Nie ein Unfall, gesunkene Lohnkosten Friedmann traute seine Augen nicht, als er den neuen Zahlungsbescheid sah. 2350 Euro forderte die "Metallberufsgenossenschaft Nord Süd" von ihm, im Jahr davor waren es 1300 Euro. "Unsere Einstufung in Gefahrenklassen wurde geändert", berichtet der Chef einer Firma mit 15 Mitarbeitern. Seine Manufaktur "veredelt" Schmuck, Federhalter und Brillen mit Emailack. Die BG befand, das sei genauso unfallträchtig wie die Herstellung von Drahtwaren oder Fahrrädern. "Für die ganze Belegschaft galt auf einmal die Gefahrenklasse 1,56."
Was macht die Arbeit so gefährlich? Die Erklärung dafür findet sich außerhalb des kleinen Familienunternehmens. Die Fusion von Berufsgenossenschaften habe neue Einstufungen mit sich gebracht, ist von der BG zu erfahren. Jeder Unternehmer aber könne Widerspruch gegen seinen Bescheid einlegen. Das allerdings erfordert Zähigkeit.
Der Mechanikermeister und Betriebswirt aus aus Ötisheim in Baden-Württemberg hat seiner BG geschrieben, mehrere Male angerufen und ist immer wieder vertröstet worden. Es seien so viele Einsprüche zu bearbeiten, habe es geheißen. Schließlich reagierte die BG und schickte einen Mitarbeiter los, der sich Friedmanns Betrieb genau ansah. Ergebnis: "Die sind bei ihrer Einstufung gelieben."
Wieder griff Friedmann zum Telefonhörer. Er ließ nicht locker, bis er die Leiterin der zuständigen Abteilung in der Leitung hatte. Und er war bereit, "bis vor Gericht zu ziehen". Kurze Zeit nach dem Telefonat mit der Chefin erhielt er einen neuen Bescheid. "Jetzt sind wir als Graveure eingestuft, das ist die niedrigste Gefahrenklasse 0.99", zeigt sich der Unternehmer erleichtert. Richtig zufrieden aber ist er nicht. 1560 Euro muss Friedmann zahlen. "Das ist noch immer zu viel", betont er.
Warum nicht wieder der alte Satz? Die BG verweist auf ihre Beitragsumlage und neuen Tarifstrukturen. Im Zuge der Fusion hat der Unfallversicherungsträger die Gefahrenklasse 0,66 für Bürokräfte gestrichen, sie zählen nun als Techniker in Friedmanns Betrieb betrifft das vier Mitarbeiter. Im Gegenzug hat die BG zwar den Satz für Techniker gesenkt. Aber gerade Kleinstbetriebe kommen unter dem Strich schlechter weg.
"Man fusioniert normalerweise, um die Kosten zu senken", wundert sich der Unternehmer. Und er fragt sich, wie sich die die Genossen in Zukunft aufstellen. "Wir brauchen die Berufsgenossenschaften", stellt er klar. Doch mit Beitragserhöhungen schnitten sie sich ins eigene Fleisch.
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(mfi)