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Kostendruck bei Garantiereparaturen

Kfz-Werkstätten sauer auf Hersteller

Die Autoindustrie hat dem Kfz-Handwerk die Daumenschrauben angezogen. Bei Garantiereparaturen können die Werkstätten ihre Preise nicht mehr durchsetzen. Jetzt ist der Kfz-Landesverband Niedersachsen/Bremen mit einem ungewöhnlich deutlichen Appell vorgeprescht.

Schlechte Stimmung beim Kfz-Handwerk: Zwar laufen die Geschäfte gut, aber die Betriebe sind sauer auf die Autohersteller. “Die drücken bei Garantiearbeiten immer weiter die Kosten. Leidtragende sind die Werkstätten”, sagt Präsident Karl-Heinz Bley und spricht von einem Branchenthema mit “partnerschaftlichem Sprengstoff”.

Konkret geht es darum, dass die Betriebe sowohl bei den Stundenverrechnungssätzen als auch bei der Ersatzteilbeschaffung ihre Preise gegenüber der Industrie zunehmend nicht mehr durchsetzen können. “Hier zeigen die Hersteller verstärkt, dass Sie in der stärkeren Position sind. Und das ist alles andere als partnerschaftlich”, sagt Bley.

Eine Werkstatt kalkuliere in der Regel ihren Stundenverrechnungssatz so, dass die Kosten der Reparaturen gedeckt sind und ein Gewinn erwirtschaftet wird. Dieser individuell errechnete Stundenverrechnungssatz werde aber zunehmend im Garantiefall von den wenigsten Herstellern und Importeuren akzeptiert.

Auch bei Ersatzteilen werde in den seltensten Fällen die unverbindliche Preisempfehlung (UPE) erstattet, “sondern es wird lediglich der Einkaufspreis plus einer sogenannten Handlingpauschale vergütet”, moniert Bley.

Was das konkret heißt, lesen Sie auf der zweiten Seite.

“Verlassen Sie Ihre Machtposition!”

Unter welchem Kostendruck die Betriebe stehen, macht Bley an einem Beispiel deutlich: Ein Betrieb kalkuliere für den Tausch einer Wasserpumpe 100 Euro für das Ersatzteil und weitere 100 Euro für die erbrachte Arbeit. Damit sei der Betrieb auskömmlich unterwegs. Die Autoindustrie gewähre nun aber nur noch 80 Euro für das Ersatzteil, was dem Einkaufspreis entspreche und 60 Euro für die erbrachte Arbeit.

“Ich fordere hier und heute die Hersteller auf, ihre Machtposition zu verlassen und beim Thema Garantie kaufmännische Grundsätze und Prinzipien der vertraglichen Partnerschaft zu leben!”, sagte Bley am Rande der Jahres-Pressekonferenz des Kfz-Landesverbandes Niedersachsen-Bremen in Hannover. Außerdem kündigte er an, dass das Thema auf der Verbands-Agenda 2014 weit oben stehen wird.

Betrieben riet Bley: "Geht keine Verträge ein, bleibt lieber freier Händler!"

Das Verhältnis zwischen Kfz-Betrieben und den Automobilherstellern wird nach Bleys Worten auch noch durch ein anderes Thema belastet. Nämlich durch die strikten Vorgaben, wie ein Autohaus auszusehen hat.

Deswegen fordert das Kfz-Handwerk einen Investitionsersatzanspruch. “Wer heute im Automobilhandel auf Druck des Herstellers investiert, nimmt in der Regel einen siebenstelligen Betrag in die Hand. Diese Investition gilt es zu amortisieren. Das geht, wie wir uns alle denken können, in dem gesättigten Automarkt Deutschland nicht von ,jetzt auf gleich’", stellt Bley klar.

Kündige nun aber der Hersteller - aus welchem Grund auch immer - zeitnah zur getätigten Investition, sitze der mittelständische Händler auf seinen Investitionen, die exakt nach den Vorgaben der Hersteller ausgeführt werden müssen, moniert der Präsident und verdeutlicht: “Mobilar von A, Fliesen von B, Licht von C - da gibt es keine individuelle Vielfalt, sondern das Schema F nach dem Globalisierungsdenken der Manager in den Fabriken.”

(ha)

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