Daimler-Chrysler geht mit dem Luxusmobil, das nach Jahrzehnten die Geschichte der Traditionsmarke Maybach fortsetzen soll, neue technische und gestalterische Wege sowohl in der Entwicklung als auch in der Herstellung. Das Prestigeprojekt hat seinen Preis: Über 300.000 Euro wird ein Maybach kosten.
Die Macher des Autokonzerns hatten ein drehbuchreifes Szenario entworfen: Schließlich musste es ein besonderer Augenblick sein, in dem sich der Vorhang für die weltbedeutende Automobilität hob. Damit aus den Ideen Wirklichkeit wurde, hat die Mannschaft um Metallbauer Friedrich Ahlgrimm in Steinsberg (Rhein-Lahn-Kreis) tagelang rund um die Uhr gearbeitet. Der Auftrag: ein gläserner Sarkophag, in dem der Maybach von Europa in die USA gebracht werden sollte zu Wasser und in der Luft. Eine durchsichtige Garage aus Metall und Glas, vollgestopft mit Elektrik und Leuchtstoffröhren.
James Bond lässt grüßen
Ein James Bond-Film hätte nicht einfallsreicher sein können. Im Hafen von Southhampton in England wurde das fast drei Tonnen schwere Luxusauto in den gläsernen Container gefahren. Ein Schwimmkran platzierte die wertvolle Fracht mit viel Spektakel auf dem Oberdeck des Luxusdampfers Queen Elisabeth 2. Fest vertäut trat die ungewöhnliche Decksladung ihre Reise nach Amerika an.
Fünf Tage später erlebte das Auto im New Yorker Hafen einen typisch amerikanischen Auftritt. Ahlgrimms Leute hatten die gläserne Garage eine Stunde vor dem Einlaufen für einen Rundflug über der Stadt vorbereitet. Ein riesiger Hubschrauber hat den Container vom Schiff in die Stadt geflogen. Unten rollte ein riesiges Banner aus, auf der die Ankunft des neuen Maybach weit lesbar verkündet wurde, schildert Handwerksmeister Ahlgrimm die Regieanweisungen.
Der Landeplatz des ungewöhnlichen Rundfluges war der Haupteingang des weltbekannten Luxushotels Walldorf Astoria. Nachdem die Räder erstmals amerikanischen Boden berührt hatten, fuhr das teure Luxusmobil dorthin, wo viel Geld im Spiel ist: mitten aufs Börsenparkett an der Wall Street.
Angstvolle Blicke nach den Anschlägen
Erleichtert war er in diesen Augenblicken, erinnert sich Ahlgrimm. Nach den Anschlägen schauen die Leute natürlich mit Sorge in den Himmel, wenn da etwas tief über der Stadt fliegt. Gedanken über Pannen wollte sich der Handwerksmeister gar nicht erst machen: Mit der Planung und der Berechnung im Vorfeld haben wir getan, was wir tun konnten. Als der Container am Hubschrauber hing, konnten wir sowieso nicht mehr eingreifen.
Ahlgrimms Team hat nach der erfolgreichen Landung der Luftfracht die Sachen gepackt und ist inzwischen zurückgekehrt: aus der Millionenmetropole in ein kleines Dorf mit seinen rund 150 Haushalten. Aus Steinsberg wurden schon einige Wunderwerke der Technik in die Welt geschickt. Unter den Kunden des Metallbaubetriebes sind bekannte Namen wie Volvo und Sony zu finden. Die Konzerne lassen in Steinsfeld riesige, oft viele Tonnen schwere Messestände bauen ob für die CeBIT oder den Pariser Automobilsalon. Kein Auftrag ist wie der andere. Wenn es um Werbung oder um Präsentationen geht, wirkt nichts Abschreckender als ein Aufguss vom letzten Jahr, sagt Ahlgrimm.
Der Unternehmer ist Manager und Handwerker in einem. Bei allem Zeitdruck behält er immer einen ruhigen Ton, ist immer dort, wo er gebraucht wird. Seine 25 Mitarbeiter sind aufeinander eingespielt. Zu Ahlgrimms bunter Truppe" zählen mehrere Meister, darunter Schreiner, Schlosser und Heizungsbauer, Maurer, Elektriker und Feinmechaniker. Projekte wie das jüngste sorgen für eine Menge Spaß, verlangen den Handwerkern aber auch Einiges ab: Wenig Zeit und viel Arbeit, Überraschungen aller Art inklusive.
Mitten im Bau der Maybach-Garage kam die Nachricht aus den USA, dass der Hubschrauber nur acht Tonnen heben kann damit waren wir zu schwer. Computer berechneten neue Statiken, schnell fanden Ahlgrimms erfahrene Leute die Lösung für die Aufhängung am Unterboden. Damit konnte die obere Traverse leichter gebaut werden. Perfekte Arbeit für eine perfekte Inszenierung, auf die Beine gestellt durch Handwerker in einem kleinen Ort im Taunus.