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direkte Ansprechbarkeit

Keine schnelle Nummer bei Xing & Co

Die potenziellen Kunden sind in Business-Netzwerken längst versammelt, Handwerker machen sich dort eher rar. Leichtes Spiel haben die wenigen Aktiven bei der Kundengewinnung deswegen aber nicht. Und dennoch lohnt es sich.

von Jörg Wiebking

Abends, wenn es still ist im Betrieb, legt Jens Nordmann noch einmal richtig los: Dann kümmert er sich um neue Kontakte im Internet. "Das ist ziemlich zeitintensiv, dafür brauche ich Ruhe", berichtet der Zimmermeister aus Altenoythe. Besonders auf den Seiten von Xing.com ist der 25-Jährige seit Februar unterwegs. Xing ist nach eigenen Angaben das größte Business-Netzwerk Europas mit sieben Millionen registrierten Mitgliedern. "Potenzielle Kunden gibt es dort mehr als genug", meint Nordmann. Aufträge habe er zwar noch nicht an Land gezogen, doch es sei wie im richtigen Leben: "Das ist ein langfristiges Projekt", bis aus Kontakten Umsätze werden, brauche es seine Zeit. Derzeit knüpfe er Kontakte zu Architekten, Statikern und technischen Entscheidern in Großunternehmen.

Der Vorteil im Web: Hier ist jeder direkt ansprechbar, ohne Terminprobleme oder eine Vorzimmerdame, die einen abwimmelt. "Wenn von diesen Kontakten später einer einen Auftrag zu vergeben hat, dann erinnert man sich hoffentlich an mich, statt erst nach einem Betrieb zu suchen." Einen Vorsprung hat der Zimmermeister bei Xing gegenüber vielen Handwerkern jedenfalls: "Die meisten Handwerker nutzen diese Möglichkeit überhaupt nicht", hat der Unternehmer festgestellt, "da fällt es leichter, sich hervorzuheben."

Kontaktanbahnung leicht gemacht

Dabei könnten Handwerker einiges verpassen, meint Unternehmensberater Hermann Scherer. Netzwerke erhöhten die Erfolgschancen, "oft geben Bekanntheitsgrad oder Empfehlungen den Ausschlag". Xing biete viele Möglichkeiten, "wertvolle Kontakte" zu knüpfen. Ein großer Vorteil dabei sei, dass diese Kontakte "transparent" sind: Nutzer könnten hier interessante Informationen über ihre Kontakte finden, die ihnen das Netzwerken erleichtern.

Selbstdarstellung muss stimmig sein

Diese Transparenz hat jedoch zwei Seiten: Kommunikationsberater Lars Zimmermann warnt vor unüberlegten Aktivitäten: "Wer sich nicht vernünftig präsentiert, sollte es lieber ganz lassen." Zur Selbstdarstellung gehöre auch die passende Firmen-Website. "Ein tolles Profil nützt nichts, wenn die eigene Homepage veraltet ist. Es dauert nur einen Klick, bis ein Kontakt bemerkt, dass der Gesamteindruck nicht stimmig ist." Sein Tipp: "Vorm Netzwerken die Homepage in Schluss bringen." Auch für die Beziehungspflege sollten Nutzer Zeit einplanen. "Wem es um schnelle Aufträge geht, der kommt in der gleichen Zeit mit Telefonakquise sehr viel schneller ans Ziel."

Vorsicht bei vielen Diskussionen

Kritisch betrachtet Lars Zimmermann zudem die Diskussionen in den zahlreichen Foren von Xing: Unbedachte Äußerungen könnten sich leicht negativ auf den eigenen Ruf auswirken. "Man sollte sich genau überlegen, ob und was man dort schreibt." Und wer dort mit wem diskutiert: Denn auf Akquise sind hier auch andere aus, zum Beispiel Unternehmensberater, Dienstleister und Hersteller. "Darunter sind viele diskussionsfreudige Zeitgenossen," weiß Zimmermann.

Dennoch ein "Muss"

Trotz solcher Einschränkungen seien Netzwerke im Web nützlich und Xing schon angesichts seiner Größe "als Informations- und Kontaktbörse ein Muss", betont Zimmermann. "Es kommt nur darauf an, sich auf die nützlichen Elemente zu beschränken." Also: Sich präsentieren, über andere informieren und Kontakte anbahnen. Aber um diese Bekanntschaften dann zu pflegen, sei Xing nicht zwingend notwendig, meint Zimmermann: "Was spricht denn dagegen, die Kontaktdaten in der eigenen Software zu hinterlegen und die Beziehung dann von dort aus weiter zu pflegen?"

Netzwerke vergleichen und testen

Wer Business-Netzwerke nutzen will, sollte sie vorher testen.

Ausrichtung: Etabliert in Deutschland ist Xing.com, doch dieses Jahr ist auch LinkedIn.com, das weltweit größte Business-Portal, in Deutschland gestartet. Beide bieten branchenübergreifende Geschäftskontakte. Xing ist in Deutschland und Europa stark vertreten. Für weltweite Kontakte ist LinkedIn mit seinen 40 Millionen Mitgliedern interessanter.

Transparenz: Bei beiden Portalen entscheiden Sie selbst, welche Angaben Sie machen, welche davon öffentlich zu sehen sind und welche nur für Ihre Kontakte. Hier lohnt es sich, besonders ausgiebig zu testen, wie es funktioniert, bevor Sie die ersten Kontakte knüpfen, da sich nicht jede Funktion gleich automatisch erschließt.

Funktionen: Besonders wichtig sind die Funktionen zur Suche und Kontaktaufnahme. Welche Seite da mehr zu bieten hat oder sich besser eignet, das ist Geschmackssache. Ebenso, welche Zusatzfunktionen Ihnen wichtiger sind, zum Beispiel ein Tool für eigene Umfragen in Netzwerk (LinkedIn) oder ein Tool zum Bekanntmachen von eigenen Veranstaltungen (Xing).

Kosten: Manche Funktionen wie die Kontaktanfrage stehen in den Netzwerken kostenlos zur Verfügung. Doch wer den vollen Service nutzen will, muss dafür zahlen: 5,59 Euro monatlich bei Xing, zwischen 24,95 und 499,95 Dollar monatlich bei LinkedIn.

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