Auf einen Blick:
- Bei der Kunstschmiede Egon Engber gehört traditionelles Schmiedehandwerk noch fest ins Programm. Gleichzeitig investiert der Betrieb in Digitalisierung und moderne Fertigungsverfahren.
- Das Unternehmen geht ganz natürlich mit der Zeit. Das ist schon in der Führungsstruktur angelegt: Ellen Kummerfeld und ihr Sohn Marlo Kummerfeld leiten das Unternehmen gleichzeitig in zweiter und dritter Generation.
- Zusammen bieten sie das gesamte Metallbau-Spektrum an. Sie wissen aus Erfahrung, dass analoge und digitale Technologien – je nach Auftrag – ihre Vorteile haben können. Das Ziel ist dabei stets dasselbe: zufriedene Kunden.
Wer so einen Hof hat, braucht kein Firmenschild. Da genügt ein kurzer Blick auf den großen metallischen Drachenkopf, der einem Baumstumpf entwächst, um zu wissen, was einen hier erwartet: kunstvolles Metallbauerhandwerk der Extraklasse. Der Betriebssitz der Kunstschmiede Egon Engber im niedersächsischen Seevetal ist gespickt mit unzähligen Figuren, Skulpturen und kunstvoll geschmiedeten Nutzobjekten.
Zwei Meister im Metallbauerhandwerk leiten das Unternehmen in zweiter und dritter Generation: Ellen Kummerfeld und ihr Sohn Marlo Kummerfeld. Die beiden bringen ihre unterschiedlichen Fähigkeiten, Vorstellungen und Spezialgebiete in das Unternehmen ein. Ergebnis dieser Mutter-Sohn-Kombination: „Wir sind unheimlich flexibel“, sagt Ellen Kummerfeld. Die Kunstschmiede bietet traditionelle Schmiedearbeiten ebenso an, wie moderne und effiziente Metallverarbeitung. „Wir decken das gesamte Spektrum im Bereich Stahlbau ab“, sagt Marlo Kummerfeld.
Digital oder analog? Am besten beides!
Der 23-Jährige ist so etwas wie der Digitalisierungsbeauftragte des Unternehmens. Er trieb etwa die Investition in eine digitale Konstruktionssoftware voran. Seither entwickelt Marlo Kummerfeld Treppen, Geländer, Handläufe und individuelle Metallarbeiten vorrangig am Computer. Auch gab er den Anstoß für die Anschaffung computergesteuerter Maschinen. Dazu zählt etwa die CNC-Abkantpresse, die Bleche mit einer Biegekraft von bis zu 175 Tonnen bearbeitet. „Moderne Fertigungsverfahren sind nicht mehr wegzudenken, wenn man bestimmte Arbeiten zu marktfähigen Preisen anbieten will“, sagt der junge Meister.
Ellen Kummerfeld ist im Unternehmen die Expertin, wenn es um gestalterische Schmiedearbeiten mit vielen Details geht. Sie teilt die Mitarbeiter ein, führt viele Kundengespräche und macht händische Entwürfe. Welchen Vorteil es hat, neben digitalen Entwürfen auch analoge anzubieten, zeigt sie an einem Beispiel in einem der Werkstatträume. Da lehnt ein mannshohes Blech an einer Maschine, auf dem die Details eines Gartentores aufgemalt sind.
„Ich habe mit solchen 1-zu-1-Aufrissen sehr gute Erfahrung bei der Kundenberatung gemacht“, sagt Ellen Kummerfeld. Grund: In realer Größe wirken die Dimensionen, Details und Abstände der Elemente anders als im kleinen Maßstab. „Mit den lebensgroßen Musterstücken nehme ich den Kunden das Vorstellungsvermögen ab. So lassen sich Kundenwünsche leichter besprechen.“
Handwerk für die High Society
„Wir haben ganz unterschiedliche Kunden“, erzählt Ellen Kummerfeld. Es gebe viele private Anfragen, aber der Betrieb arbeitet auch für andere Unternehmen wie zum Beispiel Saunabauer. „Wir haben Kunden, die immer wieder kommen, und aus mancher Kleinigkeit entwickeln sich auch größere Aufträge“, sagt die Unternehmerin. Aufwendige Vordächer für millionenschwere Kunden gehören laut Betrieb ebenso zu seinen Referenzen wie Arbeiten für prominente Auftraggeber wie Dieter Bohlen, Michael und Ralf Schumacher. Barhocker, Liegen und individuelle Tische fanden so aus dem Seevetal ihren Weg in die Privatgärten der High Society.
Acht Mitarbeiter zählt das Unternehmen. Jedes Teammitglied steuert seine speziellen Fähigkeiten bei. Da wäre zum Beispiel Rudi Garbers, der mit ein paar gezielten Schlägen auf dem Amboss das glühende Ende einer Eisenstrebe gekonnt in eine geschwungene Ranke oder ein Laubblatt verwandelt.
Gute Kommunikation für zufriedene Kunden
„Bei uns ist alles eine Einzelanfertigung“, erklärt Ellen Kummerfeld. Selbst bei kleineren Arbeiten kommen da einige Arbeitsstunden zusammen. Neulich hatte das Unternehmen wieder so einen Auftrag: Ein kurzer Messinghandlauf sollte zwei Stufen überbrücken, die die beiden Ebenen zweier Räume verbinden. „Die Schweißverfahren bei Messing sind anders, es bricht schneller und braucht die nötige Expertise in der Bearbeitung“, sagt die Unternehmerin. Bis zur Politur muss jeder Handgriff sitzen.
„Das alles macht Arbeit“, sagt Kummerfeld. Sie übernimmt die Aufgabe, den Kunden die Arbeit und die damit zusammenhängenden Kosten zu erklären. Davon hängt letztlich der Erfolg des Unternehmens ab. Denn die Visitenkarte der Kunstschmiede sind seine zufriedenen Kunden. „Für mich ist es darum wichtig, dass jeder Mitarbeiter nach der Fertigstellung eines Auftrags mit dem Gefühl nach Hause geht, einen guten Job gemacht zu haben.“
Gegründet aus dem Nichts, gerüstet für die Zukunft
Was dieses Ziel für die Arbeit in der Schmiede bedeutet, ist in stählernen Buchstaben über der Werkstatt zu lesen: „Soll ein Kunstwerk aus Stahl dir hier gelingen, mußt du Lust, Liebe und Zeit mitbringen“. Der Schriftzug stammt von Egon Engber, Vater von Ellen Kummerfeld und Gründer des Betriebs. Seine Handschrift steckt noch in vielen Winkeln des großen Geländes.
„Mein Vater kam mit nicht mehr als ein paar Schuhen und einem Mantel aus russischer Kriegsgefangenschaft zurück nach Deutschland“, berichtet Ellen Kummerfeld. Nach dem Zweiten Weltkrieg machte er seinen Meister und gründete schließlich das Unternehmen. Was er aufgebaut hat, führen Tochter und Enkel nun fort, überführen es in die nächsten Generationen. An guten Ideen dafür mangelt es ihnen nicht.
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