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Personal

Lidl, lass die Finger von den Azubis!

Der Discounter Lidl lockt Haupt- und Realschüler mit bis zu 1000 Euro Ausbildungsvergütung - im Monat! Geld als Einstiegsdroge in einen trostlosen Beruf? Solche Löhne schaden den Jugendlichen und dem Handwerk, warnt handwerk.com-Autor Jörg Wiebking.

Lieber Lidl,

wir sind schockiert, was Du Deinen Auszubildenden bezahlst. Auf riesigen Plakaten kann es jeder in Deinen Märkten lesen: 750 Euro gibt es bei Dir im ersten Lehrjahr, 850 im zweiten und 1000 im dritten Jahr. So viel willst Du Haupt- und Realschülern zahlen, die bei Dir Verkäufer oder Einzelhandelskaufmann lernen?

Bist Du noch zu retten, Lidl? Machst Du das, um Dein Image als Arbeitgeber aufzupolieren? Nötig hättest Du es ja. Aber für die Jugendlichen ist das eine Einstiegsdroge. Erst fixt Du Sie mit viel Geld an. Und wenn sie dann voll drauf sind? Dann kommen Sie nicht mehr von Dir los.

In der Lidl-Welt mag ja seit neuestem alles ganz toll sein. Nach der Ausbildung mindestens 10 Euro pro Stunde für jeden, lässt Du in den Medien verbreiten. Viele Mitarbeiter bekämen auch mehr. Doch wenn ich mir so die Gesichter der meisten Frauen (und wenigen Männer) bei Dir an den Kassen anschaue, dann sehe ich graue, müde Menschen vor mir. Fertig vom ewig monotonen, stressigen Discounter-Dreikampf - Packen, Scannen, Kassieren. Dafür reichen Deine Löhne als Schmerzensgeld kaum aus.

Wer will das denn sein Leben lang machen? Doch wer einmal in Deine Fänge geraten ist, dem fehlen die Alternativen. Endstation Discounter. Das, lieber Lidl, ist den meisten Jugendlichen natürlich nicht klar. Die denken noch nicht an Ihre Zukunft. Die sehen nur die 1000 Euro.

Am schlimmsten daran ist jedoch, dass sich das herumspricht und Du so auch noch anderen Jugendlichen die Perspektiven nimmst: Wer will schon als Fahrzeuglackierer für 508 Euro im dritten Lehrjahr arbeiten, wenn sein Kumpel bei Dir das Doppelte bekommt?

Dabei hätten viele Jugendliche im Handwerk eine echte Perspektive. Und ein Leben, das man auch als ein Leben bezeichnen kann, in dem sie nicht nur als menschliche Pack- und Kassiermaschinen fungieren.

Im Handwerk könnten Jugendliche Fähigkeiten entwickeln, die ihnen überall zugutekommen. Sie könnten Kreativität zeigen, Erfinder und Problemlöser werden, stolz auf sich und ihre sinnvolle Arbeit sein.

Lidl, sei vernünftig: Lass die Finger von den Jugendlichen! Wenn es Dir wirklich um motivierte und engagierte Mitarbeiter geht, dann kommst Du mit Geld alleine sowieso nicht weiter. Dann muss sich einiges mehr bei Dir ändern.

Es grüßt

- Redaktion handwerk.com -

PS:: Wie kreativ und engagiert Azubis im Handwerk sind, zeigen übrigens viele Kurz-Videos, in denen Auszubildende mal witzig, mal sachlich, über ihre Ausbildung berichten. Die Videos sind hier zu sehen .

Weitere Kommentare von Jörg Wiebking:

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