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Fahrzeug-Reparatur
Kfz-Handwerk warnt vor gefälschten Ersatzteilen
Das Kfz-Handwerk schlägt Alarm: Es sind gefälschte Ersatzteile im Umlauf, die die Funktion Ihres Fahrzeugs oder Ihrer ganzen Flotte gefährden können. Wie Sie auf Nummer sicher gehen? Das lesen Sie hier.
Mit dem Ersatzteil in die Werkstatt?
Autowerkstatt

In der Oldtimer-Szene ist die Entwicklung nicht neu: Nicht selten stehen edelste Pretiosen zum Verkauf und entpuppen sich erst unter dem kritischen Blick von Gutachtern als gut gemachte Fälschung. Ein Millionengeschäft, wo der Preis für Oldtimer keine Grenzen mehr zu kennen scheint.
Kürzlich hat sich nun das Kfz-Handwerk zu Wort gemeldet und vor gefälschten Ersatzteilen gewarnt. Joachim Czychy, Landespressesprecher des Kfz-Landesverbandes Niedersachsen-Bremen, betonte, dass vor allem gefälschte Austausch-Katalysatoren im Umlauf seien. Während in Berlin kürzlich erste Unternehmen für solche Produkte vom Umweltbundesamt mit dem Umweltzeichen “Blauer Engel” ausgezeichnet worden sind, kursierten im Internet Austausch-Katalysatoren zu einem Preis, die die Kosten für die im Kat verbauten Edelmetalle und seltene Erden niemals decken könnten.
Der Weg dieser Teile verlaufe aus Spanien über Großbritannien über online-Handelsplattformen nach Deutschland. Die Folge: Die dauerhafte Minderung der Schadstoffe im Abgas “ist nicht gewährleistet”, stellt Czychy klar.
Wie Sie die Billigkopien selbst entlarven können, lesen Sie auf der zweiten Seite.
Original oder Fälschung?
Katalysator

“Diese Billigteile müssen vom Markt verschwinden, denn sie bringen ein Produkt in Misskredit, das unverzichtbar ist”, lautet die Forderung des Kfz-Handwerks.
Das Geschäft mit den Austausch-Kats ist kein Kleines: Jährlich werden in Deutschland rund 400.000 Katalysatoren ausgetauscht.
Und wie kann ich sicher sein, dass ich nicht auf eine Fälschung hereingefallen bin?
Auf den ersten Blick ist das nicht ohne Weiteres zu erkennen, sagt Czychy. Denn um Original und Fälschung auseinanderzuhalten, müsste man den Kat zerlegen, um zu sehen, welche Materialien verbaut sind.
Aber es gibt ein anderes Kriterium, an dem die “Billig-Kats mit begrenzter Wirkung” eindeutig zu erkennen sind – nämlich am Preis: “AT-Kats unter 100 Euro sind als Qualitätsteil nicht herstellbar”, stellt der Fachmann klar. Solche Produkte “sind ihren Preis nicht wert und schlimmer: Sie schädigen unsere Umwelt.”
“Das Problem mit den gefälschten Ersatzteilen, ist zudem nicht nur auf den Bereich der Katalysatoren beschränkt”, bestätigt auch Alexander Vorbau. Gleichzeitig spricht der Fachmann vom Gesamtverband Autoteile-Handel (GVA) eine klare Warnung aus: "Für den Autofahrer auf der Jagd nach dem Schnäppchen im Internet kann die Gefahr entstehen, möglicherweise für sein Fahrzeug ungeeignete oder gar gefälschte Produkte zu erhalten, die im Extremfall sogar Leib und Leben gefährden können."
Was die Kunden in die Internet-Börsen treibt? Lesen Sie auch die letzte Seite.
Billiger Einkaufen im Netz?
einkaufswagen tastatur

“Was treibt uns in die Börsen? Die Neugierde auf den Preis!”, sagt Joachim Czychy und betont: “Wer mir gegenüber behauptet, er suche da vor allem nach qualitativen Merkmalen, der flunkert.”
Fest stehe, dass das Kfz-Handwerk die Börsen im Netz nicht verhindern kann. “Wir werden aber aufklären müssen, da der technische Laie mit seinem begrenzten technischen Know-how trotz der vielgerühmten Transparenz im Netz vieles nicht kennt und vor allem nicht erkennen kann”, betont der Fachmann und verweist auf aktuelle Untersuchungen der Deutschen Automobil-Treuhand (kurz: DAT), nach der rund 47 Prozent aller Autofahrer nicht einmal wüssten, mit welchem Öl ihr Fahrzeug bestückt werden müsste.
Entsprechend lautet die Empfehlung des Fachverbandes, Fahrzeuge auch in Zukunft in die Obhut von Fachwerkstätten zu geben. "So werde die Lieferkette eingehalten " und der Kunde könne sicher sein, dass Qualitätsersatzteile verbaut werden, bekräftigt Ulrich Köster vom Zentralverband Deutsches Kfz-Gewerbe (ZDK).
Im übrigen könnten Kunden, die bereits mit Ersatzteilen in die Werkstätten kommen, dort auch auf Granit beißen. "Denn die Betriebe müssen die Teile nicht verbauen", stellt Köster klar. Er und Alexander Vorbau raten Kfz-Werkstätten davon sogar ausdrücklich ab. Denn: Selbst für den Profi in der Werkstatt sei es nach Vorbaus Worten bei vom Kunden mitgebrachten Ersatzteilen nicht immer leicht, Fälschungen oder Komponenten fragwürdiger Qualitäten zu erkennen. "Da Werkstätten gegenüber dem Kunden besondere Hinweispflichten bezüglich möglicher Risiken haben, ist die Situation für die Servicebetriebe nicht eben einfach. Nicht zuletzt sollten die Werkstätten auch bedenken, dass sie in der Regel nicht vom Arbeitslohn allein leben können, sondern auch die Teilemarge zum Ergebnis beiträgt", sagt Vorbau.
Eine Frage am Ende:
Wie machen Sie das, wenn Ihr Pkw oder ein Transporter kaputt geht? Geben Sie das Fahrzeug zur Werkstatt Ihres Vertrauens oder beschaffen Sie Ersatzteile selbst? Schreiben Sie mir eine Mail an hamacher@handwerk.com. Wir sind gespannt, wie Sie das Thema bewerten.
(ha)
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