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Strategie

Solo für Gewerbekunden: Die richtige Entscheidung?

Ein Handwerksmeister trennt sich von Mitarbeitern und Privatkunden. Für ihn funktioniert es, bei den Kollegen löst er Kopfschütteln aus – aber auch Verständnis.

Auf einen Blick:

  • Heizungsbaumeister Frank Eilers hat genug vom Stress: Er arbeitet nur noch für Gewerbekunden – und ohne Mitarbeiter.
  • Seine Kritik an den Privatkunden sehen die Kollegen eher kritisch.
  • Sein Wechsel zum Solounternehmer findet auch Zustimmung.

Seit mehr als einem Jahr hat Frank Eilers keine Privatkunden mehr und auch keine Mitarbeiter. Stattdessen betreut er nun nur noch Gewerbekunden, als Solo-Unternehmer. Mit 57 sei es für ihn an der Zeit gewesen, den Stress zu reduzieren und zum richtigen Zeitpunkt die richtige wirtschaftliche Entscheidung zu treffen.

Frank Eilers Gründe für den Wechsel:

  • Der Stress: Privatkunden würden immer beratungsintensiver. Im Vergleich dazu seien Gewerbekunden Profis mit viel weniger Erklärungs- und Abstimmungsbedarf.
  • Die Zahlungsbereitschaft: Privatkunden würden heute höchste Qualität zu niedrigsten Preisen erwarten, ohne das Know-how und die Beratung durch den Fachmann zu honorieren.
  • Die Nachfolge: Eigentlich wollte Eilers' Sohn den Betrieb übernehmen, hatte es sich jedoch angesichts des zunehmenden Stresses inzwischen anders überlegt.

Sein Fazit nach knapp einem Jahr auf neuem Kurs: Er habe die Entscheidung nicht bereut, obwohl der Verdienst jetzt geringer sei. „Aber alles ist viel entspannter.“

Und was sagen die Kollegen dazu? Ihre Reaktionen auf unseren Artikel sind gemischt.

Reaktionen zum „Stress mit Privatkunden“

Dazu schreibt Elektromeister Bert Zakrzewski aus Delmenhorst: „Ich habe zwei, drei Gewerbekunden, aber 96 Prozent sind Privatkunden. Ich kann mich nicht beklagen. Natürlich hat man auch mal Problemkunden. Aber wenn man Privatkunden das Gefühl gibt, dass man sie ernst nimmt und so berät, dass keine Unstimmigkeiten aufkommen, dann kann man mit privaten Kunden genauso umgehen wie mit Gewerbekunden.

Entscheidend ist immer der direkte Kontakt zwischen Chef und Kunde. Bei mir weiß der Kunde immer, dass alles aus einer Hand kommt. Und durch den direkten Kontakt kann ich auch besser entscheiden, ob die Chemie zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer passt, bevor ich einen Auftrag annehme. Dafür entwickelt man mit der Zeit schon ein gutes Bauchgefühl, das sind keine Spontanentscheidungen.“

Schuhmacher-Meister Andreas B. schreibt: „Leider wahr. Ich komme aus einer anderen Branche und mache viele Reparaturen für Privatkunden. Meist geforderter handwerklicher Anspruch: egal wie. Reparaturpreise werden mit den Preisen von Fertigprodukten aus Billiglohnländern verglichen. Notgedrungen, bei mangelndem Wissen über das Produkt, passt aber eben nicht zusammen."

Elektromeister Jürgen Brenner:  „Privatkunden sind kritisch, anspruchsvoll und Beratungen nehmen viel Zeit in Anspruch.“ Aber solche Kunden seien meistens sehr dankbar für „eine gute, saubere Handwerks-Leistung, die den Preis rechtfertigt“. „So etwas schafft man nur schwer mit wechselndem Personal, sondern mit Topleuten, Kontinuität und klarer Ausrichtung auf Spitzenprodukte. Auch ich wähle meine Handwerker genau so aus.“ Brenners Empfehlung: „Die angesprochenen Zeit-Diebe, können oft schon mit erhobenen Planungs- und Beratungspauschalen vorab erkannt werden. Da muss sich das Handwerk einiger sein ...“ 

Reaktionen zur Arbeit als Solounternehmer

Elektromeister Christoph Hensel: „Keine festen Mitarbeiter mehr? Wie soll das denn bitte gehen? Gute Mitarbeiter sind die Seele des Betriebes.“

Das sieht Elektromeister Bert Zakrzewski anders: „Gut verstehen kann ich aber Frank Eilers' Entscheidung, alleine zu arbeiten. Ich habe mich vor 13 Jahren selbstständig gemacht und bin Solounternehmer geblieben. Irgendwann kam der Punkt, an dem ich mich entscheiden musste: vergrößern oder solo weitermachen. Ich habe darüber mit Kollegen gesprochen und die haben mir geraten: Wenn du die Wahl hast, dann bleib alleine. Und als Solounternehmer kann ich auch freier entscheiden, ob ich bei einem Kunden auf mein Bauchgefühl höre. Je mehr Mitarbeiter man hat, desto größer ist die Verantwortung, für die Mitarbeiter und ihre Familien. Dann ist man eher gezwungen, auch Aufträge anzunehmen, die nicht so attraktiv sind.

Natürlich besteht die Gefahr, dass ich mal krank werde und in der Zeit kein Geld verdiene. Aber so problematisch ist das nicht. Bin ich alleine und werde krank, dann rufe ich beim Kunden an und vereinbare einen neuen Termin. Und dann kann ich in Ruhe und schnell regenerieren. Wenn ich Mitarbeiter hätte und krank würde, müsste ich mich dennoch ins Büro schleppen und zumindest die Leute einteilen, also würde es länger dauern, bis ich wieder produktiv mitarbeiten könnte. Außerdem arbeite ich eng mit zwei anderen Elektromeistern zusammen. Wir nehmen uns nicht gegenseitig die Kunden weg, sondern helfen uns und stellen uns die Arbeit untereinander in Rechnung.“

Was sagen Sie: Können Sie Frank Eilers' Entscheidung verstehen? Schreiben Sie uns!

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