ins Postfach: nützlich, übersichtlich und auf den Punkt.
Melden Sie sich jetzt für unseren Newsletter an - schnell und kostenlos!
Wir geben Ihre Daten nicht an Dritte weiter. Die Übermittlung erfolgt verschlüsselt. Zu statistischen Zwecken führen wir ein anonymisiertes Link-Tracking durch.
Gerade eingestellt, schon wieder weg: Für Betriebe ist die Kündigung einer neuen Fachkraft ärgerlich und teuer.

Personalführung

Darum kündigen neue Fachkräfte schon im ersten Jahr

Unzufriedenheit mit dem Chef und zu wenig Geld sind die Hauptgründe für eine schnelle Kündigung. Doch auch andere Gründe vertreiben Fachkräfte.

    • Personal, Personalführung, Personalbeschaffung
Analog oder digital? Berichtshefte muss jeder Azubi führen. Für die meisten ist ein digitales Berichtsheft ein Ansporn, weil Azubis das auch am Laptop oder auf einem Smartphone schreiben können.

Unterstützung in der Ausbildung

6 Tipps: So gelingt der Umstieg auf das digitale Berichtsheft

Weniger Aufwand, mehr Übersicht und Motivation für Auszubildende: 6 Tipps für die Nutzung digitaler Berichtsheft-Apps.

    • Digitalisierung + IT
Malermeisterin Maren Kogge will Handwerkerinnen und Handwerker für das Thema Diversität sensibilisieren.

Diversität

Vielfalt als Chance: Diese Meisterin macht das Handwerk bunt

Wenn mehr Betriebe offen für Vielfalt sind, lässt sich der Fachkräftemangel leichter besiegen. Meisterin Maren Kogge will mit der Initiative „Buntes Handwerk“ zum Umdenken anregen.

    • Politik und Gesellschaft
Gerät ein Akku eines Elektrofahrzeugs in Brand, stellt sich schnell die Haftungsfrage.

Fuhrparkrecht

Haftung bei Akku-Brand: Auf den Betrieb kommt es an

Ein ausgebauter Akku eines Elektrorollers explodiert während der Fahrzeuginspektion in der Werkstatt. Wer kommt für den Schaden auf?

    • Fuhrpark