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Studie: So gehen Handwerker mit zahlungsfaulen Kunden um

Leichtes Spiel für miese Kunden

Wissen Sie eigentlich, wie Kollegen mit zahlungsunwilligen Kunden umgehen? Eine Umfrage unter Handwerkern zeigt: Miese Kunden haben es sehr leicht – und die Betriebe rechnen sich die Folgen sogar noch schön.

Die Zahlungsmoral der Kunden lässt zu wünschen übrig. Doch damit haben sich offenbar viele Handwerksbetriebe einfach abgefunden: Statt sich besser dagegen abzusichern und offene Rechnungen konsequent einzutreiben, schreiben die meisten kleinere Beträge lieber ab.

Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Volkswirtschaftlichen Instituts für Mittelstand und Handwerk (ifh) an der Universität Göttingen nach einer umfassenden Befragung niedersächsischer Handwerksbetriebe. Die Ergebnisse im Überblick:

  • Ausfälle: 80 Prozent der Betriebe klagen über Forderungsausfälle.  
  • Ursachen: Hauptgründe sind Zahlungsunwilligkeit (71,9 Prozent) und Insolvenz von Geschäftspartnern (65,6 Prozent).
  • Späte Abrechnung: Rechnungen werden teilweise mit erheblicher Verzögerung erstellt. Durchschnittlich 16 Tage lassen sich Betriebe dafür Zeit.
  • Selten Mahnungen: Viele Betriebe mahnen nur sporadisch. Ein Viertel der Befragten gab an, zumindest in Einzelfällen zu mahnen. Doch 77,5 Prozent der Betriebe gaben an, kleinere Restbeträge abzuschreiben und nicht weiterzuverfolgen.
  • Kaum Inkasso: Ein Großteil verzichtet ganz auf Inkasso, nur ein Viertel nutzt es in Einzelfällen.
  • Wenig Bonitätsprüfung: 25 Prozent der Befragten verzichten komplett auf Bonitätsprüfungen. Die Mehrheit prüft nur bei Neukunden oder ab einem größeren Auftragswert. Stattdessen verlassen sich die Betriebe auf Erfahrung und den Austausch mit Kollegen.
  • Fehlende Absicherung: Um sich abzusichern, setzen die meisten Betriebe auf Abschlagsrechnungen, im Bauhauptgewerbe kommen auch Bürgschaften zum Einsatz. Andere vertragliche Möglichkeiten nutzt jedoch kaum ein Betrieb.

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Zahlungsausfälle ohne Folgen für die Finanzen?

Besonders überraschend war für ifh-Mitarbeiter Martin Rode allerdings ein Ergebnis der Studie: "80 Prozent der Befragten hatten zwar Forderungsausfälle zu verzeichnen, doch nur rund 41 Prozent berichten von einer Verschlechterung der Rentabilität durch die Ausfälle."

Kunden zahlen nicht – und das soll keine Auswirkungen auf die Finanzen haben? Rein logisch sei das schwer nachzuvollziehen, bestätigt Rode: "Natürlich müssen sich Ausfälle auf Rentabilität und Liquidität auswirken. Wenn Betriebe das nicht als Problem ansehen, dann ist das nur dadurch zu erklären, dass sie sich daran gewöhnt haben und entsprechend reagieren – indem sie von vornherein mit Aufschlägen kalkulieren, um mögliche Ausfälle auszugleichen."

Doch selbst dann bedeuteten Ausfälle eine geringere Rentabilität – die sich so allerdings leichter verkraften lasse.

Stiller Ärger statt aktive Gegenwehr
Noch etwas haben die meisten Betriebe gemeinsam: Für 93,5 Prozent stellen der Ärger und der Zeitaufwand das größte Problem dar, das sich aus den Forderungsausfällen ergibt. Oft allerdings ohne gravierende Konsequenzen: "Der Ärger ist zwar groß, aber die Betriebe schöpfen auch nicht alle ihre Möglichkeiten aus", sagt Rode.

Dabei könnten die Betriebe einiges mehr dafür tun, um Forderungsausfällen vorzubeugen.

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Vorbeugen statt Abschreiben

Die Forscher des ifh Göttingen geben eine Reihe von Empfehlungen, wie Sie Forderungsausfällen besser vorbeugen können:

  • Informieren: Nutzen Sie vor Auftragsannahme möglichst verschiedene Quellen wie Auskunfteien, Bankauskünfte, Bilanzauskünfte oder ihre eigene Buchhaltung, aber auch den  Austausch mit Kollegen, um sich über die Bonität des Auftraggebers zu informieren.

  • Absichern: Nutzen Sie vertragliche Absicherungsklauseln, um die Durchsetzung Ihrer Forderung zu erleichtern. Dazu zählen zum Beispiel die Vereinbarung von Verzugszinsen, Mahnkostenpauschale und Gerichtsstandklauseln. Dadurch erschweren Sie tricksenden Kunden ihr falsches Spiel.

  • Besichern: Schützen Sie sich durch Sicherheiten, um Ihre Forderungen abzusichern, zum Beispiel durch Vereinbarungen über Eigentumsvorbehalte, Bürgschaften, Forderungsabtretungen, Sicherheitsübereignungen und Bausicherungshypotheken.

 

  • Beschleunigen I: Bieten Sie Ihren Kunden den Abzug eines Skontos bei vorzeitiger Zahlung an, um eine zeitnahe Zahlung attraktiver zu machen.

 

  • Beschleunigen II: Erstellen Sie die Rechnung direkt nach Erbringung der Leistung.


  • Kontrollen: Kontrollieren Sie regelmäßig Ihre Zahlungseingänge, sodass Zahlungsverzüge unmittelbar an die Mahnabteilung weitergeleitet werden können.


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(jw)

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