Kooperationen gibt es nicht gratis. Insbesondere in der Aufbauphase benötigen sie viel Zeit, aber auch Geld. Vor allem die Anlaufkosten und deren Finanzierung sind es, die viele Betriebe davon abhalten, sich zusammenzuschließen. handwerk.com-Autor Uwe Otto informiert über die Finanzierung von Kooperationen.
Zwei Jahre dauert die Anlaufphase
Die Erfahrung zeigt, dass es im Durchschnitt zwei Jahre dauert, bis eine Kooperation das einlösen kann, was sich die Partner von ihr versprechen. Nach zwei Jahren funktionieren die neuen Strukturen, hat sich die Kooperation einen Namen am Markt gemacht und kann ihre Tätigkeit aus den laufenden Aufträgen finanzieren.
Da den Gestaltungsmöglichkeiten einer Kooperation kaum Grenzen gesetzt sind und das Engagement der Partner meist sehr unterschiedlich ist, kann die Anlaufphase im Einzelfall erheblich vom genannten Durchschnittswert abweichen. Dies ändert nichts an der Tatsache, dass die Akteure immer eine finanzielle Durststrecke für die Entwicklung der kooperativen Strukturen überbrücken müssen. Auch für die Zeit danach muss vorgesorgt werden, denn der normale Geschäftsbetrieb einer Kooperation muss ebenso finanziert werden.
Gewinne gehen meist an die Mitglieder
Die meisten Kooperationen streben in der Regel keinen eigenen Gewinn an. Dieser soll meist bei den beteiligten Unternehmen verbleiben. Das Ziel einer Kooperation ist daher bereits erreicht, wenn die akquirierten Aufträge einen Betrag abwerfen, der die zur Abwicklung notwendigen Kosten deckt. Die Verteilung eines Ertrages erübrigt sich somit für die meisten Kooperationen.
Rücklagen für Bürgschaften können sinnvoll sein
In den Fällen, in denen ein Ertrag zur Ausschüttung ansteht, besteht entweder die Möglichkeit, die vertraglich festgelegte Umlage zu reduzieren oder die Vorfinanzierungsbeiträge schritt-weise abzuzahlen. Vor einer Ausschüttung sollte allerdings bedacht werden, dass eine Kooperation gut beraten ist, eigenes Bürgschaftskapital anzuhäufen. So kann sie im Bedarfsfall aus eigener Kraft notwendige Anzahlungs-, Auftragserfüllungs- oder Gewährleistungsbürgschaften finanzieren zu können.
Finanzierungsformen
Prinzipiell stehen einer Kooperation zur Deckung von Startaufwand und laufenden Kosten neben den Einnahmen drei Finanzierungformen und deren Kombination zur Verfügung:
Einmalige Gesellschafter-Einlage:
Zu den Einlagen zählen die Firmen- oder Gesellschaftereinlagen beziehungsweise das Kapital von gezeichneten Anteilsscheinen (Aktien). Kapitalgeber wollen mit ihren Einlagen eine angemessene Kapitalverzinsung erwirtschaften. Die Höhe der benötigten Einlagen ergibt sich aus der Anzahl der Partner, den regionalen Strukturbedingungen und dem personellen und apparativen Ausstattungsbedarf der Kooperation. Nicht selten erreicht sie eine Höhe von 10.000 Mark je Gesellschafter.
Regelmäßige Umlage:
Eine Umlage kann monatlich oder jährlich erhoben werden. Ein Kooperationsvertrag muss die Höhe der Umlage regeln, zum Beispiel in Abhängigkeit von der Betriebsgröße oder vom erzielten Umsatz. Mit der Zahlung einer Umlage besteht die Möglichkeit, die einmalige Gesellschafter-Einlage erheblich zu reduzieren oder auch ganz auf sie zu verzichten. Die Umlage muss nicht bar geleistet werden. Sie kann ebenso über die Einbehaltung eines festen Prozentsatzes vom erzielten Umsatz der an die Gesellschafter vergebenen Aufträge finanziert werden.
Beteiligung Dritter
Steht den Kooperationspartnern kein ausreichendes Kapital für den Aufbau einer Kooperation zur Verfügung, so bietet sich die Beteiligung Dritter an. Hier kommen insbesondere Banken, Versicherungen, Bausparkassen, Hersteller, Großhandel oder private Kapitalgeber in Frage. Auf welche Zielgruppe eine Kooperation sich konzentriert, hängt in erster Linie von den angebotenen kooperativen Leistungen und ihren potenziellen Empfängern ab.
Egal für welche Finanzierungsform eine Kooperation sich auch entscheidet, eines muss sie immer leisten, wenn sie auf Dauer bestehen will: Die Vorteile einer Kooperation müssen für jeden Kooperationspartner in einem akzeptablen Verhältnis zu den mit ihr verbundene Kosten stehen, anderweitig wird die Kooperation über kurz oder lang auseinanderfallen.
Uwe Otto
Der Autor ist Diplomingenieur für Energie- und Verfahrenstechnik. Schwerpunkte seiner Tätigkeit sind die Organisationsentwicklung und das Projektmanagement von F E-Vorhaben im Handwerk. Uwe Otto ist zudem Aufsichtsratsvorsitzender der Facility Management Berliner Handwerker AG. Kontakt: uwe.otto@t-online.de, http://www.handwerksprojekte.de.