Einen zweifelhaften Webshop erkennt man doch? Das dachten schon viele bis die Falle zuschnappte.
Selbst vorsichtige Käufer geraten zuhauf in die Klemme, so gut beherrschen die Fallensteller ihr Handwerk. Beispiel: discount24ag.de. Der Online-Händler köderte mit Markenartikeln zu Schnäppchenpreisen und tarnte sich fast perfekt (handwerk.com berichtete). Nicht nur, dass die Webseiten professionell gestaltet waren und das Impressum Seriosität suggerierte. Auch Zertifikate wie vertrauenswürdig oder Trusted Shops blendeten Online-Shopper. Hunderte zahlten Vorkasse für die Schnäppchen, teils in vierstelliger Höhe. Nach ein paar Wochen machte sich der Gauner aus dem Staub. Beute: mehrere hunderttausend Euro.
Wie riskant ist Online-Shopping? Bei 40 Prozent aller Käufe gibt es Stress, betont Roland Appel von der Initiative D21, in der Politik und Wirtschaft gemeinsam gegensteuern. Betrug sei nur eines von vielen Übeln. Immer wieder komme es auch vor, dass Shop-Betreiber wegen Zahlungsschwierigkeiten Kunden hängen ließen. Online-Discounter liefern sich einen brutalen Preiskampf, ihre Gewinnmargen sind extrem klein, erklärt Appel. Ein Verdacht, der regelmäßig aufkommt: Billig-Bieter steuern gezielt in die Pleite, sobald sie genug Geld eingesackt haben.
Händler pleite, Geld weg!
Aktuelles Beispiel für einen Shop, der mit Vorkasse in die Insolvenz geschlittert ist: Sparkurs-Bad. Wir wissen mittlerweile von etlichen Leuten, die in dem Shop Waren im Wert von bis zu mehreren tausend Euro bestellt haben, berichtet Bernd Aue, Herausgeber der Online-Fachzeitschrift HaustechnikDialog. Wochenlang hätten Kunden keine Auskunft über den Status ihrer Bestellungen erhalten. Per Mail habe sie der Shop-Betreiber schließlich über die Pleite informiert und aufgefordert, sich ihr Geld überTrusted Shops zurückzuholen.
Tatsächlich war Sparkurs-Bad bei dem Zertifikat-Geber versichert. Allerdings nur bis 2500 Euro pro Kunde und Monat. Bei anderen Shops in der Sanitärbranche decke "Trusted Shops" höhere Beträge ab, betont Aue.
Wie es ausssieht, haben längst nicht alle Kunden von "Sparkurs-Bad" die kostenlose Option genutzt, ihre Bestellungen mit der Geld-zurück-Garantie abzusichern. Werden sie jemals einen Ausgleich bekommen? Das ist bislang noch offen, sagt Aue.
Engpass aus Kalkül!
Gängige Praxis ist es auch, dass Händler Kunden wegen Lieferschwierigkeiten zappeln lassen. Die trommeln für Sonderangebote und können dann die Nachfrage nicht erfüllen, kritisiert E-Commerce-Experte Appel. Einschlägige Anbieter würden dies bewusst in Kauf nehmen. Wie ihnen Beine machen? Mahnen und Schadenersatzforderungen androhen.
Nicht immer aber trifft die Webshop-Betreiber die Schuld, wenn Käufer sich betrogen fühlen. Häufig handelt es sich um Missverständnisse. Zum Beispiel weil Kunden die allgemeinen Geschäftsbedingungen nicht sorgfältig lesen, stellt Appel klar.
Schindluder mit Gütesiegeln!
Es gibt zig Zertifikate. Doch so vertrauenserweckend wie alle aussehen eins ist nicht wie das andere. Die Initiative D21 empfiehlt vier Gütesiegel, die nach unterschiedlich strengen Kriterien vergeben werden. In jedem Fall liegen die Anforderungen an die Shops über den gesetzlichen Mindestvorgaben. Da sich Betrüger gerne mit fremden Federn schmücken, rät Appel, Siegel zu überprüfen. Führt ein Link zur Website des Siegel-Gebers? Und ist der Shop dort registriert?
Kurzer Prozess mit Kundenrechten!
Im Web gelten andere Regeln als im Ladengeschäft. Das gilt etwa für die Widerrufs- und Rückgabefristen. Schwarze Schafe unter den Händlern scheren sich nicht darum. Erst recht nicht um den Datenschutz. Wie in den USA werden Kundendaten einfach verkauft, warnt Appel.
(mfi)
Link: www.haustechnikdialog.de
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