Einen Waffenschrank aus massiver Eiche für einen Milliardär aus Santa Fe. Schränke und Türen für den Palast des Königs von Saudi-Arabien, Inneneinrichtungen für die Festung auf dem Mont St. Michel in der Bretagne das sind die Referenzobjekte, mit denen Christoph Hansen seine Kunden beeindrucken kann.
Die umfangreiche Fotomappe ist das kostbarste Souvenir, das der erst 21-Jährige Tischlergeselle aus Paris mitgebracht hat nach Gerwisch bei Magdeburg. Gut anderthalb Jahre hat er in einer "Ebenisterie, einer Kunsttischlerei, in Paris gearbeitet. "Dort habe ich eine Qualität der handwerklichen Arbeit kennen gelernt, die in Deutschland sehr selten ist, sagt Hansen. Sein französischer Arbeitgeber hat sich mit seinem acht Mitarbeiter starken Team auf das Restaurieren und den Nachbau historischer Möbel spezialisiert zur Zufriedenheit einer illustren Kundschaft. Zur Leistungspalette des Betriebes gehören Edelfurniere und Intarsienarbeiten. "Ich habe dort zum Beispiel eine ganz ungewöhnliche Intarsien-Technik gelernt: Dafür haben wir die Edelhölzer in Gramm abgewogen.
Die Sprache schnell gelernt
Dabei war der Aufenthalt in Frankreich eigentlich nur als Notlösung gedacht: Sein Lehrbetrieb rutschte in die Insolvenz, nachdem Christoph Hansen gerade noch so eben seine Lehre abschließen konnte. Den frisch erworbenen Gesellenbrief in der Tasche, stand er plötzlich auf der Straße. "Mein Ausbilder brachte mich auf die Idee, ins Ausland zu gehen und hat mir den Kontakt zu Frau Berger vom Euro Info Centre Magdeburg vermittelt, erinnert sich Hansen. Im Rahmen des Sesam-Programms fand sie für ihn schließlich die Stelle in der Pariser Kunsttischlerei. "Anfangs konnte ich kaum Französisch. Aber im Sprachkurs und vor allem durch die Arbeit im Betrieb habe ich die Sprache schnell gelernt.
Christoph Hansen blieb auch in Paris, als das Sesam-Programm nach acht Monaten auslief und lebte von dem Geld, das ihm sein dortiger Arbeitgeber zahlte. Gern wäre er auch noch länger geblieben doch die deutschen Behörden beorderten ihn zum Zivildienst zurück. Als er allerdings im vergangenen April nach Deutschland zurückkam, wollte ihn die Zivildienststelle nicht mehr einstellen: "Irgend etwas war da wohl schief gelaufen.
Das Beste aus der Situation machend, zog es Hansen nun an die Meisterschule. "Doch die Kurse beginnen alle erst im Herbst. Also stand ich schon wieder auf der Straße. Erneut wusste Katharina Berger Rat: "Innerhalb von drei Wochen hat sie mir ein Praktikum samt Sprachkurs in Italien vermittelt, ebenfalls bei einem Fachmann für Möbel-Restauration.
Nun ist Christoph Hansen zurück in Deutschland und beginnt in wenigen Tagen seine Meisterausbildung in Berlin. Danach will er mit seinem ehemaligen Ausbilder einen Betrieb gründen. Dank seines in Frankreich und Italien erworbenen Fachwissens fühlt sich der junge Tischler gut gewappnet für diese Herausforderung: "Die nötigen betriebswirtschaftlichen Voraussetzungen lerne ich jetzt noch auf der Meisterschule.
Eine geeignete Werkstatt haben die beiden Existenzgründer bereits gekauft, im April wollen sie dort mit der Arbeit beginnen. Schon jetzt haben sie mehr als genug Aufträge. "Als sich herumsprach, dass ich auch Edelfurniere mache, hagelte es geradezu Aufträge für antike Möbel, die ich aufarbeiten soll. Zu seinem Pariser Chef steht er noch immer in Kontakt: Über ihn kann ich auch weiterhin mein Material beziehen. Das bekommt man hier kaum zu kaufen und die Qualität ist längst nicht so gut. Es habe sich sogar ein Kunde eingefunden, der den Waffenschrank nachgebaut haben will in einer etwas günstigeren Variante als das Original von 30 000 Euro.
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