Lebensmittelhersteller wie Ferrero, Bahlsen oder Lindt werben mit handwerklichen Leistungen: Im TV-Spot von Ferrero zum Beispiel rührt eine junge Frau eine Nuss-Schoko-Créme an. Für ein „Hanuta“. Sie tut das vor den Augen eines verzauberten jungen Mannes. „Unsere Backstube im TV!“ heißt es dazu auf der Hanuta-Website.
Handwerker und Verbraucherschützer werfen den Konzernen Verbrauchertäuschung vor (wir berichteten). Die Frage ist nun: Was können die Betriebe und Berufsverbände tun, um den millionenschweren Kampagnen der Industrie etwas entgegenzusetzen?
Antwort Nr. 1: Verbandsklagen
Eine Möglichkeit besteht darin, juristisch gegen die Konzerne vorzugehen. Das aber sei teuer, langwierig und riskant, sagt Amin Werner vom Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks in Berlin. 2010 hat der Verband eine Klage gegen Aldi Süd eingereicht. Für die von ihr vertriebenen Brote und Brötchen aus dem Backautomaten wirbt die Discount-Kette mit dem Slogan „Backofen – immer frisch von früh bis spät“. „Jetzt bekommen wir bald unser Rechtsgutachten“, sagt Werner. Das Ganze kann also noch dauern.
Lesen Sie auf Seite 2, was die Betriebe gemeinsam erreichen können.
Antwort Nr. 2: Gemeinsame Werbung
Große Werbekampagnen sind für kleine Betriebe nur dann erschwinglich, wenn sie sich zusammentun. Die Werbegemeinschaft des Deutschen Bäckerhandwerks etwa schaltet Anzeigen und Fernsehspots, um das Image der Bäcker zu stärken. Außerdem stellt sie den Innungsbetrieben Werbemittel wie Plakate und Flyer sowie ein „Rundum-Sorglos-Paket“ für den Messestand zur Verfügung.
Antwort Nr. 3: Gütegemeinschaften
„Wir haben mehrere Trumpfkarten in der Hand“, sagt Michael Peschke vom Deutschen Konditorenbund. Das seien Frische, Handarbeit, persönliche Beratung und die Fähigkeit, flexibel auf Sonderwünsche zu reagieren. Diese und andere Trumpfkarten gelte es auszuspielen. Um gemeinsam für mehr Qualitätstransparenz zu sorgen, können Betriebe Qualitäts- oder Gütegemeinschaften bilden. Sie formulieren Qualitätskriterien, sorgen für Kontrollen und kommunizieren ihre Bemühungen nach außen. Als „Beweis“ dienen Zertifikate und Gütesiegel.
Auf diese Strategie setzen zum Beispiel die Mitglieder des Vereins „Die Bäcker. Zeit für Geschmack.“ (www.die-baecker.org) Sie verpflichten sich unter anderem dazu, in ihren Betrieben keine industriellen Vormischungen oder tiefgekühlte Fertigprodukte einzusetzen. Wer die Prüfkriterien erfüllt, darf mit dem Qualitätssiegel des Vereins für sich werben.
Was jeder einzelne Betrieb tun kann, lesen Sie auf Seite 3.
Antwort Nr. 4: Der "gläserne" Betrieb
Bäckermeister Cord Buck nutzt das Qualitätssiegel des Vereins „Die Bäcker. Zeit für Geschmack“. Ihm zufolge können die Betriebe jedoch auch ohne Siegel eine Menge für das Image des Berufsstandes tun. Der Chef von Buck‘s Backparadies in Langenhagen plädiert für die „gläserne Backstube“: Die Kunden sollen sehen, wie Bäcker arbeiten und was sie von der Industrie unterscheidet – ob live vor Ort oder im Video auf der Firmenwebsite.
Buck selbst steht etwa 20 Stunden pro Woche mit im Verkauf, „um präsent zu sein für Nachfragen“. Und er erledigt kleinere handwerkliche Arbeiten direkt im Laden, also vor den Augen seiner Kunden. „So kann man sich ein bisschen abheben und darstellen“, sagt der Unternehmer. „Da könnten wir im Handwerk wesentlich mehr machen.“
(afu)
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