von Jörg Wiebking
Immer öfter werden Unternehmer vor oder während eines Prozesses mit einem ungewöhnlichen Angebot konfrontiert: Statt auf Anwälte und Richter zu vertrauen, sollen sie ihren Konflikt selbst lösen mit Hilfe eines Mediators. Dabei ist Mediation keine einfache Schlichtung, betont Michael Stein, Mediator und Fachanwalt für Arbeitsrecht aus Lehrte: Die Parteien müssen selbst eine Lösung finden, wir helfen ihnen nur dabei, indem wir es beiden Parteien ermöglichen, die Interessen der anderen Seite zu verstehen. Das Ergebnis: eine zufriedenstellende Lösung für beide Seiten, weniger Zeitaufwand, weniger Kosten. Und die Streithähne können sich noch in die Augen sehen: Es kommt immer wieder vor, dass Firmen nach einer Mediation kooperieren, weil sie sich besser kennengelernt haben und nun besser einschätzen können, berichtet Stein.
Es lohnt sich, über diese Angebote nachzudenken: Die Erfolgsquote liegt bei 75 bis 85 Prozent, sagt Cristina Lenz vom Bundesverband Mediation in Wirtschaft und Arbeitswelt. Bestätigt werden diese Zahlen vom niedersächsischen Projekt Gerichtsnahe Mediation. 84 Prozent der Betroffenen in mehr als 1400 Mediationsverfahren waren mit dem Ergebnis zufrieden, heißt es im Abschlussbericht. Das Projekt gerichtsnahe Mediation ist inzwischen beendet, doch an den Landgerichten in Hannover und Göttingen wie auch beim Amtsgericht Hannover sind weiterhin Mediationsstellen aktiv. Sie können in laufenden Verfahren eine Mediation vorschlagen.
Wann ist der richtige Zeitpunkt?
Es muss nicht erst zum Prozess kommen, um eine Mediation durchzuführen. Dann allerdings müssen sich die Parteien selbst einen Mediator suchen, während ihnen in der gerichtsnahen Mediation ausgebildete Richter als Mediatoren vorgeschlagen werden.
Welche Konflikte eignen sich für Mediation?
Im Prinzip lassen sich alle Konflikte mit Mediation lösen, berichtet Stein: Streit zwischen Gesellschaftern, mit Kunden oder Kooperationspartnern, aber auch innerbetriebliche Konflikte mit Mitarbeitern.
Ist die Mediation zwingend?
Mediation beruht auf Freiwilligkeit. Es ist kein Nachteil, wenn man eine gerichtliche Mediation ablehnt, sagt Rechtsanwalt und Mediator Uwe Kappmeyer aus Hannover, Es gibt nun mal Fälle und Interessen, in denen Mediation nichts bringt. Das gilt auch für die außergerichtliche Mediation: Man kann keine Seite zur Mediation zwingen, bestätigt Stein.
Ist das Ergebnis bindend?
Das Ergebnis einer Mediation kann verbindlich schriftlich vereinbart werden. Doch auch ohne diesen Vertrag hielten sich die Parteien in den meisten Fällen an das Ergebnis, berichtet Stein. Schließlich haben sie sich diese Lösung ja selbst erarbeitet und sich nicht von einem Richter vorschreiben lassen.
In fünf Schritten zur Konfliktlösung
Mediation läuft nach einem festen Schema ab.
1. Vereinbarung: Zunächst klärt der Mediator seine Rolle, und die Parteien prüfen, ob sie kooperieren wollen. Zudem werden in dieser Stufe Verhaltensregeln und das Honorar des Mediators vereinbart.
2. Konflikte ermitteln: Zunächst stellt jede Partei den Konflikt aus ihrer Sicht dar. Durch Nachfragen und Spiegeln erreicht der Mediator, dass die Positionen deutlich werden und sich jeder verstanden fühlt.
3. Interessen klären: Hinter Konflikten verbergen sich Interessen, deren Kenntnis für eine Lösung wichtig ist. Ein Beispiel: Ein Kunde, der Geld mit dem Hinweis auf angebliche Mängel zurückhält, hat vielleicht finanzielle Probleme. Sein Interesse wäre nicht die Mängelklage, sondern eine Zahlungsvereinbarung, die er einhalten kann. Der Mediator hilft den Parteien, diese Interessen zu klären.
4. Lösungen finden: In Kenntnis der Interessen werden nun verschiedene Lösungsmöglichkeiten ermittelt und von den Parteien bewertet.
5. Einigung: Die Parteien verständigen sich auf eine konkrete Lösung.
Hier finden Sie Mediatoren und weitere Informationen:
www.bmwa.de
www.centrale-fuer-mediation.de
www.bmev.de
www.gwmk.org
