Langfristige Planung
Schon als Geselle saß Heiko Schulz in den Startlöchern, um eines Tages den Betrieb seines Chefs zu übernehmen. Mir war eigentlich schon lange klar, dass ich die Tischlerei irgendwann einmal selbst führen möchte, berichtet Heiko Schulz. Über zehn Jahre lang habe ich auf das Ereignis hingespart. Der 36-jährige Tischlermeister hat am ersten Juni 2001 die Tischlerei Bosse in Wormsdorf (Sachsen-Anhalt) übernommen samt der beiden Gesellen. Hier hatte er vor knapp zwanzig Jahren seine Berufsausbildung als Lehrling begonnen, hier war er seit 1993 als Meister angestellt. Seitdem gab es die Absprache mit seinem Chef Horst Bosse, dass Schulz den Betrieb übernehmen wird, sobald Bosse, der den Betrieb in der dritten Generation geführt hatte, sich aus Altersgründen zurückziehen würde.
Informationssuche führt zur Kammer
Drei Monate vor der geplanten Neueröffnung beendete Schulz sein Arbeitsverhältnis. Diese Zeit brauchte er, um die Übergabe vorzubereiten. Schon vorher hatte Schulz so ziemlich alles gelesen, was ihm zum Thema Existenzgründung in die Finger fiel. Ich war regelrecht hungrig nach Informationen. Ich wollte wissen, wie man so etwas angeht. Bis er schließlich auf das Angebot der Handwerkskammer stieß. Als ich an dem Punkt angelangt war, wusste ich, hier bin ich richtig. Denn das Wichtigste ist, Leute zu kennen, die über alles Bescheid wissen.
Hilfe bei der Unternehmensbewertung
Zunächst kam ein Betriebsberater der Kammer in den Betrieb, um beim Erstellen des Bestandsverzeichnisses zu helfen. Es diente als Empfehlungen für die Unternehmensbewertung. Das war die Grundlage für die Preisverhandlungen zwischen Bosse und mir. Kaufen konnte Schulz die Maschinen, das Material, die Fahrzeuge für Haus und Grundstück schloss er einen Mietvertrag ab. Beim Aufsetzen des Vertrages hat mich auch die Kammer beraten.
Unternehmenskonzept gemeinsam erstellt
Besonders intensiv begleitet habe die Kammer dann die Erstellung des Unternehmenskonzeptes, sozusagen das Herzstück der Betriebsübergabe. Es ist Grundlage der Finanzierungspläne. Ohne Geschäftsplan gibt es keine Geld weder die Förderung der deutschen Ausgleichsbank (DtA) noch Kredite von der Hausbank oder Überbrückungsgeld vom Arbeitsamt. Einen Monat hat Schulz an dem Geschäftsplan gefeilt. Besonders wichtig war dabei die Rentabilitätsvorschau: Vereinfacht ausgedrückt kommen dabei als Ergebnis die Arbeitsstunden heraus, die ich pro Jahr verkaufen muss. Unerlässlich sei nach wie vor der Liquiditätsplan: So sehe ich, wieviel Umsatz ich bringen muss, damit unter dem Strich genug über bleibt.
Büro-Organisation strukturieren
Auch nach der Neueröffnung am ersten Juni wurde Schulz weiterhin von der Kammer begleitet. Frau Lorcy-Gross hat die ersten Rechnungen abgewartet, dann ist sie wieder hergekommen, um mir bei der Strukturierung der Büro-Organisation zu helfen. Dabei setzten beide gemeinsam einen Schwerpunkt auf die Computertechnik. Wenn ich etwa das Auftragsbearbeitungsprogramm nicht hätte, müsste ich eine Schreibkraft einstellen. Zurzeit nimmt Schulz an einem Existenzgründer-Begleitkurs der Kammer teil. Dort lerne er all die wichtigen Dinge, die man in der Meistervorbereitung zwar auch schon mal gehört, aber im Einzelnen längst wieder vergessen hat.