Technik ist was Tolles. Sie muss nur funktionieren. Der Unternehmer Marc-Oliver
Rieschmüller kann davon ein Lied singen. Als er sein Team jetzt mit einem
neuen Mitarbeiter verstärken wollte, hat er "aus Zeitgründen" auf den
Internet-Auftritt der Bundesagentur für Arbeit (BA) zurückgegriffen eine
Entscheidung, die den Experten für Kompressoren und Vakuumpumpen wertvolle
Stunden eines ohnehin hektischen Arbeitstages kosten sollte.
Nach einer jeweils "endlosen" Meldeprozedur habe ihn das System dreimal vor die
virtuelle Tür gesetzt, flucht Rieschmüller.
Mit seiner Schelte am "Virtuellen Arbeitsmarkt" (VAM) steht der Unternehmer
nicht alleine da. Der Bundesrechnungshof unterstellt dem BA-Angebot "schwere
Mängel", berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung.
Gebühren für Telefon-Hotline
Das Blatt zitiert aus einem Prüfbericht der Behörde, der eigentlich nicht für die Öffentlichkeit
bestimmt war. Die Einzelheiten der "vernichtenden Einschätzung": Defizite
der Funktionstüchtigkeit und Benutzerfreundlichkeit, jede dritte Suchabfrage
fehlerhaft, Rückgang der veröffentlichten Stellenangebote.
Rieschmüller ergänzt diese Liste: Als er die Internet-Spezialisten der
Arbeitsagentur telefonisch um Rat fragen wollte, stand ihm nur eine
kostenpflichtige 0180-Nummer zur Verfügung. "Wir melden bei über sechs
Millionen Arbeitslosen eine freie Stelle und sollen dafür Gebühren
bezahlen", sagt der niedersächsische Unternehmer.
Online-Jobbörse teurer als geplant
Die Service-Hotline der Arbeitsagentur sei kostenpflichtig, um sie vor einer
Überlastung durch "Scherz-Anrufe" zu schützen, sagt ein BA-Sprecher auf
Nachfrage dieser Zeitung. Und: Ohne die Hotline-Gebühren müssten auch die
Beitragszahler die "Mehrwertdienstleistung" bezahlen, die sie gar nicht
nutzen.
Dass der elektronische Stellenmarkt ein Kostenproblem hat, ist
übrigens auch dem Bericht des Bundesrechnungshofes zu entnehmen.
Ursprünglich sollte das Projekt 65 Millionen Euro kosten, letztlich wurden
daraus stolze 108 Millionen Euro.
Wer hat die geeigneten Kandidaten?
Bei aller Aufregung bleibt die Frage: Wenn das VAM-Projekt nicht hilft,
welche Wege führen einen Unternehmer dann zum geeigneten Kandidaten für
wichtige Positionen im Betrieb? "Am Internet kommt man dennoch nicht
vorbei", sagt Dirk Wiethölter, Personalchef des Frisör-Filialisten
Essanelle.
Die Tipps des Experten:
Auch kleine Betriebe sollten ihre Stellenprofile auf einer eigenen
Homepage im Netz präsentieren. Die Bewerber nutzen dieses Medium.
Anzeigen können wirksam sein, sind in großen Tageszeitungen allerdings
nicht ganz billig. Mit Fachzeitschriften und kleinen Anzeigenblättern
können Unternehmen gute Ergebnisse erzielen.
Talentierte Auszubildende kommen vor allem übers Arbeitsamt.
Qualifiziertes Fachpersonal gibt es überwiegend bei Personal-Agenturen
und Zeitarbeitsfirmen.
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