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Leitwolf aus Leidenschaft

Als Unternehmer und als Präsident von Hannover 96 ? Martin Kind spielt in der ersten Liga. Wie beißt man sich da oben durch?

Kind. Der Name springt ins Auge. Gleich an der Autobahn 7 bei Großburgwedel ragt der Turm der Firmenzentrale empor, gleich neben dem schwedischen Möbelgiganten Ikea. "Genauso hoch, auch 34 Meter", stellt Martin Kind klar. Keine Frage, der Mann ist eine große Nummer. Hörgeräte-König in Deutschland und obendrein das, was man einen Global Player nennt. Russland, USA, Asien ? er mischt weltweit mit.

Martin Kind ist Handwerksmeister und Kaufmann mit klassischem Macherprofil. Fragt man ihn nach den Gründen für seinen Aufstieg, antwortet ein Stratege, der langfristig plant. Sein Credo schon vor 37 Jahren, als er den Hörgeräte-Betrieb der Eltern in Hannover übernahm: "Innovative Produkte, qualifizierte Dienstleistung, langjährige Nachbetreuung." Verinnerlicht hat Kind diese Ziele als Angestellter bei Siemens in Erlangen. Bis heute strukturiert er danach sein Unternehmen. Nicht minder konsequent setzt der Stratege auf Markenbildung.

Als Handwerker liebt er seine Produkte. Kind strahlt, wenn er über neue Geräte spricht. Der gelernte Hörgeräteakustiker schwärmt von der Entwicklung in der Digitaltechnik. "Wenn die Leistung der Hardware weiter so steigt und wir mit der Software mitziehen, können wir das Gehör irgendwann zu 90 Prozent nachbilden", prophezeit der Unternehmer. Schwerhörige würden dann überall ohne Probleme zurechtkommen. Die Geräte könnten endlich ohne Vorbehalte akzeptiert werden.

20 Millionen Euro Lehrgeld

30 Programmierer hat Kind in seiner Mannschaft. Sie stricken nicht nur die Software für die Hörgeräte, sondern entwickeln auch die IT-Infrastruktur im Unternehmen weiter. Ein Baustein zur Meisterschaft am Markt. "Die IT steigert Rationalisierung, Produktivität, Qualität", erklärt Kind, räumt aber ein: "Am Anfang haben wir alle Fehler des Lebens gemacht." Sein Lehrgeld: "20 bis 30 Millionen Euro". Doch das war kein Grund für ihn, das Ziel aufzugeben.

Was hat den Visionär dazu gebracht, in die IT zu investieren? "Ich habe zwei super EDV-Leute kennen gelernt, die mich einfach begeistert haben. Und ich war von der Sache überzeugt."Überzeugungsarbeit wie sie die beiden IT-Spezialisten geleistet haben, schätzt Kind hoch ein. So lernt er dazu. Die Ausgangsbasis dafür: "Ich gehe mit offenen Augen durchs Leben". Weiterbildung darf nach der Meisterschule nicht aufhören, was viele offenbar immer noch nicht kapiert hätten.

Machiavelli an der Leine

Stratege, Handwerker, Visionär ? und natürlich auch Machtmensch. Die Sportpresse nannte Kind schon "Machiavelli an der Leine". Was ist dran an dem Ruf? "Alles Schwachsinn", sagt der Macher und erklärt seine Philosophie. "Wenn man ein Unternehmen so führt wie ich, muss man es breit aufstellen. Das geht nur, wenn man das Vertrauen und die Loyalität der Mitarbeiter hat." Betriebliche Entscheidungen müssten kommuniziert werden. Kind zeigt eine weitere Facette seiner Persönlichkeit ? den überzeugenden Chef: "Nur die Unternehmer, die ihre Mitarbeiter mitnehmen, sind auf lange Sicht gut aufgestellt ? und daran werden sie gemessen."

Der Fußballverein und sein Betrieb sind für Kind "zwei Welten". Die Entscheidungsprozesse in der Bundesliga seien wesentlich stringenter. "Das läuft ja alles öffentlich ab und wird auch öffentlich kommentiert ? die Konfliktfähigkeit muss da schon ausgeprägt sein." Ob Fußball oder Handwerk. Wer ins Team von Kind will, muss Verantwortung übernehmen ? "gerade auch in schwierigen Situationen". Das erfährt bei ihm schon der Nachwuchs.

Jedes Jahr führt sein Unternehmen etwa 100 Hörgeräteakustiker zum Gesellenbrief und ist damit die größte Ausbildungsschmiede der Branche. "Verantwortung den jungen Leuten gegenüber und Egoismus", begründet Kind, der sich in einer bundesweiten Ausbildungsinitiative engagiert. Ohne hochqualifizierte Mitarbeiter gerate man unweigerlich in den Abstiegsstrudel.

Kind wird nachgesagt, dass er nur mit Kalkül handelt. Damit allein reicht es nicht für die erste Liga. Den Kopfmenschen treibt auch eine Leidenschaft: "Ich liebe den Erfolg", sagt der 63-Jährige und grinst. So wie dabei seine Augen blitzen, ist klar, dass der Hunger des Leitwolfs noch lange nicht gestillt ist.

Das Unternehmen

Martin Kind hat klein angefangen. Nach dem Abitur und einer Ausbildung bei Siemens übernahm er 1970 KIND Hörgeräte. Zur Unternehmensgruppe des Hörgeräteakustiker-Meisters und Kaufmanns gehören mittlerweile über 1500 Mitarbeiter. Der Hauptsitz mit Verwaltung, Fertigung, Reparatur und Service, Aus- und Fortbildung sowie Forschung und Entwicklung befindet sich in Großburgwedel bei Hannover. Weitere Gesellschaften sind über den Globus verteilt. Die Marke audifon hat ihren Sitz in Kölleda bei Weimar mit Tochterunternehmen in Tschechien, Bulgarien, USA. Außerdem gehören KIND Arbeitssicherheit, KIND Immobilien und KIND Hotel zur Unternehmensgruppe. Martin Kind ist verheiratet und hat zwei Söhne.

(mfi)

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