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Nicht günstig, aber eine echte Alternative in Notfällen:  Firmenkredite von Finanzierungsportalen. 

Inhaltsverzeichnis

Unternehmensfinanzierung

Lohnt sich ein Firmenkredit aus dem Internet?

Firmenkredite aus dem Internet: Finanzierungsportale versprechen viel, doch was können sie wirklich bieten?

Auf einen Blick:

  • Finanzierungsportale bieten Firmenkredite als Direktkredite an oder vermitteln Angebote von Banken.
  • Günstig sind solche Darlehen nicht, aber eine echte Alternative in Notfällen – wenn es schnell gehen muss und die Hausbank sich quer stellt.
  • Die besten Chancen haben Standardfinanzierungen von Maschinen und Anlagen ab einem gewissen Mindestvolumen – und wenn der Betrieb die Mindestanforderungen an die Bonität erfüllt.
  • Schwierig wird allerdings ein direkter Angebotsvergleich bei Direktkrediten. Hier droht ein echtes Risiko.

Auf Unternehmenskredite spezialisierte Vermittlungsportale und Anbieter von Direktkrediten scheinen einiges zu bieten: günstige Firmenkredite, unverbindliche Anfragen in wenigen Minuten, persönliche Beratung, beste Konditionen … Was dran ist an solchen Versprechungen, weiß Christine Deibert vom Bundesverband der KMU-Berater. Die unabhängige Finanzierungsberaterin aus München nutzt die Portale für ihre Kunden aus dem Handwerk hin und wieder: „In Notfällen ist das eine sinnvolle Alternative.“

Wie unterscheiden sich Vermittlungsportale und Anbieter von Direktkrediten?

Firmenkredite gibt es im Internet auf zwei Wegen:

  • Vermittlungsportale wie die DFKP GmbhFincompareCompeonFinanzierung.com und Teylor.io reichen Kreditanträge an jene Banken weiter, mit denen sie zusammenarbeiten. Diese entscheiden dann anhand der eingereichten Unterlagen, ob sie dem Antragsteller einen Kredit anbieten – und zu welchen Konditionen.
  • Anbieter von Direktkrediten wie KapilendoCreditshelf, die Ing-Diba-Tochter Lendico und Indaro Mikrofinanz gehen diesen Umweg nicht, sondern vergeben Kredite selbst.

 „Von außen sind Vermittlungsportale und Direktanbieter kaum zu unterscheiden“, berichtet Deibert. Der Unterschied bestehe schlicht darin, wer den Kredit am Ende vergibt. Mit der persönlichen Beratung sei es in beiden Fällen nicht weit her: Entscheidungen würden in der Regel standardisiert anhand der eingereichten Unterlagen gefällt. „Das kann man nicht mit dem Firmenkundenberater in einer Hausbank vergleichen, der seine Kunden kennt und sich auf deren individuelle Situation einstellt.“

Schnell gehe es dafür allerdings, wenn die Unterlagen vollständig hochgeladen sind und der Kreditnehmer ins Geschäftsmodell passt. „Das Geld ist dann teilweise schon innerhalb von 10 Tagen da.“

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3 Hürden auf dem Weg zu Firmenkrediten

Nach Deiberts Erfahrung sind Firmenkredite online nur unter bestimmten Voraussetzungen eine Alternative:

  • Vorhaben: Betriebsmittel, Maschinen, IT, Immobilien, Umschuldungen … Die Liste der möglichen Finanzierungsanlässe auf den Sites ist lang, fast jeder Anlass scheint abgedeckt. Doch „in der Regel kommen fast nur Standardfinanzierungen infrage“, berichtet Deibert. Eine Maschine, die sofort bezahlt wird, sei kein Problem. Und wie sieht es mit 30 Prozent Anzahlung bei Bestellung, Teilzahlungen und eine Schlusszahlung bei Abnahme aus? „Das wird schwierig“, sagt die Expertin. So wie „praktisch alles, was mit Verhandlungen, individueller Gestaltung und Mischfinanzierung verbunden ist“, Betriebsübernahmen zum Beispiel.
  • Kreditvolumen: Kreditanträge unter 50.000 Euro seien „völlig aussichtslos, daran verdienen die Anbieter zu wenig“. Ab einem Kreditvolumen von 100.000 Euro werde es für die Portale interessant. Alles was dazwischen liegt, sei Glückssache. Eine Ausnahme sei ihres Wissens Indaro, ein Anbieter, der auch Finanzierungen bis 25.000 Euro für kleine Vorhaben übernimmt.
  • Bonität: Je besser die Bonität, desto besser seien die Chancen. Ein Schufa-Eintrag wäre hingegen ein K.O.-Kriterium. Auch die Bonitätsklasse bei der Creditreform spiele eine Rolle: „Wenn die Bonitätsklasse schlechter als 3 ist, wird es schwierig. Manche Anbieter lassen sich noch auf eine 3,5 ein, aber dann ist praktisch Schluss“, sagt Deibert.

Für wen kommen Firmenkredite aus dem Internet infrage?

Trotz dieser Einschränkungen nutzt Deibert gelegentlich solche Angebote für ihre Kunden. „Es gibt Fälle, in denen Betriebe trotz sehr guter Bonität und einer jahrelangen Geschäftsbeziehung plötzlich Probleme mit ihrer Hausbank bekommen“, berichtet die Beraterin.

Diese Fälle nähmen zu: „Gerade jetzt zucken die Banken immer häufiger bei Kreditanfragen.“ Plötzlich tauchten Zweifel an der künftigen Kapitaldienstfähigkeit nach der Coronakrise auf, „da kommen schon sehr fadenscheinige Ablehnungsgründe“. Das habe etwas mit der Geschäftspolitik der jeweiligen Hausbank und den Risiken in ihrem bestehenden Kreditportfolio zu tun.

Für gesunde Betriebe seien Online-Darlehen in solchen Fällen eine echte Alternative. Und manchmal genüge es sogar, das Angebot für einen Kredit auf den Tisch zu legen, um die Einstellung der Hausbank zu ändern.

Welche Risiken gibt es bei Firmenkrediten?

Christine Deibert sieht vor allem zwei Risiken bei Finanzierungen aus dem Internet:

  • Liquidität: Unternehmer sollten unbedingt eine mittelfristige Unternehmens- und Liquiditätsplanung erstellen, empfiehlt die Beraterin. Die Planung werde zwar von den Anbietern nicht verlangt, diene aber der eigenen Sicherheit: Können sie immer pünktlich die Raten zahlen – von Anfang an und bis zum Schluss? Denn eine tilgungsfreie Anlaufphase gebe es bei den Online-Krediten nicht und auch keine Laufzeiten von mehr als fünf Jahren. „Das passt nicht immer mit der Abschreibungsdauer von Anlagen zusammen“, warnt Deibert.
  • Bonität: Jede Kreditanfrage lande bei der Schufa und bei der Creditreform. Diese Organisationen speichern die Abfragen – und mit jeder neuen Anfrage verschlechtere sich die Bonität. Das erschwere einen Angebotsvergleich unter Direktanbietern. Hier seien die Vergleichsportale zumindest bei der Schufa im Vorteil: Sie leiten die Anfrage zwar an verschiedene Banken weiter, doch das löse nur neutrale Anfragen bei Schufa aus – ohne Eintrag und ohne Folgen für die Bonität. Ob allerdings die angefragten Banken ihrerseits gleich eine konkrete Schufa-Abfrage für ein bestimmtes Produkt starten, haben die Portale nicht in der Hand.

Woran erkenne ich seriöse Anbieter?

Wer sich für einen Firmenkredit aus dem Internet interessiert, sollte sich über die Anbieter informieren:

  • Gebühren und Zinsspannen sollten auf den Websites der Anbieter zu finden sein.
  • Auch die Suche nach Erfahrungsberichten und Referenzen im Internet sei sinnvoll, „aber da muss man schon ein bisschen surfen“, sagt Deibert.

Die Seriosität von Anbietern macht die Expertin an zwei Punkten fest:

  • Der Anbieter sollte „ordentliche Unterlagen“ anfordern. Das seien in der Regel die letzten drei Bilanzen oder Einnahmen-Überschussrechnungen, eine aktuelle Betriebswirtschaftliche Auswertung, Summen- und Saldenlisten, einen Bankenspiegel, der sämtliche Gläubiger auflistet, und bei Investitionsvorhaben auch ein Angebot für die Investition.
  • Er sollte Gebühren oder Provisionen erst nach Auszahlung des Darlehens verlangen und nicht schon vorab.

Wie hoch sind die Kosten?

Teuer seien Online-Kredite in jedem Fall, warnt Deibert. „Da ist man dann schon überrascht, wie hoch die dann sind.“ Andererseits verzichteten die Anbieter in der Regel auf Sicherheiten, was die Gebühren und hohen Zinsen zumindest teilweise rechtfertige. „Aber im Einzelfall kann das durchaus anders sein.“

„Aber die Zinsen sind bei seriösen Finanzierungen für gesunde Unternehmen nicht das Thema“, sagt die Expertin. Günstiger als die vier oder sechs Prozent, die vielleicht eine bockige Hausbank verlangt, werde das Angebot schon ausfallen. „Solche Kredite sind jedenfalls eine gute Alternative in Notfällen“, sagt Deibert. Ein dauerhafter Ersatz für eine gute Bankbeziehung seien die Online-Anbieter jedoch nicht. „Jeder Handwerksbetrieb brauche eine Hausbank – und eine zweite Bank, denn auf einem Bein kann man nicht stehen.“

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