Auf einen Blick:
- Danny Perkampus, Tischlermeister aus Halberstadt, ärgert sich darüber, dass viel Unterricht an den Berufsschulen ausfällt. Den Azubis fehle das Wissen in den Prüfungen.
- Die Unterrichtsversorgung liegt an den Berufsschulen in Sachsen-Anhalt bei 98,1 Prozent, in Niedersachsen bei 90,7 Prozent - wenn alle Lehrer da sind.
- Auch die Handwerkskammern sehen die Entwicklung mit Sorge und fordern bessere Bedingungen.
- Neueinstellungen auch von Quereinsteigern sollen das Problem entschärfen.
- Die Branche sieht das skeptisch - Handwerker, die in Schule unterrichten, fehlen dann wieder im Betrieb.
Tischler Danny Perkampus sorgt sich um seine Azubis. Das Problem: die Unterrichtsversorgung in der Berufsschule. „Hier bei uns im Harz ist die Situation dramatisch“, sagt der Meister aus Halberstadt. „Nachdem eine Lehrkraft dauerhaft ausgefallen ist und nicht ersetzt werden konnte, fallen ganze Themenkomplexe im fachtheoretischen Unterricht weg.“ Im Betrieb könne er dies trotz aller Bemühungen nicht auffangen. „Den jungen Leuten fehlt das Wissen dann in der Prüfung“, sagt Perkampus, der auch Vorsitzender des Gesellenprüfungsausschusses ist.
Können Quereinsteiger das Problem lösen?
In Sachsen-Anhalt werden laut Ministerium derzeit 50 Stellen an den Berufsschulen besetzt. „Bei einer Besetzung der 50 Stellen ist das Einstellungsvermögen für Berufsschule ausgeschöpft“, sagt Sprecher Thurmann. Niedersachsen hat nach Angaben des Kultusministeriums 2018 insgesamt 546 Lehrkräfte eingestellt – 480 für Theorie- und 66 für Fachpraxis-Unterricht. 98 von ihnen sind Quereinsteiger. Allerdings lösen die Neueinstellungen das Problem nur teilweise. Denn für den Fachpraxisunterricht, wo die Unterrichtsversorgung in Niedersachsen nur bei 88,5 Prozent liegt, gibt es nur wenige neue Lehrer.
Bei den Kammern sieht man diese Strategie zwiespältig, denn es werden auch Meister aus den Betrieben zu Lehrkräften in den Berufsschulen. „Natürlich liegt uns die gute Ausbildung der Lehrlinge am Herzen“, so Burghard Grupe, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Magdeburg. „Aber gleichzeitig fehlen die Meister in den Betrieben doppelt – bei der täglichen Arbeit und bei der Anleitung von Auszubildenden.“
Unterrichten und einen Betrieb führen? Unmöglich!
Auch Danny Perkampus hat schon eine Anfrage erhalten, ob er nicht mit 15 Stunden Unterricht an die Berufsschule gehen will. „Aber ich führe einen Betrieb. Wie soll ich da noch nebenbei unterrichten?“, fragt er. Der Tischlermeister ärgert sich vor allem über die langfristigen Folgen der schlechten Unterrichtsversorgung. „Es spricht sich auch unter den jungen Leuten herum, wenn es in der Berufsschule nicht gut läuft. Dann finden wir noch schlechter neue Auszubildende.“ Er plädiert für eine zentrale Lösung: „Wir bräuchten überregionale Ausbildungszentren für die Berufsschule mit Internaten, damit alle Azubis auch die gleichen Bedingungen haben.“
Wie geht es Ihren Auszubildenden an der Berufsschule? Fallen auch Stunden aus oder läuft alles bestens? Kommentieren Sie hier oder schreiben Sie an wolf@handwerk.com
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