Von Jutta Lemcke
Ich will die besten Messer der Welt schaffen, sagt Lars Scheidler und betrachtet gedankenverloren eines seiner Werke. Das Zubereitungsmesser mit Damastklinge
hat einen formvollendeten Griff aus 5000 Jahre alter Mooreiche. Es gehört zu einer Kollektion von sechs Messern, mit denen
sich Scheidler kürzlich den international anerkann-ten Messerpreis Knife Award IWA sicherte. Scheidlers Messer haben wenig mit dem zu tun, was sich gemeinhin in häuslichen Küchen-schubladen findet. Es sind Präzi-sionswerkzeuge, die perfektes Schneiden garantieren und es sind ästhetische Wunderwerke. Die archaisch geformte Klinge trägt Scheidlers Stempel, eine Fledermaus. Die Griffe sind fein poliert. Die Spitze der Schneide ist zwölfmal dünner als Frischhaltefolie.
Bis zu 60 Stunden Arbeit investiert Lars Scheidler in seiner alten Bauernscheune am Steinhuder Meer in die Herstellung eines einzigen Messers. Er ist Schmied, Härter, Schleifer, Schreiner und Sattler in einem. Scheidler macht alles selbst von der Zeichnung über das Feuerschweißen und Schmieden, das Härten, Anlassen und Wasserschleifen bis zur Fertigung und Montage des Griffs und der Messerscheide aus Leder. Nicht weniger als vier Dutzend Arbeitsschritte sind nötig, um ein perfektes Nesmuk-Messer zu fertigen. Nesmuk ist ein alter Indianername und beschreibt eine Messerform, die in der Tradition der 3500 Jahre alten Messerschmiedekunst immer wieder vorkommt. Ich habe lange nach der perfekten Form gesucht, sagt Scheidler, mit dem Nesmuk habe ich mein Messer gefunden.
Die Anforderungen, die der 39-Jährige an die Qualität seiner Produkte stellt, sind hoch. Nach dem Härten muss der Stahl Glas ritzen können, und das fertige Messer
muss den Fingernageltest bestehen. Nur wenn die schräg auf dem Nagel aufgestellte Klinge nicht abrutscht, ist Scheidler zufrieden. Seine Messer gehören zu den härtesten der Welt und sind sogar vergleichbaren Messern aus Japan überlegen. Die Klinge besteht aus sehr hartem Feilenstahl mit hohem Kohlenstoff-anteil. Der Stahl wird mit weicheren Außenlagen, zum Beispiel Butter-eisen, feuerverschweißt. Dieser anspruchsvolle Materialmix macht das Messer gleichzeitig scharf, elastisch und bruchfest.
Ein Nesmuk-Messer aus der Werkstatt von Lars Scheidler gehört in die Hände eines Liebhabers. Es besteht aus nicht rostfreiem Stahl, der eine viel feinere Struktur besitzt als rostfreier Stahl und das Messer länger scharf bleiben lässt. Es wird von Hand gepflegt und mit chinesischem Kamelienöl behandelt. Zum Schärfen sollte ausschließlich der Belgische Brocken, ein Naturstein mit feinsten Granatein-lagerungen, herangezogen werden.
Wer ein handgefertigtes Nesmuk-Messer besitzen möchte, muss etwas tiefer in die Tasche greifen. Für Einsteiger empfiehlt sich das Cityknife zum Preis ab 700 Euro. Für den Griff kann zwischen Buchsbaum, Olive, Zwetschge oder Palisander gewählt werden. Nach oben sind preislich kaum Grenzen gesetzt. Gerade hat ein Kunde bei Lars Scheidler ein sehr großes Jagdmesser mit einer Zwinge aus 18 Karat Feingold und einem Griff aus Walrosselfenbein mit Motiv bestellt. Dieses schmucke Stück wird nicht unter 7000 Euro zu haben sein.
www.nesmuk.de
Fotos: privat