Der Automationsspezialist Neuenhauser ist ein Problemlöser der Textilindustrie. Ein unkonventioneller Prototyp steht jetzt vor dem Praxistest die Innovationsförderung hat das Projekt ermöglicht.
Von Torsten Hamacher
Das Problem klingt banal, doch für die Textilindustrie sind lose Garn-Enden eine heikle Angelegenheit. Innerhalb der automatisierten Produktion von bis zu 150 Kilogramm schweren Garnrollen werden die losen Enden entweder manuell oder mit aufwändiger und damit störanfälliger Maschinentechnik fixiert. Davon haben wir bei unseren Kunden immer wieder gehört, sagt Unternehmer Bernd Voshaar. Seine Unternehmensgruppe ist dienstleistungsorientiert, deshalb dauerte es nicht lange, bis in der Entwicklungsabteilung angefangen wurde, über eine Lösung des Problems nachzudenken. Wir wollen unseren Wettbewerbern immer einen Schritt voraus sein, sagt der Leiter der Abteilung Automation und Sondermaschinenbau, Bernd Keen.
Foto: Hamacher
Weil er in Kundengesprächen genau hingehört hatte, wusste Projektleiter Jörg Wolf worauf es ankommt: Die fixierten Garn-Enden müssen eine gleichmäßige Länge haben und sich bei Bedarf wieder leicht lösen lassen. Entscheidend auch: Das Material darf beim Fixieren nicht beschädigt werden. Das wäre fatal, wenn aus dem Garn beispielsweise Sicherheitsgurte für die Automobilindustrie entstehen sollen, verdeutlicht Keen.
Praktisch zeitgleich zu den ersten Vorüberlegungen unterhielt sich Unternehmer Voshaar mit Jörg Alexander, dem Innovationsberater der Handwerkskammer Osnabrück-Emsland. Dabei entstand die Idee, die Entwicklung des Prototypen als Innovationsprojekt aufzusetzen. Eigentlich ein typischer Fall, sagt Alexander. Oft zeigten erst solche Gespräche die Möglichkeiten einer Förderung auf.
Überraschend einfache Lösung
Im Fall Voshaar ging nach dem Gespräch alles ganz schnell: Der Unternehmer stellte den Antrag auf Innovationsförderung. Die Förderung wurde bewilligt. Und wenig später machten sich Wolf und Keen mit ihren Kollegen im Sondermaschinen-bau an die Arbeit. Die Technik musste verschieden starke Rollen handhaben können und durfte nicht aus dem Tritt kommen, wenn die Garn-Enden unterschiedlich lang sind. Die Lösung überrascht mit ihrer Einfachheit: Ist die Rolle im Automaten angekommen, wickelt sie ein Motor ein Stück ab. Eine trichterförmige Auffangschale unter dem Rollenhalter sorgt dafür, dass die Garn-Enden sauber geführt und abgelängt werden können. Anschließend wickelt die Maschine das Garn wieder auf. Ein Exzenter hält dabei die letzten zwei Wicklungen auf Abstand und führt das Garn vor eine Luftdüse. Mittels Druckluft werden die beiden nebeneinander liegenden Wicklungen verwirbelt. Und schon ist das Garn transportsicher fixiert.
Bei unseren Kunden stieß die neue Maschine sofort auf Interesse, sagt Projektleiter Jörg Wolf. Schon in den nächsten Wochen soll die Anlage in den Testbetrieb gehen. Anschließend steht die weitere Vermarktung der neuen Technik aus Neuenhaus an.
www.neuenhauser.de
